Trumps Angriff auf die Zivilisation

Ein Zustand dauerhafter Schrecklichkeit: US-Präsident Donald Trump.

Ein Zustand dauerhafter Schrecklichkeit: US-Präsident Donald Trump.

Berlin. Es ist manchmal nicht einfach, über Donald Trump zu schreiben. Seine Auftritte sind schrill, immer eine große, dumpfe Show; kein Tag ist normal, wenig entspricht dem, was wir in Europa für ordentliche Politik halten. Es ist ein Zustand dauerhafter Schrecklichkeit erreicht. Man starrt auf das Weiße Haus wie auf einen Unfall, der sich vor den eigenen Augen ereignet. Es knallt, Blut spritzt. Aber irgendwann gewöhnt man sich an das Furchtbare. Niemand hat genügend Adrenalin im Körper, um jede Aufregungskurve in Washington mitzuempfinden. Und doch werden gelegentlich neue Grenzen überschritten. Mit seiner mehrfachen Relativierung des Anschlages eines Rechtsextremen, bei dem eine 32-Jährige starb, hat Donald Trump wieder einen solchen Punkt erreicht.

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Trump hat gesagt, auf beiden Seiten habe es feine Kerle und Gewalt gleichermaßen gegeben. Der Präsident der USA hat damit den rechten Mob mit seinen Fackeln und Hassgesängen gleichgesetzt mit den Gegendemonstranten, die sich dem Aufmarsch in den Weg stellen wollten. Mitt Romney, Trumps Parteifreund, hat kluge Worte für diesen Vergleich gefunden. Die eine Seite seien Rassisten, die andere Seite bekämpfe Rassisten, sagte Romney. Beide Gruppen bilden zwei gegensätzliche moralische Universen.

Es geht hierbei nicht um eine verkopfte, politikwissenschaftliche Debatte. Seit dem Wahlkampf 2016 stehen sich Teile der Bevölkerung unversöhnlich gegenüber. Trump wiegelt seine Unterstützer gegen Ausländer, anders Denkende, anders Aussehende auf. Die Auseinandersetzungen in den USA sind kein Bürgerkrieg, vielleicht sind sie sogar ein ganzes Stück davon entfernt. Andererseits: Wissen wir das sicher? Das, was zwischen Seattle und Miami gerade passiert, ist der Stoff, an dem eine Bevölkerung in sich zerbrechen kann. Vor 150 Jahren haben die USA im Krieg um die Sklaverei diesen Moment des Scheiterns bereits erlebt. Und vor 50 Jahren, als neue Rassenunruhen das Land durchzogen, fast noch einmal. Das Thema des Jahres 2017 und dieses Präsidenten ist im Kern dasselbe.

Der Konflikt, mit dem Trump spielt, ist der Ur-Konflikt der Vereinigten Staaten. Sind alle Menschen gleich – oder sind manche besser, weil sie anders aussehen? Die Geschichte ist immer da. Dieser Konflikt kann jederzeit das mächtigste Land der Welt durchschütteln. Es braucht nur einen, der die Dinge plump genug angeht.

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Das friedliche, tolerante Miteinander ist keine Selbstverständlichkeit, nirgendwo auf der Welt. Was in den USA passiert, greift die Errungenschaften der Zivilisation an. Die Empörung über Taten und Worte, mit denen die Pfade der Mitmenschlichkeit verlassen werden, darf niemals abstumpfen. Sonst ist alles verloren.

Von Gordon Repinski/RND

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