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„Ein Horror“: Hunderte Urlauber von Vulkanausbruch auf La Palma betroffen

Lava läuft aus dem Vulkan Cumbre Vieja auf der kanarischen Insel La Palma. Der Ausbruch hatte sich in den vergangenen Tagen durch Tausende kleine Erdbeben und eine leichte Anhebung des Erdbodens angekündigt.

Lava läuft aus dem Vulkan Cumbre Vieja auf der kanarischen Insel La Palma. Der Ausbruch hatte sich in den vergangenen Tagen durch Tausende kleine Erdbeben und eine leichte Anhebung des Erdbodens angekündigt.

Erstmals seit 50 Jahren ist auf der beliebten spanischen Kanarischen Insel La Palma am Sonntag ein Vulkan ausgebrochen. Ab 15.12 Uhr Ortszeit (16.12 Uhr MESZ) erschütterten heftige Explosionen die Gegend der Vulkankette Cumbre Vieja im Süden der Insel. Steine, Asche und Rauch wurden in den Himmel geschleudert, in der Nacht erhellten Hunderte Meter hohe Feuerfontänen den Himmel.

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Auch am Montag wälzen sich Lavaströme bergab in Richtung Küste, fast 6000 Bewohner der Ortschaften El Paso, Llanos de Aridane und des Badeortes Tazacorte an der Westküste der Insel mussten nach Angaben der Guardia Civil in Sicherheit gebracht werden. Von den Evakuierungen betroffen sind auch Hunderte Urlauberinnen und Urlauber. Unter ihnen auch Marei G., die aus ihrem Ferienort Puerto Naos flüchten musste. „Wir sind vom Strand aus direkt ins Auto und ab in den Norden“, erzählt sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Sie nahm nur eine Nottasche mit Geld, Papieren und Tabletten mit, alles andere ließen sie zurück. „Klamotten mussten wir neu kaufen, da sie noch im Hotel sind“, so die Urlauberin.

„Als wir das Auto gerade gepackt haben, ist der Vulkan ausgebrochen“

Auch Marc H. aus Göttingen und seine Freundin mussten ihre individuell gebuchte Ferienunterkunft in der Bucht Charco Verde im Südwesten der Insel verlassen. Die vielen Erdbeben in den Tagen vor dem Ausbruch hätten das Paar verunsichert – sie hatten daher auch eine geplante Wanderung auf der Vulkanroute von El Pilar zum Pico Birigoyo abgesagt. Unvorbereitet auf den Vulkanausbruch seien sie nicht gewesen: „Uns wurde im Vorfeld schon gesagt, dass wir unsere Sachen gepackt haben sollten und immer erreichbar sein sollten, damit wir schnell wegkönnen, sobald es losgeht.“

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Am Sonntag dann hätten die beiden ein ungutes Gefühl gehabt und von sich aus entschieden, den Ort vorzeitig zu verlassen. „Als wir das Auto gerade gepackt haben, ist der Vulkan ausgebrochen“, erinnert sich der Urlauber im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Die Evakuierung sei ohne Chaos abgelaufen: „Es war natürlich voll auf den Straßen, aber alle waren ruhig.“

Der aktuelle Blick von der Terrasse des Urlaubers Marc H. aus Göttingen: Er musste wegen des Vulkanausbruchs seine alte Unterkunft auf La Palma verlassen.

Der aktuelle Blick von der Terrasse des Urlaubers Marc H. aus Göttingen: Er musste wegen des Vulkanausbruchs seine gebuchte Unterkunft auf La Palma verlassen.

Marc H. und seine Partnerin sogen in eine Unterkunft in Los Llanos. „Unser Vermieter hat sich um uns sehr gut gekümmert und eine Unterkunft organisiert. Das war nicht leicht, weil sehr viele Menschen etwas Neues brauchten. Wir sind froh, dass wir nicht in einer der Turnhallen unterkommen mussten.“

Von der neuen Dachterrasse aus hat das Paar einen direkten Blick auf den Vulkan, der nach wie vor Asche spuckt. „Wir sind noch bis morgen hier und hoffen natürlich, dass unser Flug auch nach Hause geht“, sagt der Göttinger am Montag. Vor allem aber sei er in Gedanken bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von La Palma. „Es ist wirklich schlimm für viele Menschen hier“, sagt er.

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Lava zerstört mehr als 200 Häuser auf La Palma

Die etwa 1000 Grad heiße Lava hat schon etliche Landhäuser zerstört, sie gingen in Flammen auf: „Nach gestrigen Daten sind 200 Häuser verschwunden und die Lava kann mehr als 1000 treffen. Darüber hinaus sind auch mehr als 300 Bauernhöfe oder Bauernhöfe verschwunden“, zitiert „Canarias 7“ den Inselpräsidenten Mariano Hernández.

In anderen Teilen von La Palma ist die Situation jedoch entspannt: „Manchmal kann ich kaum glauben, was auf der Westseite passiert“, sagt Auswanderin Ines Dietrich dem RND. Sie lebt seit fast 25 Jahren auf der Ostseite, und dort sei alles ruhig. „Die Rauchsäule kann ich nur sehen, wenn keine anderen Wolken sind, zum Beispiel gestern Abend.“ Auch Marei G., die nun im Norden der Insel in einer privaten Unterkunft wohnt, sagt: „Die Restaurants in den ungefährlichen Gebieten haben alle geöffnet und das normale Leben geht in den Orten weiter.“

Vulkanausbruch auf La Palma: Reisende sollen sich vor Abflug informieren

Nichtsdestotrotz sind viele Urlauberinnen und Urlauber, die in den kommenden Tagen geplant hatten, nach La Palma zu fliegen, verunsichert: „Kann ich reisen?“, „Ist der Flughafen geöffnet?“ und „Wie groß ist die Zerstörung auf der Insel?“ lauten einige der Fragen, die in Kanaren-Foren in den sozialen Medien gestellt werden.

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Generell sollten sich Reisende vor Abflug oder Abfahrt darüber informieren, ob sich ihr Urlaubsort in der Nähe des Vulkanausbruchs befindet – und dann Kontakt mit der Airline, der Unterkunft oder dem Reiseveranstalter aufnehmen. Aktuell ist zum Beispiel der Urlaubsort Puerto Naos betroffen. Der Badestrand dort zählt zu den wichtigsten Touristenzentren der Insel und gehört zur Gemeinde Los Llanos de Aridane.

Der Airport auf La Palma ist geöffnet, der Luftverkehr wird so weit es geht aufrechterhalten. Der Flughafenbetreiber Aena rät Reisenden, sich vor Abflug mit ihrer Airline in Verbindung zu setzen, weil einzelne Verbindungen ausfallen könnten. So hatte beispielsweise die kanarische Fluggesellschaft Binter mitgeteilt, dass sie aufgrund der Aschewolke mehrere Flüge nach La Gomera streicht. Auch am Sonntag wurden Flüge nach La Palma umgeleitet und mussten teilweise an ihren Ausgangspunkt zurückkehren.

Massentourismus wie auf den bekannteren Inseln Gran Canaria, Fuerteventura, Lanzarote und Teneriffa gibt es auf La Palma allerdings nicht. Die Insel ein klassisches Ziel für Individualreisende, für die Pauschalreiseveranstalter in Deutschland scheint der Vulkanausbruch daher kein großes Thema zu sein. „Die Insel wird weniger über Veranstalter gebucht, außerdem befinden wir uns gerade in der Zeit zwischen Sommer- und Herbstferien“, sagt die Sprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV) gegenüber dem RND.

Pauschalreisende, die vor Ort sind oder zeitnah fliegen wollten, könnten sich aber selbstverständlich mit ihrem Veranstalter in Verbindung setzen. Tui-Sprecher Aage Dünhaupt sagt: „Wir stehen mit den Behörden in Kontakt und bieten für anreisende Gäste in den nächsten Tagen gebührenfreie Umbuchungen an.“

Mit dpa

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