Wie ein positiver Corona-Test Lindners Reise nach Washington durcheinander wirbelte
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Ein positiver Corona-Test durchkreuzte viele Pläne, die sich Finanzminister Lindner (FDP) für seine Washington-Reise vorgenommen hatte.
© Quelle: imago images/Eibner
Washington. Es war alles vorbereitet, um Christian Lindner gut in Szene zu setzen: Zeitplan und Routen waren angepasst worden, Redakteure und Kamerateams wussten Bescheid. Am Donnerstagvormittag wollte der Finanzminister am Lafayette-Park in Washington ein Statement abgeben – im Hintergrund das Weiße Haus. Bilder, wie sie von Nachrichtensendungen oder Zeitungen besonders gern genommen werden. Doch wenige Stunden zuvor wurden diese Pläne durchkreuzt: Ein Corona-Test zeigte bei Lindner ein positives Ergebnis. Bei diesen schlechten Nachrichten blieb es aber nicht.
Lindner war erstmals seit seinem Amtsantritt in Washington, um am traditionellen Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) teilzunehmen, das stets auch mit Meetings der Finanzminister der Industrie und Schwellenländer (G20 beziehungsweise G7) verbunden ist. Obwohl die Konferenzen in hybrider Form stattfanden, wollte Lindner persönlich dabei sein – schließlich hat Deutschland derzeit den G7-Vorsitz.
Ratlosigkeit bei der deutschen Delegation
Für die Veranstaltungen hatten die Organisatoren strenge Corona-Schutzmaßnahmen mit regelmäßigen Tests vorgesehen. Am Mittwochabend (Ortszeit) passierte es dann: Vor einem Abendessen mit US-Finanzministerin Janet Yellen wurde Lindner positiv getestet. Der Minister schickte seinen Staatssekretär Carsten Pillath zu dem Treffen, er selbst blieb in seinem Hotelzimmer. Er habe allerdings „nur leichte und wieder abklingende Erkältungssymptome“ teilte er später auf Twitter mit.
In der deutschen Delegation herrschte anschließend Ratlosigkeit. Muss der Minister in Quarantäne? Darf er noch an Bord des Airbus der Flugbereitschaft? Kann er überhaupt die USA verlassen und als Infizierter wieder nach Deutschland einreisen?
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Lindner muss sich verteidigen
Das entpuppte sich weniger später aber nicht als das einzige Problem. Lindner hatte vor den Meetings dafür plädiert, sich vom G20-Mitglied Russland weder direkt noch indirekt irgendetwas aufzwingen zu lassen. Vielmehr müsse man die Auseinandersetzung suchen und stets Herr des Verfahrens bleiben, so die nachvollziehbare Devise. Nach Angaben seines Ministeriums ließen Lindners Äußerungen beim G20-Treffen – der russische Ressortchef Anton Siluanow war online zugeschaltet – dann auch nichts an Klarheit vermissen. Russland als Aggressor trage die alleinige Verantwortung für die weltweiten wirtschaftlichen Probleme. Und: „Die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen“, so Lindner.
Als dann zum Ende der Sitzung Russlands Vertreter das Wort erhielt, verließen die Minister unter anderem aus den USA und Kanada den Saal. Lindner blieb hingegen zusammen mit anderen G7-Ressortchefs sitzen, was etwa von Twitter-Nutzern scharf kritisiert wurde. Lindner hielt dagegen. Nicht die Demokratien wie Deutschland oder Frankreich müssten ein G20-Treffen verlassen. „Der Aggressor Russland hätte nicht teilnehmen sollen“, so der Minister – doch die Bilder der unter Protest ausgezogenen Finanzminister waren dann doch stärker.
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Das Corona-Problem löste sich am Donnerstag – allerdings nur für die Mitreisenden. Der Airbus der Flugbereitschaft sollte wie geplant nach Berlin zurückfliegen – ohne Lindner. Er wird zunächst in Quarantäne in den USA bleiben.