Trauer um den „Großvater der Nation“ – und Hoffnung auf eine royale Aussöhnung
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Eine Person greift eine Zeitschrift, auf deren Titelblatt das Gesicht von Prinz Philip abgebildet ist.
© Quelle: Matt Dunham/AP/dpa
London. Nach seinem Tod, das hatte Prinz Philip mal erklärt, wünsche er „No fuss“, keinen Rummel. Doch seit der Bekanntgabe seines Ablebens am Freitagmorgen herrscht im Königreich so etwas wie Ausnahmezustand. Die Medien überschlagen sich mit der Berichterstattung über das Leben und Wirken des Herzogs von Edinburgh.
„Wir weinen mit Ihnen, Ma’am“, titelte die Boulevardzeitung „The Sun“. Die „Daily Mail“ erschien als 144-seitige Prinz-Philip-Ausgabe. Dazu Staatstrauer, Schweigeminuten, Salutschüsse und Kanonendonner, das Konterfei des Prinzgemahls auf Anzeigetafeln an Bushaltestellen, am Londoner Piccadilly Circus und entlang Schnellstraßen. Tausende Menschen pilgerten zum Buckingham Palace, um Blumen abzulegen, auch wenn der Palast wegen der Pandemiebeschränkungen die Menschen bat, davon abzusehen.
Berührt von der Anteilnahme äußerte sich Thronfolger Prinz Charles mit einer fast zärtlichen Ansprache vor seinem Anwesen Highgrove House in Gloucestershire. „Mein lieber Papa“, sagte der 72-Jährige sichtlich ergriffen, „war ein ganz besonderer Mensch, der – wie ich denke – vor allem überwältigt wäre von der Reaktion und den bewegenden Dingen, die über ihn gesagt wurden, und was das betrifft, sind wir, meine Familie, zutiefst dankbar für all das.“
„Wir haben den Großvater der Nation verloren“
Königshausexperten hatten berichtet, dass Philip kurz vor seinem Tod das älteste der vier Kinder zur Seite genommen und gebeten habe, nach seinem Tod auf die Mutter Königin Elizabeth II. aufzupassen. Er, Charles, müsse nun die Familie führen. Zugleich werde er mehr Verantwortung als Thronfolger übernehmen müssen. Vater und Sohn hatten ein schwieriges Verhältnis.
„Wir haben den Großvater der Nation verloren“, zollte Prinz Andrew seinem Vater Tribut und schilderte, wie es seiner Mutter gehe. Die Queen sei zwar „eine unglaublich stoische Person“, aber sie fühle den Schmerz mehr als jeder andere. Die Queen und Philip waren mehr als 73 Jahre verheiratet. Der Prinzgemahl steckte im Dienst der Krone für sie zurück, ging aber stets an ihrer Seite als „meine Stärke und meine Stütze in all diesen Jahren“, wie das Staatsoberhaupt es einmal formulierte.
Die Trauerfeier findet am Samstag in Windsor statt. Klein, zurückhaltend, familiär – wegen der Pandemie. Obwohl am Montag Restriktionen auf der Insel gelockert werden, sind maximal 30 Gäste bei Beerdigungen erlaubt. Selbst Premierminister Boris Johnson verzichtet zugunsten von Familienmitgliedern auf seinen Platz, wie der Regierungschef bekannt gab.
Landesweite Schweigeminute, aber keine offizielle Prozession
Dafür reist Prinz Harry aus den USA an – ohne die schwangere Herzogin Meghan. Laut Palast habe ihr Arzt von der Reise abgeraten. Die Empfehlung dürfte sowohl ihr als auch der königlichen Familie nicht ungelegen kommen nach dem Oprah-Winfrey-Interview, in dem das Paar schwere Vorwürfe gegen das Haus Windsor erhob. Es ist das erste Mal seit dem Umzug nach Kalifornien, dass der Herzog von Sussex zurück in die Heimat fliegt. Spekuliert wird, ob es zur Aussöhnung zwischen Harry und Prinz William sowie dem Rest der Familie kommen könnte. Angeblich werden die Brüder Seite an Seite hinter dem Sarg des Großvaters hergehen.
Die Trauerfeierlichkeiten sollen um 15 Uhr Ortszeit beginnen – mit einer landesweiten Schweigeminute. Um Ansammlungen zu vermeiden, gibt es keine offizielle Prozession. Auf Philips Wunsch hin wird der Sarg auf einem mithilfe des Prinzen designten Land Rover innerhalb der Schlossmauern zur St.-Georges-Kapelle gefahren werden, wo der Gottesdienst stattfindet – und der wird live im Fernsehen übertragen. In der Kapelle werden auf dem Sarg Philips Schirmmütze der Royal Navy sowie sein Schwert liegen.