Nachhaltig fliegen: Flugzeuge tanken „Grünes Kerosin“ ab Juni am Flughafen München
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Verschiedene Airlines stehen an Terminal 2 am Flughafen München. Der Airport nimmt im Juni eine Tankanlage für nachhaltiges Kerosin in Betrieb.
© Quelle: imago 83949859
Wer im Sommer von München aus in den Urlaub fliegt, empfindet vielleicht etwas weniger Flugscham. Ab dem 1. Juni kommt auf dem Flughafen in der bayerischen Landeshauptstadt auch nachhaltiges Kerosin zum Einsatz. Dann wird ein neues Tanklager geöffnet, an dem Flugzeuge sogenannte Sustainable Aviation Fuels (kurz: SAF) tanken können.
Dies ermögliche den Airlines, ihre CO₂-Emissionen zu senken, so Jost Lammers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen München GmbH in einer Pressemitteilung. „Den grünen Treibstoffen fällt eine Schlüsselrolle auf dem Weg zu einer vollständigen Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu.“ Im Vergleich zu herkömmlichen Kerosin könnten durch den Einsatz von SAF die CO₂-Emissionen zwischen 70 und 100 Prozent gesenkt werden.
Für die Anlieferung, Lagerung und Vertankung seien Kraftstoffe zugelassen, die Qualitätsspezifikationen für den Flugkraftstoff Jet-A1 entsprechen – so wie das herkömmliche in der zivilen Luftfahrt eingesetzte Kerosin. Der Kraftstoff werde als SAF-Blend eingespeist, also als Mischung von konventionellem Kerosin mit grünen Kraftstoffen. Derzeit können konventionelle Flugzeuge nur bis zu einem gewissen Grad mit SAF-Kraftstoffen betrieben werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der europäische Flugzeugbauer Airbus testen bereits, wie Passagierflugzeuge auch zu 100 Prozent mit nachhaltigem Kraftstoff fliegen können.
Umschwung auf E-Fuels ist klimafreundlich und kostspielig
Am Flughafen München sollen zunächst SAF-Kraftstoffe eingesetzt werden, die aus Biomasse – also aus nachwachsenden Rohstoffen – gewonnen werden: sogenannte Biomass-to-Liquid-Kraftstoffe (BtL). In Zukunft soll für Flugzeuge auch synthetisch hergestelltes Kerosin verfügbar sein. Diese Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) entstehen durch Elektrolyse unter Einsatz von Wasser, Kohlendioxid und erneuerbarem Strom. Die Bundesregierung, die Luftfahrtbranche und die Mineralölwirtschaft setzen in ihrer kürzlich vorgestellten gemeinsamen PtL-Roadmap auf diese E-Fuels: Bis 2030 sollen mindestens 200.000 Tonnen nachhaltiges Kerosin jährlich im deutschen Luftverkehr genutzt werden. Allerdings sind PtL-Kraftstoffe nach heutigem Stand etwa fünfmal so teuer wie herkömmliches Kerosin. Durch ihren Einsatz könnten die Preise für Flugtickets steigen.
Für den Münchener Flughafen sei die Öffnung der Tankanlage ein wichtiger Schritt, um die selbst gesteckten Umweltziele zu erreichen. Bis spätestens 2030 soll der Betrieb des Airports klimaneutral sein. Dafür investiert die Flughafen München GmbH 150 Millionen Euro. Langfristig sollen die CO₂-Emissionen des Flughafens noch weiter reduziert werden. Das Ziel: die vollständige Reduktion aller CO₂-Emissionen auf Net Zero Carbon spätestens bis zum Jahr 2050.
RND/cs