Aufholjagd geht nach hinten los: Lok Leipzig kassiert bittere Heimpleite gegen Viktoria
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Sascha Pfeffer liegt am Boden. Lok verliert gegen Viktoria.
© Quelle: Gabor Krieg
Leipzig. Erneuter Angriff auf die Tabellenspitze – am Freitagabend wollte der 1. FC Lokomotive Leipzig den sehr passablen Start in die Rückrunde mit einem Heimsieg gegen Drittliga-Absteiger Viktoria Berlin veredeln. Die von Semih Keskin trainierten Gäste verkaufen sich in dieser Saison etwas unter Wert. Die Loksche wollte daraus unter Flutlicht und vor den eigenen Fans natürlich Kapital schlagen. Eine emotionale Aufholjagd blieb diesmal jedoch ungekrönt, kurz vor dem Ende wurde das sicher geglaubte Unentschieden noch aus der Hand gegeben.
Zahlreiche personelle Änderungen
Cheftrainer Almedin Civa rotierte gegenüber dem Spiel unter der Woche gegen den Chemnitzer FC amtlich durch. Unter anderem rückten Maik Salewski, Tobias Dombrowa, Farid Abderrahmane und David Urban wieder in die Startelf, Leon Heynke, Zak-Paulo Piplica, Riccardo Grym und Mike Eglseder, den muskuläre Probleme plagen, mussten weichen. Im Tor begann selbstredend Niclas Müller, der nach der Verletzung Isa Dogans die erhoffte Null festhalten sollte.
Die blau-gelbe Marschroute war vor den 2524 Zuschauern früh zu erkennen. Das ballgewandte Mittelfeldzentrum, bestehend aus Dombrowa, Abderrahmane und Pfeffer sollte das Spiel auf die Flügel verlagern, wo die pfeilschnellen Ogbidi und Atilgan die Berliner Dreierkette auseinanderziehen und in gefährliche Räume dahinter vorstoßen sollten. Die Leipziger machten zu Beginn einen konzentrierten Eindruck und kamen schnell zu ersten Chancen durch Ogbidi (10.) und Pfeffer (18.). Wenn es bei den Gästen einmal gefährlich wurde, dann vor allem über Enes Küc, der als kreative hängende Spitze viele Tiefenläufe seiner Kollegen bediente. Am Buffet der Torchancen war aber auf beiden Seiten Schmalhans Küchenmeister.
Kalte Dusche nach Wiederanpfiff
Bis zum Halbzeitpfiff entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, weil die Hausherren den Druck aus der Anfangsphase nicht durchgängig aufrecht erhalten konnten. Kurz vor dem Pausentee dann noch einmal erhöhter Puls bei Almedin Civa. Bei der Abwehr eines Berliner Freistoßes prallte Torhüter Niclas Müller unglücklich mit Pfosten und Gegenspieler zusammen, blieb minutenlang liegen – der dritte Torhüter Dennis Dickmann musste dann aber doch nicht aus der Hose springen, Müller konnte weitermachen.
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Lok-Keeper Niclas Müller muss behandelt werden, kann aber später wetermachen.
© Quelle: Gabor Krieg
Der zweite Durchgang begann sogleich mit einer kalten Dusche für die Leipziger. Im Zentrum wurde nicht genug Druck ausgeübt, so dass Shalva Ogbaidze unbedrängt einen Pass in Richtung Küc spitzeln konnte – der mit dem trockenen Flachschuss ins linke Eck (51.) abschloss. Civa reagierte sofort und brachte Zak-Paulo Piplica für Dombrowa in die Partie. Ein Signal für mehr Aggresivität, die Spielfeldmitte wurde bis dato zu einfach kampflos hergegeben. Das Spiel wurde nun emotionaler und ruppiger, Schiedsrichter Marko Wartmann bedachte sogar Gästetrainer Keskin mit dem gelben Karton. Das Gequassel von außen wurde ihm zu bunt.
Emotionale Schlussphase
Derweil übten seine Spieler nun hohen Druck auf die ballführenden Leipziger aus, die eingewechselten Linus Zimer und Riccardo Grym mussten sich extremer Pressingfallen erwehren. Chancen blieben Mangelware. Einzig Djamal Ziane hatte den Ausgleich in der 70. und der 80. Minute auf dem rechten Fuß, traf aber einmal nur das Außennetz oder fand aus der Drehung seinen Meister in Gästekeeper Kinzig. Einmal mehr musste sich die Loksche auf ihre Mentalität verlassen – mit Erfolg! In der 82. Spielminute fand eine abgeprallte Flanke von Eric Voufack über Umwege den im Rückraum lauernden Linus Zimmer, der schlenzte den Ball mustergültig mit der Innenseite in den rechten Giebel – 1:1, das Stadion stand Kopf! Die Leipziger warfen nun, völlig euphorisiert, alles nach vorne. Doch diesmal ging die Aufholjagd nach hinten los. Kurz vor dem Ende markierte Phil Harres mit Hilfe des Innenpfostens den Siegtreffer für die Gäste – was für ein Schlag in die Leipziger Magengrube.
Eine bittere Heimniederlage für die Leipziger, die nun tabellarisch auf der Stelle treten. Die Einstellung stimmte erneut über weite Strecken, die Belohnung blieb allerdings aus.
Linus Zimmer war trotz seines Treffers natürlich frustriert: „Wir kommen richtig gut ins Spiel rein und fangen dann eigentlich aus dem Nichts wieder ein dummes Gegentor. Die Einstellung hat wieder gestimmt, extrem bitter, dass wir hier nichts mitnehmen konnten. Mein erstes Pflichtspiel-Tor hätte ich lieber mit einem Sieg veredelt.“
„Respekt, was die Leipziger dennoch für Energie investierten“
Sascha Pfeffer war der Meinung, verdient verloren zu haben: „Mentalität schön und gut, aber am Ende müssen wir nach dem Ausgleich vielleicht auch mal cleverer sein und sagen okay, nehmen wir halt den Punkt mit. Das ist aber eben nicht unsere Art, gerade zuhause wollen wir immer noch nach vorne spielen. Wir bekommen erneut solche Eier hinten rein, das ärgert uns maßlos. Jetzt heißt es wie immer analysieren, regenerieren und es in der nächsten Woche besser machen.“
Lok-Trainer Almedin Civa sieht es ähnlich: „Wir fangen sehr gut an, haben alles gut verteidigt. Danach bringen wir den Gegner durch Unkonzentriertheiten ins Spiel rein. Wir haben zuviele Bälle verloren, in der zweiten Halbzeit sind wir gar nicht mehr mit dem Gegner klargekommen. Erst ab der 60. Minute waren wir wieder Lok, wie wir es kennen. Wir haben bis zum Ende weiter gemacht, das zeichnet uns aus. Aber der Gegner geht nicht unverdient mit drei Punkten nach Hause, Viktoria hat clever gespielt.“
Viktoria-Trainer Semih Keskin kann den Sieg seiner Mannen einordnen: „Es war eine ausgeglichene, interessante Partie. Es hat uns natürlich in die Karten gespielt, dass Lok etwas müde bei diesem Spielrhythmus war. Respekt, was die Leipziger dennoch für Energie investierten.“
1. FC Lok: Müller - Salewski (62. Grym), Urban, Sirch, Voufack - Abderrahmane (62. Zimmer), Dombrowa (53. Piplica) - Ogbidi, Pfeffer, Atilgan - Ziane
Tore: 0:1 Küc (51.), 1:1 Zimmer (82.), 1:2 Harres (88.); Zuschauer: 2.524;