Zahl der Toten bei Anschlag in Syrien steigt auf 112
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© Quelle: AP
Aleppo. Die Zahl der Toten bei dem Bombenanschlag auf Busse mit Vertriebenen im Norden Syriens ist Aktivisten zufolge auf mindestens 112 gestiegen. Es gebe zudem eine große Zahl von Verletzten, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Eine Autobombe war am Samstag westlich der Stadt Aleppo explodiert, wo die Busse auf ihre Weiterfahrt warteten.
Zunächst war unklar, wer für das Attentat in dem von Rebellen kontrollierten Ort Al-Raschidin verantwortlich war. Niemand bekannte sich zu der Tat. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von einem Anschlag von „Terroristen“. Oppositionsaktivsten beschuldigten hingegen Regierungsanhänger, hinter der Bombe zu stecken. Die oppositionelle Nachrichtenseite Zaman al-Wasl meldete unter Berufung auf Augenzeugen, das detonierte Fahrzeug sei mit Lebensmitteln aus einem Gebiet unter Kontrolle der Regierung gekommen.
Evakuierung wurde nach der Explosion fortgesetzt
An Bord der Busse waren rund 5000 Menschen, die zuvor im Zuge eines Abkommens aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafraja gebracht worden waren. Sie mussten in Al-Raschidin stundenlang warten, weil die Umsetzung des Abkommens stockte.
Die Einigung sieht vor, dass im Gegenzug etwa 2220 Menschen die von Regierungskräften eingeschlossenen Orte Madaja und Sabadani verlassen. Der Iran als Verbündeter der Regierung und Katar als Unterstützer der Rebellen hatten das Abkommen zwischen den Kriegsparteien vermittelt.
Unter den Toten seien 98 Menschen aus Fua und Kafraja, erklärten die Menschenrechtsbeobachter weiter. Die Rettungsorganisation Weißhelme hatte die Zahl der Toten am Samstagabend auf 100 beziffert. Nach der Explosion wurde der Transport der umgesiedelten Syrer fortgesetzt.
Bereits mehrere Orte evakuiert
Das Auswärtige Amt verurteilte das Attentat. Die Nachricht von dem Anschlag sei „tief erschütternd“, erklärte ein Sprecher in Berlin. „Erneut sind Menschen in Syrien Opfer eines hinterhältigen Attentats geworden. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen.“
Kritiker verurteilen die Einigung über den Abzug von Tausenden Menschen aus den vier Orten als Zwangsbevölkerungsaustausch. In den vergangenen Monaten waren nach Abkommen zwischen Regierung und Rebellen bereits mehrere von der Regierung belagerte Orte evakuiert worden. Die Opposition wirft den Regierungskräften vor, diese Gebiete durch Aushungern und Bombardierungen zur Aufgabe gezwungen zu haben.
Von RND/dpa