Was Schäubles Merz-Votum für die CDU bedeutet
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Nach Angela Merkel soll Friedrich Merz CDU-Chef werden, findet Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. Hier bei Merkels Vereidigung als Kanzlerin im März im Bundestag.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Berlin. Wolfgang Schäuble hat nun also das Schweigen gebrochen. Wenige Tage vor dem entscheidenden Parteitag hat er Friedrich Merz als nächsten CDU-Parteichef empfohlen. Überraschend ist diese Präferenz nicht. Schäuble steht Merz nun mal näher als Annegret Kramp-Karrenbauer und hat hinter den Kulissen bereits dessen Kandidatur angeschoben. Interessant ist der Schritt dennoch: Schäuble hat für einen Moment seinen zu parteipolitischer Neutralität verpflichtenden Posten als Bundestagspräsident, als zweiter Mann im Staat, verlassen und ist wieder zurückgeschlüpft in seine alte Rolle als Strippenzieher der CDU und heimlicher Vorsitzender der CDU. Das ist stilistisch höchst fragwürdig, aber durch jahrzehntelange Übung wird Abstinenz offenkundig schwierig.
Ableiten lässt sich daraus vor allem eines: Das Rennen um den Vorsitz ist so knapp, dass selbst ein Kandidat, der als Heilsversprechen gehandelt wird, sich Werbetrommler aus der Partei zu Hilfe holt.
Ob Schäubles Auftritt die von ihm erhoffte Wirkung hat, ist fraglich: Sein Name steht in einer Reihe mit Roland Koch, Franz Josef Jung, Günther Oettinger. Es ist eine CDU der Ehemaligen, die da antritt, um einen der ihren nochmal nach oben zu hieven. Es schwingt das Versprechen der Rückkehr zu alten Zeiten mit. Und es wirkt wie eine Abrechnung mit Angela Merkel, von der sich – Zufall oder eben nicht – ausgerechnet diese Männerriege aus dem Feld geschlagen fühlt. Rachegefühle sind allerdings keine Wahlempfehlung.
Es kann dennoch sein, dass die laute Merz-Kampagne Kramp-Karrenbauer die entscheidenden Punkte kostet, weil das Dominanzgefühl ein verführerisches ist.
Zu einem hat sich Schäuble allerdings mit seiner Positionierung verpflichtet: Es wird auch an ihm sein zu verhindern, dass die CDU nach der Vorsitzenden-Wahl auseinander bricht. Vor allem das Merz-Lager gilt als anfällig für die Rolle des schlechten Verlierers. Schäuble darf dann nicht schweigen, dann nun wirklich nicht.
Von Daniela Vates/RND