Zwischen Hoffen und Bangen: Wohin geht die Reise 2023?
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Was beschäftigt die Reisebranche 2023? Darüber wurde auf dem Jahreskongress des Deutschen Reiseverbandes gesprochen.
© Quelle: imago images / Panthermedia
Gerade erst hatte sich die Reisebranche in Deutschland ein Stück aus dem Corona-Tief gearbeitet – Reisebüros und Veranstalter dürften in der Sommersaison, die im Oktober zu Ende geht, das Umsatzniveau von 2019 annähernd erreichen. Doch schon steht die Branche angesichts der Energiekrise und der hohen Inflation vor dem nächsten Stresstest.
Womit rechnet die Tourismuswirtschaft? „2023 wird sicher kein Selbstläufer werden“, sagte der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, auf dem Hauptstadtkongress in Berlin. Die entscheidende Frage sei, „wie viel die Leute noch im Portemonnaie haben werden“.
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Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Norbert Fiebig.
© Quelle: DRV/Kautz
Diesbezüglich jedoch malte Bundesbankvorstand Johannes Beermann ein düsteres Bild. Mit Blick auf das kommende Reisejahr sagte er: „Alle Zeichen stehen auf Rezession.“
Bundesbankvorstand erwartet weniger Ausgaben für Reisen
Die Inflation in Deutschland ist erstmals seit den Nachkriegsjahren zweistellig, die Verbraucherpreise erhöhten sich im September sprunghaft um 10,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Teuerungsrate werde für den Rest des Jahres zweistellig bleiben – und werde sich auch 2023 zwischen 6 und 8 Prozent bewegen. Erst 2024 rechnet der Bundesbankvorstand mit einem spürbaren Rückgang.
Statt eines noch im Frühjahr prognostizierten Wachstums von 3,1 Prozent erwartet die Bundesbank nun, dass die Wirtschaft um 0,4 Prozent schrumpft. Der private Konsum werde zurückgehen, erwartet Beermann. Die Reisewirtschaft erlebe erneut sehr unruhige Zeiten.
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Bundesbankvorstand Johannes Beermann zeichnet ein düsteres Bild für 2023.
© Quelle: DRV/Kautz
Anders als der Bundesbankvorstand erwartet DRV-Präsident Fiebig nicht, dass die Menschen bei Urlaubsreisen mit als Erstes sparen. Im Gegenteil: Verschiedene Umfragen aus den vergangenen vier Wochen würden zeigen, dass Urlaubsreisen eine „hohe Konsumpriorität“ hätten. Er sei sich sicher: „Wenn Geld da ist, wird auch gereist werden und die Deutschen werden ihre Urlaubspläne auch 2023 verwirklichen.“ Das habe die Vergangenheit häufig bewiesen – auch in Zeiten der Rezession.
DRV-Präsident: Preise für Urlaub werden steigen
Allerdings müssen die Deutschen für Urlaubsreisen mehr Geld einplanen. „Mittel- und langfristig kann sich die Reiseindustrie nicht von der inflationären Entwicklung abkoppeln“, so Fiebig.
Mit Blick auf den Winter seien die Preissteigerungen bei Veranstaltern jedoch noch moderat. Viele der Hotel- und Flugkontingente für den Winter 2022/2023 seien frühzeitig verhandelt worden, davon würden Kundinnen und Kunden noch profitieren, erläuterte der DRV-Präsident.
Bezüglich des Winters zeigte sich Fiebig optimistisch: „Der bevorstehende Reisewinter wird im Vergleich zur Wintersaison vor einem Jahr aller Voraussicht nach deutlich besser werden.“ Nach Daten des Analysehauses TDA liegen die Umsätze dafür aktuell um 74 Prozent höher als vor einem Jahr. Die meisten Reiseländer, gerade auch auf der Fernstrecke, hätten keine Einreisebeschränkungen oder nur noch geringe Corona-Auflagen.
Keine Prognose für das Reisejahr 2023
Eine wirtschaftliche Prognose für das Anfang November beginnende neue Tourismusjahr 2022/2023 gab Fiebig auf dem Hauptstadtkongress aber nicht ab. „Abzuwarten bleibt derzeit, wie sich die Konsumneigung der Deutschen in den nächsten Wochen vor dem Hintergrund der steigenden Inflation entwickelt und wie hoch das frei zur Verfügung stehende Haushaltseinkommen sein wird.“
Die Gaspreisbremse sei ein gutes Signal zur Entlastung der Menschen. Nun komme es auf die genaue Ausgestaltung an.
RND/gei/dpa