Vermeintlicher Machtmissbrauch im Springer-Verlag: „Spiegel“ veröffentlicht Teile der Ippen-Recherche

Nach „Spiegel"-Berichten hat Julian Reichelt mutmaßlichen Machtmissbrauch in seiner Position als „Bild"-Chefredakteur begangen.

Nach „Spiegel"-Berichten hat Julian Reichelt mutmaßlichen Machtmissbrauch in seiner Position als „Bild"-Chefredakteur begangen.

Hamburg. Der „Spiegel“ hat Teile der zuvor zurückgehaltenen Recherche des Ippen-Investigativteams zu vermeintlichem Machtmissbrauch im Medienhaus Axel Springer veröffentlicht. Der Fokus des am Montagabend online veröffentlichten Artikels liegt auf dem Umgang des ehemaligen „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt mit ihm unterstellten Frauen. Reichelt war am Montag von seinen Aufgaben entbunden worden. Grund war die Erkenntnis des Springer-Vorstands, dass Reichelt Privates und Berufliches auch nach dem im März abgeschlossenen Compliance-Verfahren gegen ihn nicht klar getrennt hat.

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Vor der Bekanntgabe der Entscheidung des Axel-Springer-Vorstandes war öffentlich geworden, dass die Spitze der Verlagsgruppe Ippen eine für Sonntag geplante Berichterstattung zu vermeintlichen Missständen in der Verlagsgruppe Axel Springer gestoppt hatte. Das Ippen-Investigativteam protestierte dagegen. Ein Verlagssprecher erklärte dazu, das Unternehmen müsse als Mediengruppe im direkten Wettbewerb mit der „Bild“ „sehr genau darauf achten, dass nicht der Eindruck entsteht, wir wollten einem Wettbewerber wirtschaftlich schaden“. Eine Beeinflussung durch Springer habe es nicht gegeben.

Bevorteilung in Verbindung mit sexuellem Verhältnis

In der nun vom „Spiegel“ veröffentlichten Recherche heißt es, Reichelt habe sich „häufig nach demselben Muster“ jungen Frauen in seiner Redaktion angenähert. So habe er sie für ihre Arbeit gelobt, ihnen verantwortungsvolle Aufgaben anvertraut oder in Positionen eingesetzt, für die sie nicht geeignet waren. Diese Bevorteilung sei allerdings oft mit einem sexuellen Verhältnis zu den Frauen verbunden gewesen. Eine der Frauen litt der Recherche nach so unter dem Druck einer ihr übertragenen Position und den Kommentaren im Kollegium, sie habe den Job nur wegen ihrer Beziehung zum Chef bekommen, dass sie sich in psychiatrische Behandlung begab.

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Zudem zitierte der „Spiegel“ eine Nachricht des Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre. An dem Tag der Nachricht habe Reichelt einen Kommentar verfasst, in dem er die Corona-Maßnahmen als Beleg für einen willkürlichen Staat bezeichnete. Döpfner habe daraufhin geschrieben, Reichelt sei „halt wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeits-Staat aufbegehrt“. Die meisten anderen Journalisten seien zu Propaganda-Assistenten geworden. Stuckrad-Barre soll die Freundschaft zu Döpfner wegen des Umgangs mit dem Fall Reichelt beendet haben.

RND/epd

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