Sauberer Juan Carlos: Ermittlungen gegen spanischen Ex-König eingestellt
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Juan Carlos, ehemaliger König von Spanien.
© Quelle: Francisco Flores Seguel/Agencia
Madrid. Juan Carlos de Borbón y Borbón, der frühere spanische König, steht nicht mehr unter Korruptionsverdacht. Fast dreieinhalb Jahre lang ermittelte der Genfer Staatsanwalt Yves Bertossa wegen einer möglichen Schmiergeldzahlung gegen den Monarchen. An diesem Montag gab er die Einstellung seiner Ermittlungen bekannt. Er hatte keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine Straftat gefunden.
Bertossa hatte seine Ermittlungen im August 2018 aufgenommen, nachdem er durch spanische Presseberichte von möglichen Schmiergeldzahlungen an den König erfahren hatte, die über Schweizer Konten gelaufen sein sollten. Der Staatsanwalt brachte schließlich eine 100-Millionen-Dollar-Zahlung des damaligen saudischen Königs an Juan Carlos aus dem Jahr 2008 ans Licht. Die Frage, ob es für dieses fürstliche Geschenk eine illegitime Gegenleistung des spanischen Monarchen gegeben hatte, konnte Bertossa bis heute nicht klären, weswegen er seine Ermittlungen nun eingestellt hat.
Geld an deutsche Geschäftsfrau weiterverschenkt
In den spanischen Medien wurde die 100-Millionen-Dollar-Zahlung regelmäßig mit einem Milliardenauftrag an ein spanisches Konsortium für den Bau einer Schnellbahnstrecke von Medina nach Mekka in Verbindung gebracht. Der damals noch amtierende König Juan Carlos leistete wahrscheinlich gute Dienste, um dieses Geschäft zu ermöglichen. Abgeschlossen wurde der Vertrag allerdings erst ein Jahr nach der Millionenzahlung, und Bestechungsgelder zahlt gewöhnlich der Auftragsempfänger, nicht der Auftraggeber. Insofern stand der Korruptionsverdacht von Beginn an auf schwachen Füßen.
Bemerkenswert ist die Geschichte allemal. Noch bemerkenswerter macht sie die von Bertossa aufgedeckte Tatsache, dass Juan Carlos das Geld – vier Jahre, nachdem er es erhalten hatte – weiterverschenkte, und zwar an die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, die sich selbst als „innige Freundin“ des Königs bezeichnete. Bertossa fand das so verdächtig, dass er die Deutsche, anders als Juan Carlos, als „Beschuldigte“ führte. Er unterstellte ihr Geldwäsche. Aber auch diesen Verdacht musste er fallen lassen. Zu Sayn-Wittgenstein ließ dazu am Montag diese Stellungnahme verbreiten: „Heute wurde ich von jeglichem Fehlverhalten in der dreijährigen Untersuchung der Schweizer Staatsanwaltschaft freigesprochen. Meine Unschuld war von Anfang an offensichtlich.“
In Spanien laufen noch drei Ermittlungsverfahren gegen Juan Carlos
Das Verhältnis zwischen der Geschäftsfrau und dem Monarchen ist mittlerweile zerrüttet. Zu Sayn-Wittgenstein hat in London Anzeige gegen ihren früheren Freund und gegen Mitarbeiter des spanischen Geheimdienstes erstattet, denen sie unterstellt, sie verfolgt und unter Druck gesetzt zu haben, mit dem Ziel, das von ihr so genannte „nicht erbetene Geschenk“ in Höhe von 65 Millionen Euro – dem Gegenwert der 100 Millionen Dollar – zurückzugewinnen. In ihrer Stellungnahme vom Montag bemerkt die Deutsche zu Bertossas Ermittlungen gegen sie geheimnisvoll: „Diese Episode hat nur dazu gedient, mich im Rahmen der laufenden Missbrauchskampagne durch bestimmte spanische Interessen weiter zu schädigen. Gegen die Hauptschuldigen wurde nicht ermittelt. Sie hatten Zeit, ihre Aktivitäten zu verbergen. Nach wie vor wurden diese nicht zur Rechenschaft gezogen.“
Auch in Spanien laufen noch drei Ermittlungsverfahren gegen Juan Carlos, die aber nach übereinstimmender Überzeugung der großen spanischen Medien demnächst ebenfalls eingestellt werden dürften. Dass die Justiz den Ex-König nicht weiter verfolgt, heißt aber nicht, dass ihn nun auch die Spanier mehrheitlich für sauber hielten.