Ex-König und jetzt auch offiziell Steuersünder: Juan Carlos zahlt nach
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Spaniens Ex-König Juan Carlos.
© Quelle: imago images/Motorsport Images
Madrid. Die kurze, gerade acht Zeilen lange Mitteilung lässt viele Fragen offen, aber die entscheidende beantwortet sie doch: Juan Carlos I., ehemaliger König der Spanier, hat Steuern hinterzogen. Man kann nicht sagen, dass diese Nachricht in Spanien wie eine Bombe eingeschlagen hat – die Spanier nahmen so was schon an. Aber jetzt hat Juan Carlos‘ Anwalt, Javier Sánchez-Junco, den Verdacht bestätigt. Am Mittwochabend gab der Anwalt eine knappe Mitteilung heraus: Der Ex-Monarch habe „ohne vorherige Aufforderung“ eine Steuerschuld in Höhe von 678.393,72 Euro beglichen, „einschließlich Zinsen und Zuschlägen“. Ansonsten stehe Seine Majestät der Staatsanwaltschaft selbstverständlich für weitere „Formalitäten oder Amtstätigkeiten“ zur Verfügung.
Knapp 680.000 Euro sind in den Kreisen, in denen sich Juan Carlos bewegt, nicht viel Geld. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Steuern, die er auf das Geschenk eines mexikanischen Geschäftsmannes zu zahlen vergaß: eine Kreditkarte, die kein Limit kannte. Über den Daumen lässt sich schätzen, dass der Ex-König damit in drei Jahren Rechnungen in Höhe von rund einer Million Euro beglich. Er benutzte die Karte offenbar so, wie man den Wasserhahn aufdreht: ohne sich groß Gedanken zu machen.
Reuige Steuersünder gehen in Spanien straffrei aus
Gedanken über die Rechtmäßigkeit dieses Geldflusses machte sich stattdessen die spanische Staatsanwaltschaft für Korruptionsdelikte, worüber Anfang November die Netzzeitung „eldiario.es“ berichtete. Die Ermittlungen waren noch nicht abgeschlossen, und Juan Carlos hatte keinen offiziellen Bescheid darüber erhalten. Insofern ist seine jetzige Nachzahlung eine „freiwillige“, „ohne vorherige Aufforderung“. Das hat für ihn den Vorteil, dass er jetzt nicht mehr wegen Steuerhinterziehung vor Gericht gestellt werden kann. Reuige Steuersünder gehen in Spanien straffrei aus, wenn sie eher mit dem Finanzamt Kontakt aufnehmen als das Finanzamt mit ihnen.
Eine der derzeit offenen Fragen ist die nach den Motiven des großzügigen Spenders. Der heißt Allen Sanginés-Krause, ist Ex-Banker und Immobilieninvestor und soll einer der reichsten Männer Mexikos sein. Es ist denkbar, dass er Juan Carlos die Kreditkarte überließ, weil ihm der Gedanke gefiel, einen König auszuhalten. Vielleicht erwartete er aber auch Gegenleistungen. Da ist noch Raum für weitere Ermittlungen.
Der Ruf des 2014 abgedankten Königs ist ruiniert
Solche Ermittlungen können sich hinziehen. In Genf ist ein Staatsanwalt seit zweieinhalb Jahren damit beschäftigt herauszufinden, warum Juan Carlos im Sommer 2008 vom damaligen saudischen König 100 Millionen Dollar geschenkt bekam, die er dann ein paar Jahre später an seine deutsche Freundin Corinna zu Sayn-Wittgenstein weiterverschenkte. Juan Carlos war damals noch König und glaubte, tun und lassen zu können, was er wollte. Womit er recht hatte, was Spanien anging: Dort ist das Staatsoberhaupt nach der Verfassung vor jeder Strafverfolgung geschützt. Den Genfer Staatsanwalt muss die spanische Verfassung nicht kümmern, aber er hat offenbar noch keine handfesten Belege für strafbares Verhalten des Ex-Monarchen in Händen.
So oder so ist der Ruf des 2014 abgedankten Königs ruiniert. Spanien werde „früher oder später“ wieder eine Republik sein, glaubt der stellvertretende Ministerpräsident Pablo Iglesias. Der ist zugleich Chef der Linkspartei Podemos, also von Haus aus Republikaner. Aber selbst der brave Fraktionschef der liberalen Ciudadanos, Edmundo Bal, ist sauer auf Juan Carlos, der offenbar „Geld zweifelhafter Herkunft geheim gehalten“ habe. Die spanische Demokratie danke ihm viel, aber „dieses Verhalten ist enttäuschend“.
Der Regierungschef Pedro Sánchez, ein Sozialist, versuchte die Wogen zu glätten: „Die Monarchie ist nicht in Gefahr“, sagt er in einem Fernsehinterview am Mittwochabend. König Felipe VI. dagegen, der Sohn von Juan Carlos, schwieg.