Alternative WM – ASAP Global Cup

Leipzig-Leutzsch erlebt Fußball-WM im Schnee statt in der Wüste

In jeder Mannschaft durften sechs aktive Fußballer kicken, um das Leistungsgefälle angemessen zu halten.

In jeder Mannschaft durften sechs aktive Fußballer kicken, um das Leistungsgefälle angemessen zu halten.

Leipzig. Christian Gedicke ist das, was Milliarden Menschen weltweit sind – fußballbegeistert. Als sich die Fifa aber 2017 die Menschenrechte auf die Statuten schrieb, hätte er konsequente Handlungen vermisst, sagt der Gründer des ASAP Global Cups. Besonders, nachdem das Zuhause vieler Brasilianer vor der WM 2014 für Stadien plattgemacht wurde oder nordkoreanische Arbeiter beim Stadion-Bau vier Jahre später in Russland ausgebeutet wurden, kamen ihm die Pläne der Fifa aberwitzig vor.

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Alternative statt Boykott

Der 26-Jährige fasste den Entschluss, eine Alternative WM zu organisieren. „Zuerst hatten wir nur ein Turnier im Freundeskreis geplant, bis immer mehr Mannschaften Interesse zeigten“, erinnert sich Gedicke. Am Samstag, dem internationalen Tag der Menschenrechte, traten 12 Teams im Alfred-Kunze-Sportpark beim ASAP Global Cup gegen den Ball – es ging bei einem Grad und Schneefall um den alternativen Weltmeister. „Wir möchten uns gegen den Leistungsdruck und die Kommerzialisierung des Spitzenfußballs stellen”, so Gedicke. Gleichzeitig wolle man eine stilechte Alternative bieten statt zu boykottieren.

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Abseits des Spielfeldes lädt ein umfassendes Rahmenprogramm Zuschauende ein, über konventionellen Fußball nachzudenken. In Aktionszelten gibt es die Möglichkeit, Briefe an die FIFA zu adressieren. Plakate verweisen auf eine Ausstellung von Mohamed Badarne in der Merseburger Straße 61. Der Fotograf hat Arbeiter, die die Stadien in Katar gebaut haben, in ihrem Alltag begleitet.

Probleme mit der Reichweite

Dass das Kleinfeld-Turnier um 9 Uhr wirklich angepfiffen wurde, ist für die knapp 40 Organisatoren ein großer Erfolg. Nicht nur, weil der Kunstrasenplatz von Schnee geräumt werden musste, einige Ideen ließen sich schlichtweg nicht umsetzen. Eigentlich sollte mit internationalen Teams auf Großfeld und über je 90 Minuten gespielt werden und sich das Event vom Zeitplan her mit der WM in Katar decken. „Wir starteten im Dezember letzten Jahres eine Crowdfunding-Kampagne, bei der wir uns eine halbe Million Euro als Ziel setzten. Das wurde uns alles so ein bisschen aufgequatscht von erfolgreichen Start-Ups“, erinnert sich Gedicke. „Ein paar prominente Unterstützer und Unterstützerinnen hätten uns gut getan.“

„Am Ende fehlte einfach die Zeit und ein detailliertes Konzept“

Weil die Kampagne scheiterte, konnten die gesammelten 5000 Euro nicht ausgezahlt werden. An anderer Stelle fehlten von der Initiative als „fair“ analysierte Sponsoren, die durch die abgelehnte Gemeinnützigkeit von ASAP nicht erreich werden konnten. „Wir hatten niemanden, der oder die sich mit der Thematik und den richtigen Formulierungen auskennt. Am Ende fehlte einfach die Zeit und ein detailliertes Konzept“, gesteht Gedicke.

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Zufrieden ist Co-Organisator Julius Klaer mit dem Ein-Tages-Turnier trotzdem: „Obwohl die WM nicht so funktioniert, wie wir sie uns ursprünglich vorgestellt haben, sind wir zufrieden, diesen ersten Versuch gemacht zu haben. Wir haben schon jetzt ein großes Netzwerk an Leuten aufgebaut, mit denen wir zukünftig gern weiterarbeiten werden.“

Im Finale setzte sich übrigens Spanien durch – vertreten vom SV Lene, der Lene-Voigt-Park-Bolzplatz-Gang aus dem Osten Leipzigs. Im Elfmeterschießen des Endspiels knapp unterlegen war die Schweiz (Aminhos Team rund um den Leipziger Tik-Tok-Star Amin Belhadj).

Von Leo Maxim Schauer

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