Das 9-Euro-Ticket ist ein Fahrschein fürs Schlaraffenland. Es ist aber keine sinnvolle Maßnahme in der größten militärischen und ökonomischen Bedrohungslage Europas seit dem Zweiten Weltkrieg. Um den Wohlstand für die Zukunft zu sichern, brauchen wir auch eine Zeitenwende in der Sozial-, Finanz-, Wirtschafts- und Energiepolitik, kommentiert Eva Quadbeck.
Die ganze Nation redet und erregt sich nun über das 9-Euro-Ticket. Dabei ist diese politische Maßnahme allenfalls ein wenig weiße Salbe, die noch nicht einmal zielgenau auf die eigentliche Wunde aufgetragen wird. In diesen Zeiten sollte man militaristische Sprachbilder vermeiden. Dennoch möchte man zu gerne rufen: Habt ihr den Schuss nicht gehört?
Deutschland steht am Ende einer Ära, die geprägt war von Jobwunder, Wachstum, niedrigen Zinsen, vollen Sozialkassen, Exportüberschüssen und stabilem Geldwert. Wahrscheinlich wäre diese ungewöhnlich lange Phase der guten Konjunktur auch ohne den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu Ende gegangen. Die Folgen des Kriegs mit Inflation und Energiekrise beschleunigen und verschärfen den Prozess nun dramatisch. Auf eine solche Krise ist Deutschland aber leider nicht vorbereitet – mental nicht, politisch nicht und volkswirtschaftlich auch nicht.