Osterferien starten: Tausende fliegen nach Mallorca - Autobahnen fast frei
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Passagiere kommen auf dem Flughafen Palma de Mallorca an. Zum Auftakt der Osterferien in Deutschland ist die Zahl der Corona-Infektionen auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln weiter niedrig.
© Quelle: Clara Margais/dpa
Palma/Berlin. Trotz aller Appelle zum Reiseverzicht wegen Corona sind zu Beginn der Osterferien am Wochenende Tausende Urlauber nach Mallorca geflogen. Am Samstag kamen 60 Flugzeuge aus Deutschland in der Inselhauptstadt Palma an, weitere 70 wurden nach Angaben des Flughafens am Sonntag erwartet. Alleine Eurowings schickte mit 44 Fliegern fast vier Mal so viele auf die Lieblingsinsel der Deutschen wie vergangenes Wochenende. Die Autobahnen in Deutschland blieben dagegen ziemlich leer, wie der ADAC mitteilte. Anders als auf Mallorca sind in Deutschland Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze für Touristen geschlossen.
Bundesregierung warnt Urlauber: „Nicht verantwortbar“
Die Bundesregierung erneuerte ihre Warnung vor Urlaubsreisen angesichts stark steigender Infektionszahlen in Deutschland. „Osterurlaub ist bei den momentanen Entwicklungen schlicht nicht verantwortbar“, sagte Kanzleramtsminister Helge Braun der „Bild am Sonntag“. Er ließ weiter offen, ob es zu einem Reiseverbot kommen wird, das derzeit im Auftrag des Kanzleramts geprüft wird. Gleichzeitig verteidigte er den umstrittenen Lockdown für das Gastgewerbe in Deutschland. Eine Öffnung verbiete sich in einer Zeit, in der die Infektionszahlen jede Woche um 30 Prozent wüchsen.
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Menschen entspannen am Strand von Arenal.
© Quelle: Clara Margais/dpa
Die Bundesregierung hält Mobilität für einen der stärksten Pandemietreiber und rät seit Monaten von Urlaubsreisen im In- und ins Ausland ab. Trotzdem strich sie am 14. März Mallorca von der Liste der Risikogebiete, nachdem die Zahl Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner dort innerhalb von sieben Tagen unter den Grenzwert 50 gesunken war. Seitdem sind Urlauber auf den spanischen Balearen-Inseln von Quarantäne und Testpflicht bei Rückkehr befreit, was zu einem Buchungsboom für die Osterferien führte. Ab Dienstag muss allerdings jeder aus dem Ausland einreisende Flugpassagiere einen negativen Corona-Test vorweisen. Eine entsprechende Verordnung tritt dann in Kraft.
Mallorca-Flüge „recht gut gebucht“
Wann die rechtliche Prüfung eines vorübergehenden Reiseverbots abgeschlossen wird, blieb offen. Die Wirkung wäre aber ohnehin begrenzt, da schon jetzt viele Tausend Osterurlauber auf Mallorca gelandet sind. Eurowings flog die Insel am Samstag und Sonntag nach eigenen Angaben 44 Mal von neun deutschen Flughäfen an, am Wochenende zuvor gingen nur zwölf Flüge. Genaue Passagierzahlen nannte die Fluggesellschaft nicht. Alle Flüge seien aber „recht gut gebucht“ gewesen, teilte ein Sprecher des Unternehmens der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Das Flugangebot liege aber im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit immer noch bei weniger als 40 Prozent.
Tui brachte knapp 2000 Pauschalurlauber mit 15 Maschinen von fünf deutschen Flughäfen auf die Insel. Da insgesamt pro Flug im Durchschnitt von mehr als 100 Passagieren auszugehen ist, dürfte die Gesamtzahl der am Wochenende in Mallorca landenden deutschen Urlauber bei 120 Flügen über 10 000 liegen.
Lockdown für Gastgewerbe zeigt Wirkung
Im Inland zeigt der harte Gastgewerbe-Lockdown dagegen Wirkung. Der ADAC verzeichnete zum Auftakt der Osterferien in zwölf Bundesländern deutlich weniger Verkehr als in den Vorjahren und nahezu freie Autobahnen. Aufgrund der „unklaren Situation und der Corona-Beschränkungen“ seien Reisen und Besuche am Wochenende größtenteils weggefallen, teilte eine ADAC-Sprecherin am Sonntag mit. Lediglich an der Grenze zu Österreich habe sich der Verkehr leicht gestaut mit bis zu 30 Minuten Wartezeit.
Auch im Bahnverkehr war am Wochenende nichts von Osterferien zu spüren. „Der Reiseverkehr liegt derzeit im Fernverkehr auf dem niedrigen Niveau der letzten Wochen“, sagte eine Bahnsprecherin am Sonntag.
Dass Osterurlaub im Inland praktisch gar nicht möglich ist, aber auf Mallorca schon, hatte in den letzten Wochen für viel Unverständnis gesorgt. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, sprach sich in einem „Zeit online“-Interview erneut für Lockerungen aus: „Warum kann man nach Mallorca fliegen und Urlaub machen und auf Sylt hat alles zu, obwohl da vielleicht ein ähnlich niedriges Risiko besteht? Das kann keiner nachvollziehen und ich kann den Ärger darüber auch verstehen“, sagte der CDU-Politiker.
Neue Reiseregeln für Nachbarländer
Für einige Nachbarländer Deutschlands gelten seit Sonntag neue Einreiseregeln. Wegen stark steigender Corona-Infektionszahlen ist Frankreich nun aus deutscher Sicht Hochinzidenzgebiet. Das bedeutet, dass man bei der Einreise nach Deutschland ein negatives Testergebnis dabei haben muss. Für das an Rheinland-Pfalz und das Saarland grenzende Département Moselle gelten weiterhin noch strengere Einreiseregeln.
Tschechien, das österreichische Bundesland Tirol und die Slowakei wurden auf der Risikoliste des Robert Koch-Instituts dagegen aus der höchsten Kategorie der Virusvariantengebiete zurückgestuft und ein Teil der Reisebeschränkungen aufgehoben. Die stationären Kontrollen an den Grenzen zu Österreich und Tschechien bleiben aber vorerst bestehen.
Auch ganz Dänemark ist nun - mit Ausnahme der autonomen Inseln Färöer und Grönland - Corona-Risikogebiet. Bisher waren noch die Regionen Nordjylland und Midtjylland als „risikofrei“ eingestuft.
RND/dpa