Zur Flutlichtpremiere: Chemie Leipzig spielt 1:1 gegen Erfurt
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Beim Spiel Chemie Leipzig gegen Rot-Weiß Erfurt wurde am Mittwochabend die Flutlichtanlage in Leutzsch eingeweiht.
© Quelle: Christian Modla
Leipzig. Riesige Vorfreude in und um Leutzsch auf das Spiel gegen Erfurt. 23 Jahre ist es her, dass sich die beiden Kontrahenten zum letzten Mal in einem Punktspiel im Alfred-Kunze-Sportpark trafen. Damals, am 6. November 1999, hieß der Bundeskanzler noch Gerhard Schröder, der Trainer der deutschen Nationalmannschaft Erich Ribbeck und der Torschützenkönig der 1. Bundesliga Martin Max (TSV 1860 München). Acht (Stamm-)Spieler des Kaders der BSG Chemie waren noch nicht einmal geboren, als der Tabellenzweite FC Sachsen Leipzig in der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse gegen den FC Rot-Weiß Erfurt antrat. David Bergner, Andreas Schiemann und Matthias Zimmerling trafen zum 3:0, der FCS beendete die Saison vor Erfurt auf dem sechsten Tabellenplatz und demnach mit der Qualifikation zur neuen Regionalliga Nord. Im Januar 2023 endet das kampfbetonte Spiel der beiden Regionalligisten mit einem gerechten 1:1-Unentschieden.
Feuerwerk in Leutzsch
Der AKS an diesem Mittwoch: Ein wahres Heerlager kündete von der angenommenen Bedrohungslage. Dutzende Polizeitransporter, überall aufgeregtes Blaulicht, zwei Wasserwerfer komplettierten das Bild. 700 Erfurter hatten sich angekündigt, so viele Gästefans wie seit Jahren nicht. Der Zug verspätete sich, am Eingang staute sich alles, man wollte gemeinsam den AKS betreten. Chemie verzichtete indes nicht auf die obligatorischen Kontrollen, man einigte sich auf einen Kompromiss und das Spiel begann mit zehn Minuten Verspätung.
Zuvor aber wurde es feierlich: Vorstandsvorsitzender Frank Kühne und „Flutlicht für Leutzsch“-Mit-Initiator Stefan Langer drückten auf den Knopf, der das nagelneue Flutlicht nach der Erwärmung beider Teams erstmals zur vollen Leistung pushte. Nach sechs Jahren verwirklichte sich damit der Traum vom eigenen Flutlicht in Leutzsch.
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Die wichtige Härte-Wertung entschieden die Erfurter erst eimal für sich. Trotz gefühlter Sibirienkälte liefen vier Spieler – inklusive Torwart Franco Flückiger - mit kurzärmliger Garnitur auf. Bei Chemie hielten nur drei dagegen – Mateo Andacic, Dennis Mast und Timo Mauer.
Kämpferisch gab es indes keine Unterschiede - mit vollem Einsatz ging es gleich zur Sache. Erfurt zunächst mit Torjäger Kay Seidemann und Spielmacher Nazzareno Ciccarelli auf der Bank, beide konnten wegen eines Infekts nur an den beiden letzten Tagen trainieren. Bei Chemie erstmals Mateo Andacic in der Startelf, er lief in der Innenverteidigung auf.
Freud und Leid innerhalb von zwei Minuten
Die ersten Chancen verzeichnete indes Erfurt. Til Linus Schwarz (3.) und Ben-Luca Moritz (4.) hatten dicke Gelegenheiten, doch Benny Bellot war zur Stelle. Robbie Felßberg verpasste nach 18 Minuten eine Hereingabe nur knapp - das war die beste Chance auf das Führungstor für die Gäste. Chemie nur einmal gefährlich, als Mauer auf der linken Seite durchmarschierte und Manassé Eshelle bediente, der jedoch weit über das Tor ballerte (15.). Die Blumenstädter immer gefährlich, spielten gefälliger und waren meist einen Tick schneller. Die Leutzscher kämpften sich aber nach und nach in das Spiel, gewannen nun mehr Zweikämpfe, blieben aber weitgehend ungefährlich. Kurz vor dem Halbzeitpfiff noch eine Schrecksekunde für die BSG, als Abou Ballo aufs kurze Eck flankte und Bellot den Ball nur mit Mühe zur Ecke klären konnte.
Nach der Halbzeit explodierten dann die Gefühle – kurzzeitig. Zuerst Eckball für Chemie. Mast flankt, Harant köpft, 1:0 (47.). Im Gegenzug die Erfurter, Flanke auf Felßberg, der steigt zum Kopfball hoch, Bellot lässt das Leder durchrutschen - das postwendende 1:1 (49.). Danach ein fulminanter Freistoß von Harant, nur Zentimeter vorbei, ein Heber von Mauer, Hajrulla ebenfalls mit einer Chance – beide Teams neutralisierten sich zunehmend. Die späte Rote Karte gegen den Thüringer Moritz wegen unsportlichen Verhaltens war nicht mehr spielentscheidend.
„Ich fand das Ergebnis auch gerecht“
Frank Engel, Ex-Nationaltrainer der DDR, beurteilte die Partie: „Ein Spiel mit wenig Torraumszenen, aber auf gutem Niveau. Ein gerechtes Remis.“ Chemie-Spieler Dennis Mast empfand es ähnlich: „Wir taten uns erst etwas schwer, aber in der zweiten Halbzeit waren wir gleich da und besser drin. Am Ende war es ausgeglichen und gerecht.“
Für den Trainer der Erfurter, Fabian Gerber, war der Abend ein Erlebnis: „So stellt man sich Fußball vor, so macht Fußball Spaß. Eine unglaubliche Kulisse, tolles Flutlicht. Es war das Top-Spiel, das viele erwartet haben. Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben Chemie früh unter Druck gesetzt. Nach dem Gegentor haben wir gleich gekontert, so mussten wir nicht lange dem Rückstand hinterherlaufen. Aufgrund der Chancen hätten wir gewinnen können, ich bin aber zufrieden mit der Punkteteilung.“
Auch Chemie-Coach Miro Jagatic war mit dem Remis zufrieden: „Ich fand das Ergebnis auch gerecht. Wir mussten erst mal reinkommen, und uns vom Erfurter Pressing befreien. Das hat etwas gedauert. Den Ausgleich dürfen wir nicht so schnell kassieren, das war schlecht. Am Ende bin ich zufrieden.“