Weidel-Auftritt im ZDF – alles nur PR?
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Da ist sie noch ein Teil des Talks. Eine halbe Stunde vor Ende der Sendung verlässt Alice Weidel das Studio.
© Quelle: dpa
Berlin. "Gehen Sie jetzt?", fragte Moderatorin Marietta Slomka sichtlich überrascht. Als Antwort ein kurzes Nicken im Vorbeigehen – dann verließ Alice Weidel das Studio. Und das vor laufender Kamera. Die AfD-Spitzenkandidatin hat am Dienstagabend in der ZDF-Sendung "Wie geht's, Deutschland?" für einen Eklat gesorgt.
Inszenierung oder nicht?
Und der wirkte – nach Meinung vieler Beobachter – doch sehr inszeniert. Denn nur wenige Minuten nach ihrem Abgang erhebt die genervte Politikerin per Twitter schwere Vorwürfe gegen Moderatorin Marietta Slomka. Sie nannte die Fernsehfrau „parteiisch und vollkommen unprofessionell“. Frau Slomka solle ihre persönlichen Animositäten nicht in den eigenen Sendungen ausleben. Sie habe sich mit „der frechen Intoleranz und der plumpen Argumentation von SPD und Grünen gemein gemacht“, schrieb Weidel. Die scharfe Kritik weist die ARD zurück. „Marietta Slomka hat die Runde mit sieben Politiken und sechs Bürgern fair und gelassen moderiert“, teilte ZDF-Chefredakteur Peter Frey am Mittwoch mit. „Ich hoffe, dass bei künftigen Wahlformaten nicht Inszenierungen, sondern der politische Streit im Mittelpunkt steht.“
Der ebenfalls als Gast der Talkshow eingeladene Justizminister Heiko Maas (SPD) wertet den Abgang Weidels als von Beginn an einkalkuliert. „Wir sollten uns hüten, auf diese geplante, peinliche Inszenierung hereinzufallen“, sagte Maas der „Bild“-Zeitung. „Es ist ein billiger Trick von Rechtspopulisten, sich als Opfer darzustellen. In Wirklichkeit sind es geistigste Brandstifter. Demokraten debattieren, aber daran hat die AfD keinerlei Interesse. Sie spaltet, hetzt, radikalisiert und duldet Neonazis in den eigenen Reihen. Nicht alle Wähler der AfD sind Rechtsradikale, aber die Partei versucht offensichtlich, das Erbe der NPD anzutreten“, so Maas.
Unmittelbar vor dem Verlassen des Studios hatte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer Alice Weidel aufgefordert, sich vom Co-Spitzenkandidaten Alexander Gauland und dem Thüringer AfD-Landesvorsitzenden und Rechtsausleger Björn Höcke zu distanzieren. Gauland habe Höcke als Seele der AfD bezeichnet, sagte Scheuer. „Für mich ist er einfach ein Rechtsradikaler.“
Die Politikerin erntet viel Häme
In den sozialen Netzwerken erntete Weidel für die Aktion viel Häme. Bei Twitter gehörte der Hashtag #WeidelLeavingThings zu den Trends des Abends. Viele verglichen Weidel mit dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, der im Juli eine Sendung von Sandra Maischberger verlassen hatte. Ein Nutzer klebte das Gesicht der Politikerin auf das Bild einer Mimosenpflanze. Eine Nutzerin schrieb „Eile mit Weidel“.
Von RND/dpa/hma