Trickserei oder Missverständnis? Mecklenburg-Vorpommern will auffällige Corona-Statistik eines Landkreises überprüfen

Blick auf das Covid-19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts.

Blick auf das Covid-19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts.

Schwerin. Die Grünen in Mecklenburg-Vorpommern hegen den Verdacht, dass der Landkreis Vorpommern-Greifswald seine Corona-Zahlen absichtlich zu spät meldet, um die Statistik künstlich nach unten zu drücken. Wie die „Ostsee-Zeitung“ (OZ) berichtet, will der Gesundheitsminister Harry Glawe den Fall nun genauer untersuchen.

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Demnach wies er aber zugleich die Kritik an der Meldestatistik des Kreises zurück. Er gehe von einem „gewissen Missverständnis“ bei den Grünen aus.

Die Grünen werfen der Kreisverwaltung Vorpommern-Greifswald vor, Zahlen systematisch verzögert zu melden, um damit Öffnungen in einer sich zuspitzende Infektionslage zu ermöglichen. Damit werde die Gesundheit vieler Menschen gefährdet.

Darum geht es im Detail: Würden Fälle erst vier Tage nach Feststellung der Infektion gemeldet, gehen sie nur noch für drei Tage in die Sieben-Tage-Inzidenz ein. Würden Fälle erst nach sieben Tagen nachgemeldet, sind sie für den Wert überhaupt nicht mehr relevant. Damit werde der für Kontaktbeschränkungsmaßnahmen wichtige Wert im Landkreis künstlich nach unten gedrückt.

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Die Partei beruft sich auf Untersuchungen eines Wissenschaftlerteams aus Rostock und Greifswald, dem auch der Physiker und Grünen-Kreischef von Vorpommern-Greifswald, Hannes Damm, angehört.

Auch dem auf Datenanalyse spezialisierten Rostocker IT-Unternehmen Systeon waren die großen Diskrepanzen bei den Zahlen aufgefallen. So hatte der Kreis für den 26. März eine Inzidenz von 124,8 gemeldet. Mit den nachgemeldeten Fällen lag sie nach Angaben von Systeon bei 202. „In dem Umfang sind die Diskrepanzen grotesk“, sagte der Systeon-Datenanalysespezialist Olaf Gschweng. „Diese Diskrepanzen legen den Verdacht einer Manipulation nahe.“

Auch das Datenportal Risklayer, in dem die Fälle nicht nach Melde-, sondern nach Eingangsdatum ausgewiesen werden, geht von real deutlich höheren Inzidenzen aus, als sie für Vorpommern-Greifswald ausgewiesen sind. Für Mittwoch meldete Risklayer eine Inzidenz von 222 für den Kreis. Offiziell lag sie bei 93,8.

Die Kreisverwaltung hatte bereits im März die Vorwürfe einer Manipulation zurückgewiesen, aber eingeräumt, dass man die Auffälligkeiten auch sehe. Tage später erklärte der Kreis die hohe Zahl der nachgemeldeten Fälle mit einem aufwendigeren Meldeverfahren.

pach/RND

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