Welche Vorwürfe sich Greta Thunberg anhören muss
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Ikone und Hassfigur: Klimaaktivistin Greta Thunberg beim Besuch des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.
© Quelle: Jörg Carstensen/dpa
Berlin. Sie hat als Erste fürs Klima gestreikt. Mit ihren Reden vor der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz und dem Weltwirtschaftsforum in Davos wurde die 16-jährige Greta Thunberg bekannt.
Ihrem Vorbild folgen Hunderttausende Jugendliche, die freitags unter dem Titel „Fridays for Future“ für mehr Klimaschutz demonstrieren. Dafür wird sie nicht nur bewundert, sondern auch belächelt und gehasst.
Thunberg: „Ich will, dass alles absolut korrekt ist“
Ein beliebter Vorwurf gegen die junge Klimaaktivistin: Sie sei von Eltern oder Mentoren gesteuert, schreibe ihre Reden gar nicht selbst oder lasse sich benutzen. Greta Thunberg widerspricht in einem Post auf Facebook: Sie schreibe ihre Reden selbst, frage aber manchmal Wissenschaftler um Rat.
„Ich will, dass alles absolut korrekt ist und ich keine falschen Fakten verbreite“, schreibt sie. Sie gehöre keiner Organisation an und sei in allem, was sie tue, absolut unabhängig.
Wissenschaftler geben ihr Recht
Nicht nur beim Schreiben ihrer Reden, sondern auch bei ihrem Protest insgesamt hat Greta Thunberg die Unterstützung von Wissenschaftlern. Tausende Wissenschaftler haben in einer Erklärung bestärkt, dass die jungen Klimaaktivisten Recht haben.
Die Wissenschaftler machen den Vorwurf zunichte, Greta Thunberg und die anderen Schüler wüssten nicht, wovon sie reden. Die unterstützenden Forscher nennen sich "Scientists for Future" und sind mittlerweile über 26.000, erklärte die Wissenschaftlerin Maja Göpel, als sie bei der Demonstration am Freitag in Berlin auftrat. Unter anderem der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hatte den Schülern abgesprochen, sich mit dem Thema Klimawandel gut genug auszukennen. Das sei "eine Sache für Profis".
Thunberg empfindet ihre Diagnose als Geschenk
Viele ihrer Gegner zielen außerdem darauf ab, dass Greta Thunberg das Asperger-Syndrom hat, eine Form des Autismus. Der AfD-Politiker Marc Jongen nannte sie ihm Bundestag "ein krankes Kind". Greta Thunberg geht dagegen ganz offen damit um. "Das Asperger-Syndrom ist keine Krankheit, es ist ein Geschenk", schrieb sie in einem englischen Postauf Facebook. Dem Spiegel sagte sie, das Asperger-Syndrom habe ihr geholfen, das Ausmaß des Klimawandels zu begreifen.
In dem Facebook-Post geht auch auf die Behauptung ein, dass sie es wegen des Asperger-Syndroms nie allein so weit hätte bringen können. Die Diagnose sei mit ein Grund dafür, dass sie mit den Schulstreiks angefangen habe. „Wenn ich ‚normal’ und sozial wäre, wäre ich einer Organisation beigetreten oder hätte selbst eine gegründet. Aber weil ich nun mal nicht so gut im sozialisieren bin, habe ich es so gemacht.“
Von Elena Butz/RND