Türkei verlangt Auslieferung eines Theologen aus Deutschland
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Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu.
© Quelle: AP
Ankara. Die Türkei verlangt die Auslieferung eines mutmaßlichen Wortführers des Putschversuchs, der sich angeblich in Deutschland aufhalten soll. Falls der Verdächtige Adil Ö. in der Bundesrepublik sei, wolle man seine sofortige Verhaftung und Auslieferung, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Mittwoch dem Staatssender TRT. Man habe der Bundesrepublik dazu eine offizielle Note übermittelt.
Mutmaßlicher Putsch-Wortführer
Das Auswärtige Amt bestätigte, dass die Note am 12. August eingegangen ist. Man werde dem türkischen Wunsch „auf der Grundlage von Recht und Gesetz“ nachgehen, sagte ein Sprecher. Zur Frage, ob sich Ö. tatsächlich in Deutschland aufhalte, sagte er: „Ich weiß das nicht.“
Die Türkei reagierte mit der Note auf Medienberichte der vergangenen Tage, wonach sich Adil Ö. in Deutschland aufhalten soll. Ö. ist nach Angaben türkischer Medien islamischer Theologe und mutmaßlicher Wortführer im Putschversuch vom vergangenen Jahr. Er wurde demnach kurz nach dem gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 festgenommen, aber nach seiner Aussage wieder freigelassen. Seitdem ist er auf der Flucht.
Prozess in Abwesenheit
In einem Mammutprozess in der Hauptstadt Ankara gegen rund 500 Angeklagte wird Ö. zurzeit in Abwesenheit der Prozess gemacht. Die türkische Führung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich.
Cavusoglu kritisierte in dem TRT-Interview außerdem das geplante Referendum im Nordirak. Die Situation im Land werde sich mit der Volksbefragung noch verschlechtern, sagte er. Die Türkei hat eine große kurdische Minderheit. Unabhängigkeitsbestrebungen von Kurden in anderen Ländern sind der türkischen Regierung ein Dorn im Auge.
Von RND/dpa