Herzogin Camilla: von der Ehebrecherin zur zukünftigen Königsgemahlin
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Herzogin Camilla besuchte unlängst eine Wohltätigkeitsveranstaltung für junge Gründerinnen.
© Quelle: imago images/i Images
London. Es ist ein ikonisches Foto von Camilla und Charles, geschossen in den 1970er-Jahren. Er trägt ein rotweißes Poloshirt, sie ein rotes Oberteil. Sie stehen sich gegenüber, hinter ihnen zu sehen ist ein Baumstamm, in dem Paare ihre Initialen geritzt haben. Sie scheinen in ein Gespräch vertieft. Das Bemerkenswerte an diesem Schnappschuss ist Camillas Haltung. Sie wirkt gelassen, kommuniziert mit Charles auf Augenhöhe. Es sei genau das gewesen, was er an ihr geschätzt habe, schreibt Penny Junor in ihrem Buch „The Duchess: The Untold Story“. Sie sei nie eingeschüchtert gewesen, habe ihn nicht angehimmelt. Stattdessen war sie natürlich und freundlich.
Die einst als „Rottweiler“ verspottete zweite Ehefrau von Prinz Charles wird mittlerweile auch von den Briten geschätzt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov ist sie inzwischen sogar beliebter als Prinz Harry und Herzogin Meghan. Wie das möglich wurde, erklärt die Kulturwissenschaftlerin Imke Polland-Schmandt, die an der Universität Gießen zum Bild der Royals in den britischen Medien forscht: „Die Monarchie ist eine Medienmonarchie“, erklärt sie. Jedes Mitglied der Familie habe eine bestimmte Rolle in der Öffentlichkeit zu erfüllen. Und so habe man für Camilla ein neues Image erschaffen.
Zurückhaltend und Kontroversen vermeidend
Camillas Ruf maßgeblich verbessert habe unter anderem ihre Wohltätigkeitsarbeit, sagt Pauline Maclaran, Marketing- und Verbraucherforscherin an der Royal Holloway Universität in London, die sich in ihrem Buch „Royal Fever“ intensiv mit dem Bild der königlichen Familie befasst hat. Geholfen habe ihr auch, dass sie zurückhaltend ist und Kontroversen vermeidet. Denn: „Frauen, die sich in den Vordergrund drängen, haben es in der königlichen Familie schwer.“ Das habe man zuletzt auch bei Herzogin Meghan beobachten können.
Außerdem habe Camilla an ihrem Stil gearbeitet, betont die Marketingexpertin. Früher habe sie als altmodisch gegolten, heute achte sie sehr auf ihre Frisur und ihre Kleidung. So lobte die britische Presse sie erst vor wenigen Tagen für ein Kleid in leuchtendem Blau, dass sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung für junge Gründerinnen trug. „Die Herzogin von Cornwall sah wie immer elegant aus“, war in dem Magazin „Hello!“ zu lesen. Camilla ist so zu einem Vorbild geworden – insbesondere für Frauen in ihrem Alter.
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Prinz Charles und Herzogin Camilla.
© Quelle: Getty Images
Doch das sorgsam aufgebaute, gute Image von Camilla ist aktuell in Gefahr. Verantwortlich dafür ist die Netflix-Serie „The Crown“, die die Geschichte des britischen Königshauses seit den 1940er-Jahren erzählt. In der letzten Staffel wurde die Affäre zwischen Charles und Camilla aufgegriffen. „Die Serie holt alles wieder hoch“, erklärt Maclaran. Ältere Menschen würden daran erinnert, Jüngere kommen zum ersten Mal mit der Geschichte in Kontakt.
Die Serie erinnert an dunkle Zeiten. Denn lange war die Herzogin von Cornwall eine Art „Anti-Heldin“, sagt Polland-Schmandt. In der Öffentlichkeit entstand dieses Bild unter anderem durch ein mittlerweile umstrittenes Interview, welches Diana 1995 der BBC gab. Darin schilderte sie den Einfluss von Camilla auf ihre Beziehung zu Charles. Vor den Kameras sagte sie, woran sich bis noch heute viele erinnern. Sie sprach von der „Ehe zu dritt“. Es war unter anderem dieses Interview, das schließlich zur Scheidung führte – vor fast genau 25 Jahren.
Reißt Netflix-Serie alte Wunden wieder auf?
Im Sommer 1997 starb Diana im Alter von nur 36 Jahren in der Folge eines Autounfalls in Paris. Während die Welt um die beliebte Prinzessin von Wales trauerte, führten Camilla und Charles ihre Beziehung fort – allerdings nicht offiziell. Die Queen und Prinz Phillip waren weiterhin nicht einverstanden mit der Verbindung und blieben dem 50. Geburtstag ihres Sohnes fern. Ein Jahr später sah man Charles und Camilla dann immer öfter bei offiziellen Veranstaltungen, im Theater und bei Feierlichkeiten.
Im Jahr 2000 war es dann so weit: Camilla und die Queen trafen bei dem Geburtstag von König Konstantin von Griechenland aufeinander. Beobachter erkannten darin einen Wendepunkt. Die Queen habe die Verbindung schließlich doch akzeptiert, hieß es damals. Im Jahr 2005 wurde die Beziehung zwischen Camilla und Charles dann auch vor dem Staat besiegelt. Sie gaben sich im Rathaus von Windsor das Jawort. Die Fotos von der Hochzeit im Jahr 2005 vermittelten ein Bild, das sich bis heute gehalten hat: das eines glücklichen, zugewandten Paares.
Die Hochzeit bot jedoch erneut Anlass für Debatten. „Denn durch die Ehe wird Camilla konstitutionell zur Queen, sobald Prinz Charles zum König wird“, erklärt Polland-Schmandt. Eine Vorstellung, die vielen Briten widerstrebt. Charles lenkte schließlich ein. Camilla solle nicht Königin genannt werden, sondern Princess Consort, schlug er vor. Ein Titel, der in der männlichen Form einst für Prinz Albert eingeführt wurde. In der Öffentlichkeit bleibt Camilla zunächst weiterhin umstritten. Doch das sollte sich nach und nach ändern.
Versöhnt hat viele Briten mit Camilla aber wohl vor allem eines: ihr Charakter. In der Öffentlichkeit zeigt sie sich seit Jahrzehnten freundlich, humorvoll und direkt. Man weiß bei ihr, woran man ist. Und so sehen sie sie Camilla mittlerweile vielleicht annährend so wie Prinz Charles sie schon vor über 40 Jahren sah.