Ohne Maske am Strand: Mallorca-Urlauber genießen ein Stück Normalität
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31.03.2021, Spanien, Palma de Mallorca: Menschen gehen am Strand von El Arenal spazieren. Beim Sonnenbaden am Strand darf man auf der spanischen Urlaubinsel und auch in anderen Küstenregionen des Landes weiterhin die Corona-Schutzmaske ablegen. «Wenn man sich am Strand mit haushaltsfremden Personen trifft, muss man Maske tragen», erklärte Ministerin Gómez. Wer aber allein oder mit Menschen des eigenen Haushalts Sonne und Meer genießt, darf das «oben ohne» tun. (zu dpa Sonnenbaden am Ballermann-Strand doch weiterhin ohne Maske erlaubt) Foto: Clara Margais/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
© Quelle: Clara Margais/dpa
Ein Gesetz, eine Lücke. Und wenn keine Lücke, dann doch mindestens ein Interpretationsspielraum. An diesem Montag trat in Spanien das „Gesetz über dringende Maßnahmen der Vorsorge, Eindämmung und Koordination, um der durch Covid-19 ausgelösten sanitären Krise zu begegnen“ in Kraft.
Paragraf 6 schreibt „die obligatorische Benutzung von Masken“ vor. Ab dem Alter von sechs Jahren muss sie jeder tragen, fast immer und fast überall – „auf öffentlichen Wegen, draußen an der Luft und in jedem geschlossenen Raum, der fürs Publikum zugänglich ist“. Erst merkte es niemand – aber das heißt: auch am Strand.
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Zwei Urlauber tragen medizinische Masken bei ihrem Aufenthalt am Strand von El Arenal. Beim Sonnenbaden am Strand darf man auf der spanischen Urlaubinsel und auch in anderen Küstenregionen des Landes weiterhin die Corona-Schutzmaske ablegen.
© Quelle: Clara Margais/dpa
Vielleicht war den Gesetzgebern selbst nicht recht klar, was sie da geschrieben hatten. Aber als der Text diese Woche im Offiziellen Staatsbulletin erschien, las man ihn auf den Balearen und den Kanaren ganz genau. Und protestierte. Nicht mit uns, sagten die Regionalfürsten am Mittwoch. Wir erlauben den Strandbesuch mit nacktem Gesicht seit Monaten. Da lassen wir uns nicht aus Madrid dreinreden.
Die balearische Gesundheitsministerin Patricia Gómez erklärte ihre Meuterei mit dem zweiten Absatz des Paragrafen 6, in dem den „sanitären Autoritäten“ ein letztes Wort in Sachen Maskenpflicht eingeräumt wird. Und die sanitäre Autorität auf Mallorca ist Gómez. Die Regionalministerin hatte ihre Lücke gefunden.
40.000 deutsche Urlauber über Ostern auf Mallorca erwartet
Die Strandbesucher sind froh. Es gibt wieder welche. Vor einer Woche lag an der Playa de Palma noch kein Mensch, jetzt hat sich der Strand gefüllt. Das liegt am guten Wetter, an den Feiertagen und an den deutschen Touristen. Trotz aller Appelle der Bundesregierung, auf das Reisen angesichts hoher Corona-Zahlen zu verzichten, werden Branchenschätzungen zufolge über Ostern rund 40.000 Deutsche ihren Urlaub auf Mallorca verbringen. 54 deutsche Urlaubsflieger landeten allein am Gründonnerstag in Palma, vergangenes Wochenende waren es 129.
Anett Köhler von der Sonnenbäckerei ganz in Strandnähe merkte das sofort: Ihre zwölf Terrassentische füllten sich. Das hatte sie seit letztem Sommer nicht mehr erlebt. Zum 1. April hat sie eine zweite Bedienung wiedereingestellt. Auch die Gesundheitszentren füllen sich wieder: Die Touristen stehen Schlange, um den Corona-Test für die Rückreise machen zu lassen.
Eines dieser Zentren an der Playa de Palma betrieb bis vor einem Jahr Peter Berghoff. Er schloss es wegen Corona und hat die Entscheidung nicht bedauert: „Mit den Tests in diesen Tagen zahlt niemand die Miete und die Telefonrechnung und die Gehälter der letzten zwölf Monate.“ Berghoff betreibt jetzt die „Wohnung und Haus Mallorca“, eine kleine Immobilienverwaltung. Von den 30 Häusern und Wohnungen, die er betreut, sind über Ostern sechs belegt. Es sind wieder ein paar Leute nach Mallorca gekommen. Aber: „Voll ist es nicht“, sagt Berghoff.
Wobei es darauf ankomme, wo und wie man hinschaut. Magaluf, wo sonst die Briten sind, ist leer, „nichts, null, ganz tote Hose“, sagt Berghoff. An der Playa de Palma, dem Lieblingsstrand der Deutschen, ist was los. „Die Leute liegen wirklich am Strand und gehen baden“, sagt die Betreiberin der Sonnenbäckerei Köhler. „Sie liegen vielleicht mit Abstand von zehn Metern. Das sieht dann schon gut gefüllt aus.“ Und nirgends eine Maskenpolizei. Grenzen gibt es trotzdem: Man darf sich höchstens zu sechst zusammentun. Also: keine Strandgelage.
Mallorca bleibt zivilisiert
Die Geschäfte sind zwar geöffnet, in Bars und Restaurants wird im Außenbereich Essen serviert. Die Gestaltung des Abends erweist sich aber als schwierig, weil die Lokale ab 17 Uhr schließen müssen. Es bleibt: ein frühes Abendessen im Hotel, ein letzter Blick auf das Meer und dann ab aufs Zimmer. Mallorca bleibt zivilisiert.
Es will ja auch niemand, dass bald wieder alles wegen steigender Infektionszahlen dichtmachen muss. Zurzeit hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz auf der Insel bei gut 30 eingependelt, deutlich unter dem deutschen Wert. Falls sich jemand auf der Insel ansteckt, muss er hier bis zur Genesung in Quarantäne bleiben. In einem eigens für Quarantänefälle eingerichteten Hotel in Palma sind zurzeit zwei Deutsche (neben vier Kroaten und fünf Mallorquinern) untergebracht. Ob es sich bei den Deutschen allerdings um Touristen oder um Residenten handelt, ist öffentlich nicht bekannt.