Russland verlegt Cyberattacken immer mehr auf zivile Ziele in der Ukraine
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Russland verlegt seine Cyberattacken im Krieg gegen die Ukraine offenbar verstärkt auf zivile Ziele. (Symbolbild)
© Quelle: Zacharie Scheurer/dpa (Symbolbild)
Russland verlegt seine Cyberattacken im Krieg gegen die Ukraine offenbar verstärkt auf zivile Ziele. Im Jahr 2022 hat es mehr als 2000 Hackerangriffe auf ukrainische Organisationen gegeben, gut 300 davon im Sicherheits- und Verteidigungssektor sowie mehr als 400 Attacken auf Organisationen in zivilen Bereichen wie Kommunikation, Energie, Finanzen und Software. Hinzu kamen mehr als 500 Attacken auf Regierungsziele. Das geht aus einem Bericht des US‑Magazins „Politico“ hervor.
Angesichts vieler militärischer Niederlagen auf den Schlachtfeldern in der Ukraine versuche Russland, mit den Cyberattacken auf kritische Infrastruktur den Willen der normalen ukrainischen Bürgerinnen und Bürger zu brechen, schreibt das Blatt. So habe die Zahl der Angriffe zwischen September und Dezember 2022 insgesamt zwar abgenommen, dafür aber hätten die russischen Hackerinnen und Hacker ihre Bemühungen zunehmend auf zivile Ziele gelegt, anstatt militärische Einrichtungen ins Visier zu nehmen.
Moskau koordiniert Raketenschläge mit Cyberangriffen
Russland koordiniere dabei eng seine groß angelegten Raketenschläge auf die kritische Infrastruktur der Ukraine mit gleichzeitigen Cyberangriffen. Bereits im Dezember hatte das Technologieunternehmen Microsoft in einem Bericht vor solchen Aktionen Moskaus gewarnt. Der Konzern machte dabei auch darauf aufmerksam, dass sich solche Attacken ebenfalls auf Nachbarländer wie etwa Polen sowie auf Organisationen ausweiten könnten, die der Ukraine Hilfen aller Art bereitstellten.
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„Je länger Russland diesen Krieg führt, desto härter wird es für das ukrainische Volk und desto anfälliger werden sie für zerstörerische Cyberangriffe auf die kritische Infrastruktur“, sagte auch der Direktor für Cybersicherheit beim US‑Geheimdienst NSA, Rob Joyce, gegenüber „Politico“.
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Kraftwerksarbeiter betrachten einen Spannungswandler in der Ukraine, der nach ukrainischen Angaben bei einem russischen Angriff zerstört wurde. Angriffe auf die Infrastruktur haben sich im Ukraine-Krieg seit dem Herbst deutlich verstärkt.
© Quelle: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Russland hat sich bereits in den Jahren vor seiner Invasion in die Ukraine an solchen Attacken gegen die zivile Infrastruktur geübt. So gab es in den Jahren 2015 und 2016 Cyberangriffe, die in Teilen der Ukraine den Strom ausfallen ließen – auch damals wartete man mit den Attacken auf den Wintereinbruch, um einen möglichst großen psychologischen Effekt zu erzielen.
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Russland will Terror verbreiten
NSA-Mann Joyce warnte zudem davor, dass Russland bereits im Notfall-, Transport- und Kommunikationssektor erfolgreich gewesen sei. Zudem hätten es die Kremlhacker auf Überwachungskameras abgesehen, um so möglicherweise Truppenbewegungen ausspähen zu können. Noch hätten die Attacken zwar nicht ansatzweise die Effekte erzielt, die man vor Kriegsausbruch erwartet habe – dennoch versuchten die russischen Cybereinheiten pausenlos, Zugang zu ukrainischen Systemen zu erlangen.
Noch aber halten die ukrainischen Cyberverteidiger den Angriffen aus Russland stand, berichtet „Politico“. Aber auch sie hätten bereits bemerkt, dass der öffentliche Sektor mitterweile mit „doppelter Wucht“ ins Visier genommen werde. „Russlands Aktivitäten in der Ukraine, seine unprovozierte Aggression im Cyberspace, hat dieselben Ziele wie seine sogenannte ‚militärische Strategie‘ für die Ukraine, nämlich die ukrainische Zivilbevölkerung zu terrorisieren“, wird Viktor Zhora vom staatlichen ukrainischen Cybersicherheitsdienst SSSCIP zitiert.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer warnen bereits davor, dass sich die Angriffe in diesem Jahr weiter intensivieren könnten. Auch der Westen könnte verstärkt ins Fadenkreuz der russischen Hacker rücken. Noch habe es etwa in den USA keine größeren Attacken aus Russland gegeben, mit der anhaltenden Unterstützung für die Ukraine könnte sich das aber ändern. Noch habe Russland bei weitem seine Möglichkeiten im Cyberspace nicht ausgenutzt, warnen US‑Offizielle.
RND/sic