Zu wenig, zu spät: Linke kritisiert Maskennachschub für Pflegeheime
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Eine Frau trägt eine FFP2-Maske.
© Quelle: imago images/photothek
Berlin. Die Bewohner der Alten- und Pflegeheime sind in der Corona-Pandemie besonders gefährdet. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich deshalb von Anfang an den Schutz dieser Einrichtungen auf die Fahne geschrieben und jüngst auch neue Regeln für Besuche in den Heimen vorgestellt.
Die Versorgung des Personals und der Bewohner mit Masken und Corona-Tests verlief zunächst aber eher schleppend, wie neue Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium belegen. Die Linke spricht von einem Skandal.
Im Oktober, also vor Beginn des „Lockdown light“, lieferte die Bundesregierung lediglich 20.000 FFP2- oder KN95-Masken an alle Alten- und Pflegeheime im Land. Das geht aus einer Anfrage der Linkspartei an das Bundesgesundheitsministerium hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
Dann gelang es aber immerhin, den Nachschub sicherzustellen: Im November erhielten die Heime insgesamt mehr als 18,31 Millionen Schutzmasken und bis Mitte Dezember dann noch einmal mehr als 24,99 Millionen. Von Juli bis Dezember sind nach Auskunft der Behörde insgesamt 43,32 Millionen Masken ausgeliefert worden.
Zahl der Tests kann nur geschätzt werden
Weit weniger üppig waren die Heime aber offenbar mit den für die Prävention so wichtigen Corona-Tests ausgestattet. Das Spahn-Ministerium kann die Zahl der gelieferten Tests nicht genau benennen, sondern muss sie aktuell schätzen.
Demnach waren bis Ende November nur etwa 337.000 Schnelltests für insgesamt 5,4 Millionen Euro abgerechnet worden. Die Zahl der tatsächlichen Tests könnte aber auch höher liegen, heißt es in der Antwort von Staatssekretärin Sabine Weiss, da viele Abrechnungen erst mit Verzögerung statistisch erfasst würden. Außerdem hat sich Erstattungsobergrenze, also die Berechnungsgrundlage im Laufe der Monate mehrfach verändert.
Für die Linkspartei sprechen die Zahlen trotzdem eine klare Sprache: „Zu wenig Tests, zu späte Maskenverteilung: Der Schutz der Schutzbedürftigsten wurde zu lange versäumt“, sagte Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch dem RND. Und weiter: „Vor dem Herbst hätte es ein bundesweites Schutzkonzept für Pflegeheime geben müssen. Die aktuell hohen Todeszahlen sind auf viele Ausbrüche in Pflegeheimen zurückzuführen. Es ist ein Skandal, dass wir diejenigen, die dieses Land aufgebaut haben, nicht besser vor dem Virus geschützt haben“, so der Politiker.
Im Dezember hatte das Robert-Koch-Institut insgesamt mehr als 15.000 Todesfälle durch Corona registriert. In manchen Bundesländern lebten nach Schätzungen bis zu 80 Prozent der Opfer vor ihrem Tod in Pflegeheimen.