„Verhöhnung der Passagiere“: Kritik an Lufthansa nach neuer Werbeaktion
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Sechs Monate lang wird ein Flugzeug der Lufthansa als Botschafter für Toleranz, Diversität und Offenheit durch Europa fliegen.
© Quelle: Oliver Roeseler / oro-photography.com
„Aus unendlich großer Liebe werden im Juli 1000 Flüge gestrichen. Kunden, die bereits gebucht haben, werden aus voller Liebe geprellt.“ Diese Reaktion hatte sich die deutsche Airline Lufthansa wohl nicht auf die neueste Marketingaktion erhofft. Zum Pride Month, der im Juni stattfindet, wurde ein Flieger mit „Lovehansa“ bemalt, „Love“ ist dabei in Regenbogenfarben geschrieben.
Doch statt viel Liebe gibt es vor allem Häme, Spott und Kritik für die Fluggesellschaft. Die solidarische Aktion kommt nämlich kurz nachdem Lufthansa und die Tochtergesellschaft Eurowings angekündigt hatten, wegen Personalmangels 1000 Flüge im Sommer nicht durchführen zu können.
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Kritik an Lufthansa-Aktion: „Verhöhnung der Passagiere“
Vor allem Kundinnen und Kunden, die von den Ausfällen betroffen sind, machen sich in den sozialen Medien Luft. Geld für Werbung? Ja! Geld für Service und Personal? Nein.
Auch deshalb kommentieren Nutzerinnen und Nutzer: „Statt bunter Flieger lieber guten Service und Zuverlässigkeit“ oder: „Eine Frechheit und Verhöhnung der Passagiere. Wie weit ist der Vorstand eigentlich von der Realität entfernt? Service immer schlechter, viele gestrichene Flüge und Verspätungen ohne Ende.“ Ein Mann schreibt: „Sagt mal, geht‘s noch? Wenn ich meinen Sommerurlaub nicht machen kann, weil ihr das Geld eurer Aktionäre in Regenbogenstaub eintauscht, wird es ganz, ganz schwierige Telefonate geben!“
Fast 1000 Kommentare hat der Beitrag der Facebook-Seite von Lufthansa bereits, fast 800 auf Instagram. „Viel Liebe, ja. Bloß halt nicht für eure Kunden und Mitarbeiter!“, heißt es da, versehen mit ironischen Smileys.
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Auch die Innenausstattung des „Lovehansa“-Flugzeugs zeigt Solidarität mit der LGBTQI*-Community.
© Quelle: Lufthansa
Lufthansa will mit „Lovehansa“ für Offenheit und Toleranz werben
Die Botschaft von „Lovehansa“ sollte sein, für sechs Monate sichtbar Liebe nach Europa zu bringen und für „Offenheit, Toleranz und Diversität“ zu werben, für das auch Lufthansa stehe. Der Airbus A320 neo mit der Kennung D-AINY fliegt Ziele auf dem gesamten Kontinent an. Nebst dem auffälligen Schriftzug ist auch das sogenannte Welcome-Panel am Eingang mit Regenbogenbeklebung ausgestattet, teilte die Airline mit. Zudem sehe man beim Blick aus dem Flugzeugfenster an den Flügelspitzen Herzen in Regenbogenfarben. Auf Anfrage des RedaktionsNetzwerk Deutschland wollte sich eine Unternehmenssprecherin nicht zu den negativen Kommentaren äußern.
Viel Kritik und Hass, aber auch Lob in den Kommentaren
Doch auch wenn viele Userinnen und User sich über Probleme im Sommerurlaub und schlechteren Service beschweren, so finden sich auch zahlreiche positive Kommentare und viel Lob. Sich für die Rechte der LGBTQI*-Community einzusetzen sei nie verkehrt, heißt es dort. „Tolle Geste, schöner Flieger“, ist zu lesen. Einige wünschen, dass die Lufthansa mit dem Flieger auch in Länder fliegt, in denen LGBTQI*-Personen kaum oder keine Rechte haben oder gar verfolgt werden.
Andere wiederum kritisieren, dass die Flugausfälle und der Service an Bord nicht mit einem Signal für Gleichstellung, Vielfalt und gegen Diskriminierung zusammenhängen. Der Versuch, „dieses Signal für unwichtig zu erklären, solange vermeintlich der Service nicht stimmt oder Flüge ausfallen“, sei „nichts anderes als der Versuch, diejenigen auszugrenzen, denen eben die oben genannten Themen wichtig sind“.
RND/msk
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