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Überlebende und Politiker gedenken der Opfer des Massakers von Srebrenica

Gedenken auf dem Friedhof für die Opfer des Massakers von Srebrenica.

Gedenken auf dem Friedhof für die Opfer des Massakers von Srebrenica.

Srebrenica. Überlebende sowie Politiker aus aller Welt haben an die Tausenden Opfer des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren erinnert. Der traurige Jahrestag rufe der Welt ins Gedächtnis, dass der Frieden in Bosnien-Herzegowina immer noch brüchig sei, sagte UN-Generalsekretär António Guterres in einer Videobotschaft. Die Versöhnungsarbeit dürfe nicht nachlassen.

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Zu den weiteren Rednern – ebenfalls per Video – gehörten der kanadische Premierminister Justin Trudeau, der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez, US-Außenminister Mike Pompeo und der britische Thronfolger Prinz Charles.

Während die meisten für Toleranz und Versöhnung plädierten, forderte der Vertreter der Muslime im bosnischen Staatspräsidium, Sefik Dzaferovic, die Weltgemeinschaft auf, das Leugnen des Völkermordes und die Verehrung der Verantwortlichen durch serbische Führer nicht mehr hinzunehmen.

Ein Massaker mit über 8000 Toten

Serbische Truppen hatten während des Bosnien-Krieges im Juli 1995 Srebrenica überrannt, das unter dem Schutz von UN-Truppen stand, die die Stadt aber übergaben. Die Angreifer töteten mindestens 8000 muslimische Männer und Jungen, was als das schlimmste Massaker an einer Zivilbevölkerung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Es ist als einziges Kriegsverbrechen im Bosnien-Krieg als Völkermord eingestuft worden.

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Serbische Führer leugnen dies bis heute. Dzaferovic’ serbischer Kollege im Staatspräsidium, Milorad Dodik, etwa sprach im vergangenen Jahr von einem “erfundenen Mythos”.

In Bosnien werden die mittlerweile verurteilten serbischen Führer Radovan Karadzic und Ratko Mladic immer noch wie Helden verehrt. Es gibt sogar Feiern zur “Befreiung Srebrenicas 1995”.

Insgesamt haben das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag und andere Gerichte wegen der Morde von Srebrenica fast 50 bosnische Serben zu insgesamt mehr als 700 Jahren Haft verurteilt.

7000 identifizierte Leichen

Bislang sind knapp 7000 Leichen identifiziert worden. Jedes Jahr werden am 11. Juli weitere Identifizierte auf dem Gedenkfriedhof von Potocari in der Nähe von Srebrenica beigesetzt. Am Samstag waren es neun. Zu ihnen gehört Bahrudin Salihovic’ Vater Bajro. “Seine Überreste sind unvollständig, aber Mutter und ich haben entschieden, zumindest den Teil von ihm zu bestatten, der gefunden worden ist, damit wir wissen, wo sein Grab ist und wo wir für ihn beten können”, sagte Salihovic. “Ich weiß, dass viele Menschen nie gefunden werden.”

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Salihovic schmiegte sich an den Sarg, weinte und betete. Seine Mutter Hajrija hatte nicht die Kraft dazu. Nach all den Jahren bedeute es ihr viel, jetzt wenigstens etwas von ihrem Mann zu haben, sagte sie und fügte hinzu: “Wir wussten nicht, wo er ist.” Doch sie werde nicht aufhören können, sich seine letzten Augenblicke im Leben vorstellen zu müssen.

Flucht durch die Wälder

Der damals 25 Jahre alte Bahrudin Salihovic kam selbst nur knapp mit dem Leben davon. Er sei tagelang durch die Wälder geflohen, berichtete er, hungrig und durstig, das Echo der Maschinenpistolen im Ohr, mit denen die Serben diejenigen erschossen, die sie erwischt hatten.

“Versöhnung bedeutet, das Leugnen des Völkermordes zurückzuweisen und jeden Versuch, verurteilte Kriegsverbrecher zu verherrlichen”, betonte UN-Generalsekretär Guterres.

Salihovic sagte, er habe sich die vergangenen 25 Jahre nach dem Teil seines Herzens gesehnt, der ihm damals abgeschnitten und ermordet worden sei. “Ich habe einen Völkermord überlebt”, seufzte er.

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RND/AP

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