UN-Bericht: 77 Millionen Menschen durch Corona-Pandemie in extremer Armut
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Die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina J. Mohammed
© Quelle: IMAGO/ZUMA Wire
New York. Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen haben in den vergangenen beiden Jahren 77 Millionen Menschen weltweit in extreme Armut gestürzt. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen zum Stand der Entwicklungsziele für 2030 hervor, zu denen die Beendigung von Armut, Bildungsqualität und die Verringerung von Ungleichheit gehören.
Darin heißt es, die reichen Länder hätten die Kosten der Pandemie relativ leicht wegstecken können, weil sie Rekordsummen zu äußerst niedrigen Zinsen aufnehmen konnten. Die ärmsten Länder hätten aber Milliarden von Euros für Schuldendienst aufbringen müssen und seien mit höhren Kreditkosten konfrontiert worden. Das habe sie daran gehindert, Geld für ein besseres Bildungs- und Gesundheitssystem, den Umweltschutz und die Verringerung von Ungleichheit auszugeben.
Die ärmsten Länder zahlen dem Bericht zufolge im Durchschnitt 14 Prozent ihrer Einkünfte für den Schuldendienst, reiche Länder 3,5 Prozent. Dem Bericht zufolge lebten im vergangenen Jahr 889 Millionen Menschen in extremer Armut. Als extrem arm gilt, wer am Tag mit weniger als 1,90 Dollar (1,75 Euro) auskommen muss. 2019, vor der Pandemie, waren es 812 Millionen Menschen gewesen.
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© Quelle: Reuters
Den Rückschlag in der globalen Armutsbekämpfung zu bekämpfen wird durch den Ukraine-Krieg noch schwieriger werden, sagte die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed auf einer Pressekonferenz. Einer UN-Analyse zufolge „sind als Folge des Kriegs in der Ukraine 1,7 Milliarden Menschen mit steil steigenden Preisen für Lebensmittel, Energie und Düngemittel konfrontiert“, erklärte sie.
Dabei sei die Menschheit schon mit den Klimafolgen und der langwierigen Corona-Pandemie an einem kritischen Punkt, sagte Mohammed weiter. Dem UN-Bericht zufolge werden 20 Prozent der Entwicklungsländer bis Ende 2023 nicht das Bruttoinlandsprodukt vor 2019 erreichen – die Folgen des Kriegs in der Ukraine sind in der Schätzung noch nicht enthalten.
Mohammed sagte, „es wäre eine Tragödie“, wenn die reichen Geberländer wegen des Kriegs ihre Militärausgaben erhöhten und ihre Entwicklungshilfe und Unterstützung armer Länder im Kampf gegen den Klimawandel reduzierten.
RND/AP