Neues Gesetz beschlossen

Wie die Einwanderung von Fachkräften künftig besser laufen soll

Nahezu jede Branche klagt über den Fachkräftemangel, auch die Gastronomie (Symbolbild).

Nahezu jede Branche klagt über den Fachkräftemangel, auch die Gastronomie (Symbolbild).

Deutschland muss mehr Fachkräfte ins Land holen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, wenn die Babyboomer-Generation ab 2025 in Rente geht. Dafür hat die Bundesregierung am Mittwoch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Es muss noch im Bundestag und Bundesrat beraten werden. Darum geht es bei dem Punktesystem und den neuen Anerkennungspartnerschaften:

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Wie viele Fachkräfte sollen pro Jahr nach Deutschland kommen?

Wirtschaftsvertreter mahnen immer wieder, dass der deutsche Arbeitsmarkt jährlich 400.000 Zuwanderer benötigt. Mit der neuen Fachkräftegesetzgebung sollen zunächst nur 75.000 Drittstaatenangehörige einwandern. Grundsätzlich wandern jährlich aber zahlreiche Personen etwa aus anderen Ländern der Europäischen Union nach Deutschland ein, die keine Visa benötigen – die Nettozuwanderung betrug vor der Pandemie im Jahr 2019 schon 320.000.

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Was steckt hinter der Chancenkarte?

Ein Punktesystem nach Vorbild Kanadas. Zu den Kriterien, die bei der Errechnung der Punktzahl berücksichtigt werden, sollen Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschland-Bezug gehören. Wer eine gewisse Anzahl an Punkten hat, darf einwandern und sich in Deutschland einen Job suchen. „Wenn Menschen Berufserfahrung oder persönliches Potenzial mitbringen, werden wir es ihnen ermöglichen, auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch.

Was kann man davon erwarten?

Die ersten Effekte der Chancenkarte sollte man wohl nicht zu groß einschätzen. Für den maßgeblichen Erfolg eines Punktesystems ist zunächst eine große Zahl an Menschen notwendig, die bereits auf die Einwanderung warten. Dieser Pool an Interessierten für die Arbeitsmigration existiert aktuell noch nicht. Das ist auch der Bundesregierung bewusst. Das Punktesystem ist daher vor allem ein Steuerungswerkzeug für die Zukunft, wenn Deutschland attraktiver für Fachkräfte geworden ist.

Wie sollen die Anerkennungspartnerschaften umgesetzt werden?

Unternehmen sollen mit Fachkräften Partnerschaften abschließen, damit sie nach Deutschland einwandern können. Die Anerkennung der Qualifikation und die Erbringung von Zusatzqualifikationen sollen erst nach der Ankunft erfolgen. Die Berufsanerkennung ist einer der Flaschenhälse, weswegen viele Fachkräfte lange auf die Einreise warten müssen. Sollten die Fachkräfte nach einer Zeit ihren Job wieder verlieren, müssen sie eine neue Arbeitsstelle finden.

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Was bringt das?

Die Ampel erhofft sich durch die spätere Anerkennung einen Fachkräfte-Boost. „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber suchen häufig dringend nach Fachkräften, viel zu häufig bleiben Stellen unbesetzt“, sagte Grünen-Fraktionsvize Andreas Audretsch dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Für Menschen, die sich mit Fachexpertise, mit Erfahrungen oder Potenzialen für die Zukunft hier engagieren wollen, öffnen wir Türen und sorgen gleichzeitig dafür, dass Deutschland eine Zukunft hat.“ Über Jahre sei dies blockiert worden. Ein Problem bleibt aber weiterhin, dass die Anerkennungsstellen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich agieren und vielerorts überlastet sind. Hier will Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) langfristig für Vereinheitlichung und mehr Zentralisierung sorgen.

21.03.2023, Kanada, Toronto: Hubertus Heil (SPD, hinten), Bundesminister für Arbeit und Soziales, bei einem Besuch von der Firma SEW-EURODRIVE Company of Canada Ltd. Ziel der Reise sind Gespräche mit den zuständigen Ministerinnen und Ministern für Arbeitsmarktpolitik, Einwanderung und öffentliche Sicherheit. Thema soll die Gewinnung von Fachkräften sein. Foto: Britta Pedersen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Wie Kanada seine Willkommenskultur geschaffen hat

Arbeitsminister Heil und Innenministerin Faeser wollen Deutschland zu einem Land mit echter Willkommenskultur machen. Das Vorbild: Kanada. Doch lässt sich das vergleichen?

Was will die Ampel noch umsetzen?

Die bereits existierende sogenannte Blaue Karte ermöglicht, dass Hochschulabsolventen nach Deutschland kommen können. Bei der Umsetzung sollen ebenfalls die Hürden abgebaut werden, damit sie mehr Menschen nutzen können. Die Einwanderung wird zudem unter anderem für Personen erlaubt mit Hochschulabschluss und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung in einem Job, den sie auch in Deutschland ausüben werden. Dann muss die Qualifikation nicht anerkannt werden.

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Wie fallen die Reaktionen aus?

Die Arbeitgeber begrüßen die Verfahrenserleichterungen, fordern aber insbesondere mit Blick auf die Visastellen eine schnelle, bürokratiearme Umsetzung. „Erfolgreiche Einwanderungsländer haben eine funktionierende Migrationsverwaltung. Für uns heißt das: In den Visastellen und Ausländerbehörden müssen wir schneller, einfacher und digitaler werden, anstatt weitere bürokratische Luftschlösser zu errichten“, teilte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger am Mittwoch mit.

Die schleppenden Visaverfahren sind einer der Knackpunkte bei der Fachkräfteeinwanderung. Die Visastellen im Ausland sind dünn besetzt und kommen bei den Anträgen oftmals nicht hinterher.


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