UN wollen Hilfe für Afghanistan mobilisieren – Deutschland gibt 200 Millionen Euro
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Ein afghanisches Mädchen wärmt sich die Hände, während es sich vom Wassertragen ausruht. Hilfsorganisationen haben vor einer Zuspitzung der Hungerkrise in Afghanistan gewarnt. (Archivbild)
© Quelle: Mstyslav Chernov/AP/dpa
Genf. Bei einer Geberkonferenz sind rund 2,4 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) zur Unterstützung Afghanistans und seiner Nachbarländer zusammengekommen. Die Summe nannten die Vereinten Nationen am Donnerstag zum Abschluss der Online-Veranstaltung. Zugesagt wurde der Betrag demnach von insgesamt 41 Ländern.
Die UN hatten um 4,4 Milliarden US-Dollar gebeten. Nach ihren Angaben sind 24,4 Millionen Menschen in Afghanistan auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Das entspricht fast 60 Prozent der Bevölkerung. Die humanitäre Situation habe sich in den vergangenen Monaten in alarmierender Weise verschlimmert, erklärte UN-Generalsekretär Antonio Guterres am Donnerstag in New York. Die Geberkonferenz wurde überschattet von den jüngsten Einschränkungen für Mädchen und Frauen durch die regierenden Taliban.
Anlässlich einer virtuellen Geberkonferenz für Afghanistan betonte Guterres, dass 95 Prozent der schätzungsweise 39 Millionen Menschen in dem Land nicht genug zu essen hätten. Neun Millionen Menschen seien von einer Hungersnot bedroht.
Guterres veranschlagte einen Betrag von 4,4 Milliarden US-Dollar (3,95 Milliarden Euro), der 2022 für die humanitäre Hilfe in Afghanistan benötigt werde. Das sei der größte Betrag für humanitäre Hilfe in einem einzigen Land. Damit sollen Lebensmittel, Wasser, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter finanziert werden. Bislang seien aber nur 13 Prozent der Summe überweisen worden.
Baerbock: Deutschland stellt 200 Millionen Euro bereit
Deutschland wird zusätzliche 200 Millionen Euro an humanitärer Hilfe für Afghanistan zur Verfügung stellen. Das gab Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei der virtuellen Geberkonferenz für Afghanistan bekannt. Die humanitäre Krise, die die afghanische Bevölkerung durchlebe, zähle zu den schwersten der Welt, sagte Baerbock am Donnerstag.
Gleichzeitig forderte sie die in Afghanistan regierenden militant-islamistischen Taliban dazu auf, humanitären Helfern ungehinderten Zugang zu verschaffen und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Es sei inakzeptabel, dass es etwa dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) derzeit nicht möglich sei, die Provinzen Kabul, Kandahar und Ghor mit lebensrettenden Nahrungsmitteln zu versorgen. Sie forderte die Islamisten zudem „eindringlich“ dazu auf, überall im Land gleichberechtigten Zugang zu Bildung zu gewähren. Weiterführende Schulen sind für Mädchen in Afghanistan weiter geschlossen. Die Notlage der Mädchen veranschauliche das Leid der Menschen in Afghanistan, sagte Baerbock.
Unicef: Jedes zweite Kind in Afghanistan leidet an akuter Mangelernährung
Ein Engagement Deutschlands über humanitäre Hilfe hinaus hänge weiter von den Taten der Regierung der Taliban ab, sagte die Außenministerin weiter. Berlin erwarte eine Achtung der Menschenrechte, die Bildung einer inklusiven Regierung und eine Bekämpfung des Terrorismus.
Laut dem Hilfswerk Unicef hat sich besonders die Lage der Kinder in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Rund 13 Millionen Kinder benötigten dringend humanitäre Hilfe. Jedes zweite Kind leide an akuter Mangelernährung; mehr als eine Million Mädchen und Jungen seien so schwer mangelernährt, dass ihr Leben in Gefahr sei. Immer mehr Kinder erkrankten an Masern. Millionen Kinder, insbesondere Mädchen, liefen Gefahr, langfristig nicht zur Schule gehen zu können.
RND/epd/dpa