Trump erweist den USA einen Bärendienst
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Donald Trump verprellt immer wieder andere Staaten und deren Regierungschefs. Der Ruf der USA leidet dadurch massiv.
© Quelle: dpa
Washington. Die Vereinigten Staaten erleiden durch die Präsidentschaft von Donald Trump einen enormen Imageschaden. Wie eine weltweite Studie des renommierten Pew Research Centers ergibt, schwindet das Vertrauen in die US-Regierung vor allem in Europa und Mittel- und Südamerika.
Besonders groß erscheint die Skepsis gegenüber den USA zurzeit in Deutschland: 62 Prozent der befragten Deutschen sehen Amerika in einem negativen Licht, und 87 Prozent geben an, kein Vertrauen in die Trump-Führung zu besitzen. In nahezu allen 37 Staaten, in denen das Washingtoner Umfrageinstitut repräsentative Umfragen durchführte, ergab sich durch den Machtwechsel im Weißen Haus ein düsteres Bild: Im Durchschnitt gaben nur 22 Prozent der Befragten an, Vertrauen in die neue US-Führung zu haben. Trumps Vorgänger Barack Obama kam zum Ende seiner Amtszeit auf 64 Prozent Zustimmung.
Eine Belastung für die Wirtschaft
Die Ablehnung der US-Politik lässt sich vor allem bei einem der wichtigsten Vorhaben des Präsidenten ablesen: Nur 16 Prozent geben an, den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko zu unterstützen. Der Widerstand gegen dieses Vorhaben ist erwartungsgemäß in Mexiko und anderen mittelamerikanischen Staaten groß. Aber auch in Europa stoßen die Pläne auf breite Ablehnung.
In der Erhebung fallen allerdings zwei Staaten aus dem Rahmen: In Israel und Russland liegen die Zustimmungswerte zu Trump deutlich höher. So stimmten in Russland 53 Prozent der Befragten dem neuen US-Kurs zu, während Amtsvorgänger Obama nur auf 11 Prozent kam.
Der frühere US-Botschafter und langjährige Diplomat Frank Wisner hält das Negativimage Amerikas für ein ernsthaftes Problem: „Ähnlich schlechte Zahlen gab es nach der achtjährigen Amtszeit von George W. Bush. Trump hat dafür nur sechs Monate benötigt.“ Für eine Führungsmacht und für eine Volkswirtschaft, die eng mit allen Kontinenten verknüpft ist, seien die Angaben eine Belastung, sagt Wisner. Viele Menschen seien enttäuscht, dass die neue Administration auf Distanz zu uramerikanischen Werten gehen würde. So sei kaum ein Bemühen zu erkennen, die freien Märkte zu verteidigen oder die kollektive Sicherheit und Menschenrechte zu stärken.
Auch in den USA ist die Stimmung mies
Das Pew Research Center führte die Erhebung, die es in gleicher Form seit 2002 gibt, nur außerhalb der USA durch. Die Ergebnisse anderer Meinungsforschungsinstitute zeigen aber an, dass diese Stimmungslage auch von der US-Bevölkerung geteilt wird: Die allgemeine Amtsführung und insbesondere die Außenpolitik stoßen bei einer Mehrheit der US-Bürger auf Ablehnung.
Dazu dürfte nicht zuletzt die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofes beitragen: Auch wenn das endgültige Urteil erst im Herbst fällt, wurde der Einreisestopp für Menschen aus sechs überwiegend muslimisch bewohnten Staaten am Montag für rechtens erklärt. Die Richter des Supreme Courts pochen allerdings auf großzügige Ausnahmeregelungen: Antragstellern, die enge private oder geschäftliche Beziehungen nach Amerika unterhalten, sei die Einreise zu erlauben. Trump bewertete die Bestätigung des Einreisestopps am Dienstag dennoch als „großartigen Erfolg“.
Von Stefan Koch