„Sie haben einfach ihre Gewehre fallen gelassen“

Um unerkannt zu fliehen: Russische Soldaten stehlen Fahrräder und Kleidung

Ein ukrainischer Soldat hilft einem verwundeten Kameraden auf der Straße in einem befreiten Gebiet in der Region Charkiw in der Ukraine.

Ein ukrainischer Soldat hilft einem verwundeten Kameraden auf der Straße in einem befreiten Gebiet in der Region Charkiw in der Ukraine.

Kiew. Der Krieg in der Ukraine läuft seit mehr als 200 Tagen. Eine Groß­offensive der ukrainischen Streitkräfte zwingt offensichtlich viele russische Truppen zum Rückzug. „Die Befreiung von Ortschaften unter russischer Besatzung in den Gebieten Charkiw und Donezk setzt sich fort“, heißt es in einem Lagebericht des ukrainischen Generalstabs vom Montag.

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Mehr als 20 Ortschaften wurden demnach allein innerhalb des vergangenen Sonntags zurückerobert, darunter auch Welykyj Burluk und Dworitschna. Beide Orte liegen mehr als 100 Kilometer östlich der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw und weniger als 40 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt. Die russischen Besatzer fliehen dabei offenbar ziemlich überstürzt.

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„Es waren keine Monster, es waren Kinder“

„Sie haben einfach ihre Gewehre fallengelassen“, sagte Olena Matvienko aus dem Dorf Salisnytschne in der Nähe der ostukrainischen Stadt Charkiw der „Washington Post“ am Sonntag. „Es waren keine Monster, es waren Kinder“, sagt die Frau über die russischen Besatzer weiter. „Ich fragte sie, was sie von uns wollen und sie sagten: Entweder können wir hier sein oder im Gefängnis.“

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Eine Vielzahl der russischen Soldaten sei bereits kurz nach Beginn der ukrainischen Offensive geflohen – manche offenbar auch ohne ihre Einheiten, heißt es in dem Bericht. Einige Einwohner hätten die Funksprüche mitgehört, in denen die Soldaten ihre Kommandeure baten, sie abzuholen. „Ihr seid auf euch alleingestellt“, soll es daraufhin geheißen haben.

Ukraine rückt weiter in Richtung russischer Grenze vor

Die Ukraine hat am Montag ihre Gegenoffensive offenbar weiter vorangetrieben. In 24 Stunden sind mehr als 20 russisch-besetzte Ortschaften zurückerobert worden

„Sie kamen in unsere Häuser und zogen sich unsere Kleidung an, damit die Drohnen sie nicht in Uniformen sehen würden“, sagte Matvienko. „Sie nahmen unsere Fahrräder. Zwei von ihnen zielten mit einer Waffe auf meinen Mann, damit er ihnen den Autoschlüssel gab“, schilderte Matvienko die Erlebnisse.

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Der US-Sender „CNN“ berichtet von großen Mengen an Munition und Kampfmitteln, die von den russischen Besatzern zurückgelassen wurden.

Selenskyj: „Rückeroberung ist das Hauptziel“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj möchte die militärische Offensive gegen die russischen Truppen indes fortsetzen. „Unser Ziel besteht darin, unser gesamtes Gebiet zurückzuerobern. Die Rückeroberung ist das Hauptziel“, sagte Selenskyj dem US-Nachrichtensender CNN in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Die Ukraine könne nicht zulassen, dass Russland die gleiche Besetzung fortsetze, die es 2014 begonnen habe.

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hatte Russlands Verteidigungsministerium am Wochenende mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn den Abzug eigener Truppen aus der Region Charkiw im Nordosten bekanntgegeben. Nach Angaben Kiews zogen sich russische Truppen auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht.

Auf die Frage, ob er mit Russland in Verhandlungen treten wolle, antwortete der Präsident: „Zurzeit nicht. Ich sehe auf ihrer Seite keine Bereitschaft, konstruktiv zu sein.“ Nach einem Rückzug der russischen Truppen könne das Gespräch jedoch beginnen.

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