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Vergewaltigungsvorwürfe

Russell Brand: Wie tief sind seine Abgründe?

Schauspieler Russell Brand wird von mehreren Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt.

Schauspieler Russell Brand wird von mehreren Frauen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt.

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London. Es sind Szenen einer Dokumentarfernsehserie, deren Enthüllungen seit dem Wochenende im Großbritannien für enormes Aufsehen sorgen: In einer Show, ausgestrahlt im Jahr 2006, gibt sich der britische Comedian Russell Brand provokant und exzentrisch. Mit einer Turmfrisur, gekleidet in Schwarz, tänzelt er über die Bühne. Vor dem Publikum spricht er äußerst offen und explizit über seine sexuellen Vorlieben. Das Publikum lacht.

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Dann ein Schnitt: Die Stimmen verschiedener Frauen sind zu hören. Eine berichtet von einer Begegnung mit dem Schauspieler im Jahr 2012 und behauptet, Brand habe sie in seinem Haus in Los Angeles vergewaltigt. Aus Textnachrichten geht hervor, dass sie dem Schauspieler in den Stunden danach schrieb. Sie habe vor ihm Angst gehabt und sich ausgenutzt gefühlt. Brand antwortete, es täte ihm „sehr leid“.

Laut Recherchen der „Times“, der „Sunday Times“ und des Senders „Channel 4″ werfen vier Frauen, darunter eine damals 16-Jährige, dem 48-Jährigen vor, sie zwischen 2006 und 2013, und damit in jenen Jahren, in welchen er besonders erfolgreich war, sexuell missbraucht zu haben. In einem Fall geht es um eine Vergewaltigung. Die Journalisten hatten vier Jahre zu den mutmaßlichen Vergehen recherchiert.

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Brand wies die von den Frauen vorgebrachten Vorwürfe in einem am Wochenende veröffentlichen Youtube-Video vehement zurück und sprach von einer „Litanei äußerst ungeheuerlicher und aggressiver Angriffe“. Er habe offen geschildert, dass er zu jener Zeit „sehr, sehr promiskuitiv“ gelebt habe und legte nahe, dass es sich bei den Anschuldigungen um eine „koordinierte Attacke der Mainstream-Medien“ handele.

Trennung von Katy Perry per Kurznachricht

Brand ist seit jeher ein umstrittener Charakter, manche mögen ihn, andere können ihn nicht ausstehen, in jedem Fall kannte ihn aber ab einem bestimmten Zeitpunkt so gut wie jeder Brite.

Der 48-Jährige erlangte in Großbritannien Mitte der 2000er-Jahre unter anderem als Moderator der Sendung „Big Brother‘s Big Mouth“ auf „Channel 4″ Berühmtheit. Zwischen 2006 und 2008 arbeitete er als Radiomoderator für die BBC und spielte seit 2010 überdies in einigen Hollywoodfilmen mit. Im selben Jahr heiratete er Pop-Sängerin Katy Perry. Die Ehe hielt jedoch nur wenige Monate und wurde laut Perry durch eine Kurznachricht von Brand beendet.

Der 48-Jährige äußerte sich stets offen zu seinem Konsum illegaler Drogen und seiner Sexsucht. Über beides schrieb er in seiner Autobiografie. Zuletzt war er jedoch mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien aufgefallen. Sein Youtube-Kanal hat etwa sieben Millionen Follower. Ein Video aus der vergangenen Woche war etwa überschrieben mit der Frage: „Hat sich das FBI Ihre DNA besorgt?“ Vor dem Hintergrund der Vorwürfe sexueller Übergriffe reagierte die Internetplattform nun damit, die Vergütung für Aufrufe von Brands Videos auszusetzen. Der 48-jährige habe die Regeln der Plattform für die Schaffung verantwortlicher Inhalte verletzt, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA aus einer Youtube-Mitteilung.

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X-Chef Elon Musk, der rechte US-Moderator Tucker Carlson sowie die Influencer Andrew und Tristan Tate, gegen die in Rumänien bald ein Prozess wegen sexueller Ausbeutung von Frauen beginnt, sprachen ihm ihre Unterstützung aus – obwohl es sich bei der „Times“ und der „Sunday Times“ um renommierte Zeitungen handelt.

Etliche Skandale in britischer Medienbranche

Der Fall wirft überdies erneut ein Schlaglicht auf Probleme in der britischen Medienbranche. Erst vor wenigen Wochen prägte der Skandal um den BBC-Moderator Huw Edwars die Schlagzeilen auf der Insel. Er war Gesicht der Rundfunkanstalt und der bestbezahlte Moderator. Dann berichtete die Boulevardzeitung „The Sun“, dass er einer jungen Person hohe Geldbeträge für intime Fotos und Videos gezahlt haben soll. Mitarbeiter sprachen danach laut der BBC von unangemessenen und suggestiven Nachrichten durch Edwards – und von Machtmissbrauch. Der Sender leitete eine interne Untersuchung ein.

Der britische Außenminister James Cleverly betonte am Wochenende, dass diejenigen an der Macht besser darin werden müssten, auf die Stimmen der „relativ Machtlosen“ zu hören. Jene Frau, die im Alter von 16 Jahren eine Beziehung mit Brand gehabt haben soll, sagte am gestrigen Montag, sie würde gerne wissen, warum die Rundfunkanstalt damals nicht mehr getan hat. Die BBC betonte, sie untersuche „die durch die Vorwürfe aufgeworfenen Probleme“.

Für den Sender sind die aktuellen Anschuldigungen besonders problematisch. Schließlich hatte der mittlerweile verstorbene Entertainer und einstige Starmoderator der Musiksendung „Top of the Pops“, Jimmy Savile, seit den 1950er-Jahren Hunderte Kinder und Erwachsene sexuell missbraucht. Das ganze Ausmaß des Verbrechens kam jedoch erst Jahrzehnte später ans Licht, nach seinem Tod im Jahr 2011.


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