Koffer auf Abwegen, gestrandete Passagiere

Skurrile Ausmaße des Flughafenchaos: Fünf Anekdoten zum Reisen im Sommer 2022

Im Depot: Manchmal sind Reisende schneller am Ziel als ihre Koffer. Diese muss der Flughafen zwischenlagern.

In diesen Tagen finden sich an zahlreichen deutschen Flughäfen Koffer-Depots.

Tumulte, Handgreiflichkeiten, stundenlanges Anstehen am Sicherheitscheck: Viele Menschen hatten sich auf den Sommerurlaub 2022, der erste weitestgehend ohne Corona-Einschränkungen, gefreut. Doch die Realität sieht ganz anders aus. Fünf Erzählungen, die das Ausmaß des Flughafenchaos zeigen.

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1. Ampelsystem in der App des Flughafen Düsseldorf: Mehr als 20 Minuten Wartezeit gibt es nicht

Spätestens seit der Corona-Pandemie begleiten uns Ampeln, die Menschenströme entzerren sollen. Strandampeln zeigen, wie voll es am Strand ist, grün für: „Kommt alle, es ist Platz“ über orange für: „Wird langsam voll, suchen Sie lieber eine Alternative“ bis hin zu rot für: „Nicht‘s geht mehr“.

Der Flughafen in Düsseldorf, aktuell deutscher Meister im Flughafenchaos, hat dafür Zeitangaben in seiner App. Weniger als fünf Minuten heißt es da, oder fünf bis zehn Minuten Wartezeit an der Sicherheitskontrolle – einzeln ausgewiesen für die Sicherheitskontrolle jedes Abflugbereichs.

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Doch wer sich auf die Zeitangaben in der App verlässt, ist verloren. Der Trick: Mehr als 20 Minuten ist das Maximum, das die App anzeigen kann. Ob es nun also 21 Minuten Wartezeit sind oder doch zwei Stunden – das gibt die App nicht her. Besser ist es, sich vorab einen Überblick über die Webcam zu machen. Wie lange die Wartezeit ist, steht dort zwar nicht, aber es ist zu sehen, wie lange die Warteschlangen sind.

2. Keine Mail, keine SMS: „Ihr Flug kann nicht wie geplant stattfinden“

Der Flug ist längst gebucht. Im März, als das derzeitige Flughafenchaos noch nicht absehbar war – zumindest nicht für Reiselaien. Drei Tage vor der Abreise ist die Vorfreude groß, es gab bisher keine Storno-Mail, keine SMS über Verspätungen. Wann öffnet noch einmal der Online-Check-In?

Beim Einloggen ins System der Airline ploppt ein Info-Fenster auf. „Ihr Flug kann nicht wie geplant stattfinden.“ Aha. Nach einigen Klicks steht fest – eine Teilstrecke auf dem Hinflug ist annulliert worden, von der Airline. Ohne den Login auf der Website der Airline wäre das wahrscheinlich erst beim Online-Check-In oder – noch schlimmer – erst am Flughafen aufgefallen. Informationen seitens der Airline: keine.

Im System lässt sich lediglich für den ausgefallenen Flugteil Erstattung beantragen und einen neuen Teilflug dazubuchen. Dass der ganze Flug durch den Ausfall sinnlos wird, scheint die Airline nicht zu bedenken. Erst nach einem Anruf im Kundencenter und Kontakt via Whatsapp reagiert die Airline. Statt im Flugzeug geht es nun mit dem Zug auf die Reise.

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3. Urlaub unfreiwillig verlängert – aber wie lange eigentlich?

Wer kennt es nicht: Das ewig lange Warten auf den langersehnten Urlaub, die Vorfreude, die Reiseplanung – und dann ist der Urlaub viel zu schnell vorbei. Gegen eine kleine Verlängerung hätte der eine oder die andere wohl nichts einzuwenden. Was aber, wenn unklar ist, wann man wieder nach Hause kommt? Dann wird aus Entspannung ganz schnell Anspannung, aus Urlaubsfeeling schnell Angst um den Arbeitsplatz.

Was wir bereits zu Beginn der Corona-Pandemie erlebt hatten, als plötzlich Flughäfen geschlossen wurden und Abertausende Reisende strandeten, erleben einige nun aufs Neue – allerdings mit geöffneten, aber eben völlig überlasteten Flughäfen und Airlines.

Reisende berichten davon, mehrere Tage ohne weitere Informationen in London, auf Mallorca oder im ägyptischen Hurghada gestrandet zu sein. Eine Rückreise war nicht möglich, weil alle Flieger voll waren – und so harrten die Menschen tagelang aus, ohne zu wissen, wann sie ihre Arbeit in der Heimat wieder aufnehmen können.

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4. Koffer auf Abwegen

Dass der Koffer es mal nicht an Bord schafft, gab es auch schon vor dem Chaossommer 2022. Man wartet dann vergebens am Kofferband und irgendwann, wenn dann auch kein Zweifel mehr daran besteht, dass das Hab und Gut irgendwo verschollen ist, meldet man sich am Schalter. Mit dem Gepäckzettel wird gescannt, wo das Gepäckstück ist und ein paar Stunden bis Tage später an den Aufenthaltsort gebracht.

Aber in Tagen und Wochen, in denen sich Hunderte und Tausende Koffer in Terminals stapeln, weil die Abfertigung nicht mehr gewährleistet ist, passiert es nicht nur deutlich häufiger, sondern manch ein Gepäckstück taucht nicht mehr im System auf! „Nicht nur, dass der Koffer nicht mit auf den Flug kam. Sie können ihn einfach nicht mehr finden“, meldete eine Reisende auf Facebook.

Einige Tage später die erleichternde Nachricht: Der Koffer ist wieder da, per Fähre wurde er auf die Urlaubsinsel zu der Urlauberin gebracht. Wo sich das Teil allerdings in der Zwischenzeit rumgetrieben hat, ist bisher unklar.

Übrigens: Koffergeschichten finden sich schon jetzt en masse. Da wäre beispielsweise der Mann, der bei Lufthansa auf Facebook kommentierte, dass er seinen Koffer seit der Rückreise am 5. Juni nicht mehr gesehen habe. Kein einziger Koffer der gesamten Maschine sei auf dem Gepäckband angekommen. Bis heute unauffindbar. Eine Frau schreibt auf der gleichen Facebook-Seite: „Ich würde es lieben, mein Gepäck nach 14 Tagen „Verspätung“ mal wieder zu sehen – meine drei Kinder übrigens auch...“

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5. Den Flieger noch erwischen: Passagiere wollen sich durch Sicherheitskontrolle prügeln

Und noch mal der Flughafen Düsseldorf. Dort kam es bereits am Mittwochabend, also zwei Tage vor dem offiziellen Start der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen, zu Tumulten inklusive Handgreiflichkeiten.

Weil die Wartezeit an der Sicherheitskontrolle so riesig war, versuchten einige Passagierinnen und Passagiere sich an der Schlange vorbei vorzudrängeln, um den Urlaubsflug doch noch zu erwischen. Es kam zu lautstarken Auseinandersetzung zwischen wartenden Reisenden, die das nicht ganz so cool fanden. Und los ging das Handgemenge.

Auch auf dem Rollfeld kam es zu Tumulten und tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Reisenden. Inzwischen ist die Bundespolizei am Flughafen in Düsseldorf im Einsatz – und soll regulieren, wer wann wo in der Schlange zu stehen hat. Einige der Beamten sind gar mit Maschinenpistolen ausgestattet.

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