Wir können uns keinen Ausbildungsjahrgang ohne Perspektive leisten
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Wie geht es weiter mit der Ausbildung in Corona-Zeiten?
© Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Experten haben schon lange gewarnt: Im vergangenen Jahr waren die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt zwar noch glimpflich. Doch in diesem Jahr droht der Stresstest in Sachen Ausbildungsplätze.
Denn jetzt braucht nicht nur der aktuelle Abschlussjahrgang in den Schulen Ausbildungsplätze. Es brauchen auch diejenigen Perspektiven, die sich im vergangenen Jahr entschieden haben, noch einmal eine Warteschleife zu drehen. Gleichzeitig ist die Verunsicherung in vielen Unternehmen groß: Sollen sie wirklich in einer angespannten Krisenlage im eigenen Betrieb neue Ausbildungsverträge schließen? Droht nicht die Gefahr, sich damit zu übernehmen?
Die Sorgen sind verständlich. Deshalb ist es gut, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) mit einer Verdoppelung der Ausbildungsprämie aus dem vergangenen Jahr Anschubhilfe leisten will.
Die Prämie wird sicher nicht die Entscheidung der Betriebe verändern, die mit neuen Ausbildungsverträgen tatsächlich überfordert wären. Aber sie ist eine richtige Anerkennung und ein guter Anreiz für diejenigen, die sich in einer schwierigen Lage im Interesse der jungen Menschen und der gesamten Gesellschaft so gut wie möglich strecken.
Denn eines ist klar: Die aktuelle, durch die Corona-Pandemie ausgelöste Krise ist tief – aber sie geht auch wieder vorbei. Und dann hat der deutsche Arbeitsmarkt wieder mit exakt dem Problem zu kämpfen, das in den kommenden Jahrzehnten zur größten Wachstums- und Wohlstandsbremse in Deutschland werden könnte: dem Fachkräftemangel.
Das kann niemand wollen. Deshalb müssen Politik und Sozialpartner sich nicht nur im Bund, sondern auch regional zusammensetzen, um darüber zu reden, wie in diesem Jahr so viel Ausbildung, wie immer es geht, ermöglicht werden kann. Wir können uns keinen Corona-Jahrgang ohne Perspektive leisten.