Triumphe und Tragödien: Fritz Wepper wird 80
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Fritz Wepper, hier mit seinen Schauspielkolleginnen Karin Gregorek (links) und Janina Hartwig aus „Um Himmels Willen“, wird 80.
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Wenn Sportler ihre Memoiren schreiben, geht es um Siege und Niederlagen. Fritz Wepper zeigt mit seiner Autobiografie „Ein ewiger Augenblick“, dass auch bei Schauspielern Triumph und Tragödie oft nah beieinanderliegen. Das Buch ist gerade wegen der vielen Anekdoten oft witzig, aber auch immer wieder sehr anrührend. Er habe „nicht nur die süßen Lebensrosinen rauspicken“ wollen, deshalb gehe es auch „um Tod und Verlust, um Versagen und Verzeihen“, so der „Um Himmels Willen“-Schauspieler. Über dem letzten Kapitel steht: „Dies ist nicht nur ein Buch über mein Leben. Es ist auch ein Buch vom Überleben.“
Während der Dreharbeiten zur letzten Staffel der ARD-Erfolgsserie „Um Himmels Willen“ im Herbst 2020 wurden bei ihm Metastasen in allen lebenswichtigen Organen entdeckt. Zum Glück war eine Immuntherapie erfolgreich. Vier Jahre zuvor hatte er sich nach einer Herzoperation einem zweiten Eingriff mit nur geringen Überlebenschancen unterziehen müssen.
Als Zenbuddhist hat Wepper keine Angst vor dem Tod
An diesem Dienstag (17. August) wird Fritz Wepper 80 Jahre alt. Als Zenbuddhist hat er keine Angst vor dem Tod, „denn er gehört zum Leben“. Davon abgesehen kann er auf ausgefüllte und ereignisreiche Jahrzehnte zurückblicken. Trotzdem ist die Autobiografie weit von der in der Filmbranche üblichen Selbstbeweihräucherung entfernt, denn um Dreharbeiten geht es im Grunde nur am Rande. Viel lieber schreibt er über seine Familie, über Liebe und Liebschaften, und über seine wichtigsten Freunde, die seine Erzählungen ebenso wie Bruder Elmar oder Tochter Sophie um eigene Geschichten ergänzen.
Zu seiner Arbeit hatte der gebürtige Münchner offenbar stets eine pragmatische Haltung: „Es müssen Dinge zu Ende gehen, damit andere beginnen können“; das hat ihm geholfen, nach 19 Jahren das überraschende Ende von „Um Himmels Willen“ zu akzeptieren. Populär war Wepper auch schon lange vor dem Dauerbrenner, aber die Klostergeschichten aus dem fiktiven Kaltenthal haben ihn endgültig zu einem der beliebtesten Schauspieler Deutschlands gemacht.
Wepper als Grantler mit Herz
Parallel zur Serie hat er in diversen TV-Komödien den Grantler mit Herz gespielt. Weniger lustig fand er es allerdings, wenn ihm wildfremde Menschen „Harry, hol schon mal den Wagen“ zuriefen. Dass 24 Jahre harter Arbeit auf diesen einen Satz reduziert werden, hält er für respektlos: 1974 bis 1998 hatte er in der ZDF-Krimiserie „Derrick“ wie schon zuvor im Klassiker „Der Kommissar“ den Assistenten Harry Klein gespielt. Die Serie war lange Zeit eine der populärsten deutschen Produktionen im Ausland; in Italien wurde Wepper gefeiert wie ein Popstar.
Der Oberbayer hat bereits als Kind gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Elmar Mutter und Oma mit selbst ausgedachten Kasperletheaterstücken unterhalten. Mit elf Jahren stand er erstmals auf einer Theaterbühne. Von der Gage, 25 Mark, hat er sich seine erste Armbanduhr gekauft.
Durchbruch mit Rolle im Antikriegsfilm „Die Brücke“
Sein Durchbruch war eine Rolle als junger Soldat in Bernhard Wickis Antikriegsfilm „Die Brücke“ (1959), ein Meilenstein der deutschen Filmgeschichte; da war Wepper gerade mal 18 Jahre alt. Was dann folgte, war eine Karriere, die ihresgleichen sucht. Seine Laufbahn als Kinoschauspieler schien allerdings beendet, als er Mitglied des Ensembles von „Der Kommissar“ (1969 bis 1976) wurde. Umso überraschender ergab sich die Chance auf eine internationale Karriere, als er in Bob Fosses Musicalklassiker „Cabaret“ (1972) mitwirken durfte. Der Film wurde mit acht Oscars ausgezeichnet.
Anschließend sind ihm Rollen in einem Broadwaystück und in zwei amerikanischen Filmen angeboten worden, aber er war vertraglich ans ZDF gebunden und musste seinen amerikanischen Traum begraben. Wepper, 1964 als bester Nachwuchsschauspieler für „Kennwort: Reiher“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, galt lange als einer der begehrtesten Junggesellen Münchens, auch wenn er selbst es anders umschreibt: „Jung und gesellig trifft es eher.“ Kein Wunder, dass ihm die Klatschpresse stets auf den Fersen war.
Fritz Wepper: „Ein ewiger Augenblick“. Heyne-Verlag, München. 304 Seiten, 20 Euro.