„Heute war der Wurm drin“ – Chemie Leipzig spielt 0:0 gegen Schlusslicht BAK
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Chemie Leipzigs Lucas Surek gegen Shinji Yamada – einer der enorm vielen Zweikämpfe um den Ball. Die Partie endet mit neun Gelben und einer Roten Karte.
© Quelle: Christian Modla
Leipzig. Chemie Leipzig wollte am Sonntag in der Fußball-Regionalliga die gute Form gegen den Berliner AK zu bestätigen. Ein Sieg gegen das Schlusslicht schien möglich – doch Nebensächlichkeiten brachten die Leutzscher in Hälfte eins aus dem Konzept. Der BAK war nach einer Roten Karte für Cedrik Mvondo wegen Tätlichkeit (45.) nur noch zu zehnt – und erkämpfte dennoch ein 0:0.
Die BSG wusste die Überzahl nicht zu nutzen: Zwar drückten die Leutzscher ab der 60. Minute immer mehr auf das Tor der Berliner, doch die Abschlüsse blieben zu ungenau. Für diesmal ineffiziente Chemiker war es das vierte Heimspiel in Serie ohne Gegentreffer, doch erstmals holte die Elf von Trainer Miro Jagatic nur einen Punkt.
Chemie Leipzig: Rudelbildungen bremsen Spielgeschehen
4011 Zuschauer sahen bei sommerlichem Wetter eine holprige Anfangsphase ihrer Grün-Weißen im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Spielkontrolle gehörte zunächst den Berlinern, ehe sich die Chemiker langsam besonnen. Eine Doppelchance durch zwei Hilßner-Volleyschüsse leitete eine Phase ein, bei der es bis auf die große Chance von Philipp Harant, der das Leder per Kopf knapp neben den Kasten beförderte (39.), weniger um Fußball ging.
Drei Gelbe Karten für Chemie (Denis Jäpel, Florian Brügmann und Paul Horschig) sowie zwei für den BAK (Irfan Brando und Cihan Ucar) und zwei Rudelbildungen, von denen jene vor der Halbzeit mit einer Roten Karte wegen einer Tätlichkeit (Nachtreten gegen Chemie-Hüter Benjamin Bellot) für BAK-Innenverteidiger Cedric Mvondo endete.
Jagatic: „Wir haben zwei Punkte liegen lassen“
Auch in Hälfte zwei benötigten die Leutzscher eine kurze Anlaufzeit, bis Offensivaktionen zustande kamen. Erst kommt Kirstein nicht richtig zum Abschluss, dann zieht Hilßner wieder ab, doch BAK-Torhüter Luis Zwick parierte locker (53.) – wie auch in Minute 60, als Philipp Wendt nach Horschig-Flanke zum Fallrückzieher ansetzte. Die Grün-Weißen hatten nun Chancen im Minutentakt, doch die Genauigkeit fehlte.
Trainer Jagatic sagte danach: „Wir wussten, dass es heute kratzen und beißen wird, wir haben uns ablenken lassen, es war dann sehr hitzig.“ Sein Team sei in der Offensive zu ungenau gewesen: „Heute war einfach der Wurm drin, wir ärgern uns selbst am meisten. Wir haben zwei Punkte liegen lassen, der BAK hat sich einen erkämpft.“ Marcel Hilßner ergänzte: „Wir haben wieder kein Gegentor bekommen, das ist das Positive. In Überzahl muss man hier drei Punkte mitnehmen. Es gibt einfach so Tage, da ist das Tor wie vernagelt.“
Rassismusvorwürfe in Richtung Marcel Hilßner – der diese entschieden zurückweist
Nach der Partie kam es dann zu einer unschönen Szene: Der Berliner Cihan Ucar warf Chemies Marcel Hilßner vor, ihn rassistisch beleidigt zu haben. Beim MDR sagte der Berliner, dass Hilßner ihn kurz vor der Halbzeitpause „scheiß Bombenleger“ genannt habe. Zuvor hatte Ucar eine gelbe Karte gegen Chemie Leipzig gefordert. „Er bezeichnet mich nur wegen meinem Bartes als Terrorist. Deshalb bin ich zum Schiedsrichter gegangen und habe das gesagt. Ich finde es sehr traurig, dass es das in Deutschland noch gibt. Mir fehlen die Worte“, sagte Ucar, der in der Halbzeitpause von Trainer Jeffrey Seitz ausgewechselt worden war.
Der Leipziger wies die Vorwürfe, ebenfalls beim MDR, aber entschlossen zurück: „Das ist auf keinen Fall so wahr. Es gab einige Wortgefechte. Es kamen aus allen Richtungen Beleidungen in unsere Richtung geflogen. Als ich bei diesem Verein unterschrieben habe, wusste ich, was für Werte hier vertreten werden. Damit identifiziere ich mich zu 100 Prozent. Ich habe nicht eine rassistische Faser in meinem ganzen Körper“, so Hilßner.
Chemie: Bellot – Wendt, Harant, Horschig – Surek (90.+1 Kastull), Mast, Jäpel (81. Jagatic), Brügmann - Mauer (81. Mäder), Kirstein, Hilßner (62. Wajer).
LVZ