Den Durchbruch bei Chemie Leipzig schaffte er nie: Bernd Rohr verstorben
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Bernd Rohr mit dem „Fußball Lexikon“, dessen Mitautor er war.
© Quelle: Klaus-Dieter Gloger
Leipzig. Der ehemalige Fußballer und Autor Bernd Rohr ist mit 81 Jahren verstorben. Das teilte sein ehemaliger Verein BSG Chemie Leipzig am Mittwoch mit. Rohr hatte sich 1965 eigenständig bei der BSG beworben und wurde prompt angenommen. Immerhin acht Oberligaspiele (2 Tore) und acht Spiele im Intercup bestritt der Mittelfeldspieler unter Trainer-Ikone Alfred Kunze, den echten Durchbruch jedoch schaffte er nie. Später kickte er in Böhlen und bei Rotation 1950 in der DDR-Liga und Bezirksliga. Trotzdem ist ihm der Eintrag in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs sicher. Einerseits wurde er bekannt als Mitautor des Standardwerkes „Fußball Lexikon“, das 1987 in beiden deutschen Staaten herausgebracht wurde. In der DDR „Bückware“, avancierte es im Westen zum Hit und wurde über 30.000 Mal verkauft. Lizenzauflagen erschienen in Vietnam und der CSSR.
Lange hielt sich die Geschichte, dass in diesem Buch missliebige DDR-Fußballer nicht mit Namen genannt werden durften, so etwa der republikflüchtige Jürgen Sparwasser. „Das stimmt einfach nicht, Sparwasser war drin. Aber vom Ministerium kam die Anweisung, wir sollten bei Sparwasser die Länderspiele streichen. Ich ging zu meinem Cheflektor und sagte, das geht aber auf keinen Fall, da wird das Ganze ja zum Telefonbucheintrag degradiert. Zum Glück stimmte er mir zu und der Abschnitt erschien wie von mir geplant“, stellte Bernd Rohr anlässlich seines 80. Geburtstages im Vorjahr klar.
Rohrs Auslandsengagement? Gehört ins Reich der Fabel
Zudem wurde ihm von manchen Chronisten das einzige Auslandsengagement eines DDR-Fußballers nachgesagt. Dies verwies er jedoch ins Reich der Fabel. Denn als der Ingenieur vom VEB Chemieanlagenbau Leipzig im November 1965 nach Kuba geschickt wurde, um beim Bau des Düngemittelwerks Cubanitro in Matanzas mitzuhelfen, war es lediglich die Betriebsmannschaft vom Chemieanlagenbau, Außenstelle Leuna, die zum Spaß etwas kickte und ein einziges Spiel absolvierte: „Das war gegen eine jugoslawische Schiffsbesatzung, die in Matanzas vor Anker lag“, stellte Rohr klar.
Viele Jahre saß Bernd Rohr mit den Chemie-Helden von 1964 zusammen, wenn diese am 10. Mai ihren größten Triumph, den Gewinn der Meisterschaft 1964, zelebrierten. Zuletzt fehlte er einige Male. „Da ging es ihm schon nicht gut. Bernd war ein feiner Sportler“, erinnert sich Manfred Walter, damaliger Libero der Meisterelf, an den Verstorbenen. Zuletzt lebte Rohr zurückgezogen in Leipzig. Vor wenigen Tagen verstarb er nach schwerer Krankheit.
LVZ