Das war die Woche mit RB Leipzig: Keine Kampfansagen von Eberl
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© Quelle: RND
Ein herzliches Hallo aus der Sportredaktion,
seid Ihr schon müde von der Aufarbeitung des frühen deutschen WM-Ausscheidens? Von den mehrfach täglich neu auftauchenden angeblichen Interna aus Kabine, Umfeld und sonstigen Sphären der Nationalelf? Von den unzähligen ehemaligen Auswahlkickern, ehemaligen und aktuellen Funktionären aller Couleur, die unbedingt auch nochmal sagen müssen, wie furchtbar und schlimm und schlecht das alles war und ist? Ich bin es ein bisschen. Ja, weder WM 2018 noch EM 2021 und WM 2022 geben aus deutscher Sicht Anlass zu Begeisterung irgendeiner Art. Dennoch empfinde ich den Fatalismus, der sich seit der Partie gegen Costa Rica täglich neu Bahn bricht, bemerkenswert destruktiv. Die permanent erneuerte Feststellung, alles sei eine einzige Katastrophe, hilft kein bisschen dabei, aus selbiger passende Schlüsse zu ziehen und den Blick nach vorn zu richten, konstruktiv zu sein. Da lob ich mir doch Guido Schäfer und Meigl Hoffmann. Die orientieren sich in ihrer aktuellen Podcast-Folge an Zukünftigem, ohne Vergangenes zu vernachlässigen - natürlich auf ihre gewohnt unorthodoxe Art.
Nicht mehr so gern zurückschauen möchte auch Max Eberl. Nach seinem Besuch des RB-Tests gegen Horsens in der vergangenen Woche hatte der neue Geschäftsführer Sport am Cottaweg am heutigen Freitag seinen ersten öffentlichen Auftritt mit Wortgehalt. Beim Pressegespräch zeigte sich der 49-Jährige bestens gelaunt, locker, gelöst - und überraschte mit der einen oder anderen Aussage.
Wenn es nur ein Prozent wäre, würde ich um dieses eine Prozent fighten.
Max Eberl zur Frage nach der Warscheinlichkeit einer Vertragsverlängerung mit Konrad Laimer
Worauf Eberl beim ersten Auftritt verzichtete: Kampfansagen. Die wollte er weder in Richtung Bayern München noch hinsichtlich anderer Konkurrenten abgeben. Seine Ziele sind dennoch große. Champions League? Natürlich. Bisher stand die Qualifikation für selbige in jeder RB-Saison ganz oben auf dem Zettel mit den Vorgaben. Das soll sich weiterentwickeln. Er wolle hier mehr erreichen, so Eberl. Die erste Chance haben die Leipziger im Februar/März. Gegen Manchester City geht es dann um den Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse.
Dann dürfte auch Mohamed Simakan auf dem Platz steht. Der Frohsinn auf zwei begabten französischen Beinen verlängerte in dieser Woche seinen Vertrag bei RB deutlich vorfristig. Es ist davon auszugehen, dass das neue Arbeitspapier dem Verteidiger finanziell keine Nachteile bringt. Die Verkündung des Deal war überdies eine nette vorweihnachtliche Überraschung - bevor am 1. Januar das Winter-Transferfenster öffnet und sich dann einen Monat lang die Spekulationen täglich überschlagen werden. In Sachen Christopher Nkunku, Dani Olmo und Josko Gvardiol tun sie das ja bereits jetzt.
Überschlagen haben sich am Freitagnachmittag auch die Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken. Grund: Max Eberl. Der hatte während seiner ersten PK auch im Hinblick auf Cristiano Ronaldo und Ablösesummen von 200 Millionen Euro oder mehr Folgendes gesagt: „Das sind absurde Größen, die für uns alle nicht mehr greifbar sind und die Menschen ein Stück weit abstoßen. Der Fußball muss für die Menschen greifbar und verständlich bleiben.“ Als Eberl das sagte, saß er - natürlich - vor der RBL-Sponsorenwand, und zwar in seiner Funktion als Geschäftsführer Sport von RB Leipzig. Der Aufschrei auf Twitter: Realitätsverweigerung, Doppelmoral und und und. Natürlich lässt sich darüber streiten, wie viel greifbarer oder verständlicher Ablösen von 50 oder 80 Millionen Euro sind. Aber richtig zuhören sollten Zuhörerinnen und Zuhörer dann doch. Denn natürlich ging es Eberl nicht um die Kommerzialisierung des Fußballs im Allgemeinen. Sondern darum, dass es Dimensionen gibt, die sehr sehr weit jenseits von Gut und Böse sind (und in die bisher noch kein deutscher Club vorgestoßen ist, auch weil den Vereinen hierzulande die Mittel dafür schlicht fehlen).
Habt ein entspanntes Wochenende und genießt den dritten Advent!
Eure Antje Henselin-Rudolph
Leiterin Sport Desk
Lese-Empfehlungen:
- Tops und Flops: Mentalitätsmonster von der Weser, Unheil am Main und der Push von Augsburg: Die bisherigen 15 Bundesliga-Spiele brachten wegweisende Erkenntnisse für die Saison von RB Leipzig, im Guten wie im Schlechten. Benjamin Post hat mal draufgeschaut.
- Wortmeldung I: Lange haben Fans und Medien darauf gewartet: Am Freitag trat RB Leipzigs neuer Geschäftsführer Sport erstmals an die Öffentlichkeit, stellte sich zahlreichen Fragen. Benjamin Post hat die wichtigsten Aussagen dokumentiert.
- Wortmeldung II: Talent bei Dynamo Dresden, Super-Joker bei Bayern München, Co-Trainer bei RB: Alexander Zickler ist in Marco Roses Trainerteam viel mehr als ein Hütchen-Aufsteller. Guido Schäfer hat mit ihm gesprochen. Hier geht‘s zum Interview.
- Vertragsfragen: Max Eberl hat seinen ersten Vertrag als neuer Geschäftsführer Sport gegengezeichnet – der andere Unterzeichner: Mohamed Simakan. RB bindet den französischen Abwehrmann vorzeitig um ein weiteres Jahr. Alle Infos hier.
- Parkfragen: Eine Delegation um EM-Turnierdirektor Philipp Lahm besucht in diesen Tagen Leipzig. Wichtiges Thema beim „Working Visit“: das Verkehrskonzept rund um die Partien der Euro 2024 in der Messestadt. Für Autofahrerinnen und -fahrer gibt es da keine guten Nachrichten. Johannes David fasst zusammen.
Podcast der Woche
Es ist seit Jahrhunderten d i e Frage der Presse/Funk/Fernsehen-Szene, die Frage, die schon die Töpperwiens dieser Welt gestellt haben und an der auch Meigl & Guido bei der WM-Aufbereitung nicht vorbeikommen: Woran hat‘s gelegen? Ja, woran eigentlich? Meigl ist vor der 117. Ausgabe der Rückfallzieher über die Bücher gegangen und weiß jetzt en detail, weshalb die DFB-Helden im Achtelfinale auf‘s Flugpersonal der Lufthansa getroffen sind. „Der Manuel Neuer gehört zur Last Generation, der hat sich aus Protest auf der Torlinie festgeklebt.“ Darunter, so Meigl, habe die Strafraumbeherrschung doch arg gelitten. Für den chemisch gereinigten Chemiker ist klar, dass Neuer seinen Job beim DFB für Kevin Trapp räumen muss. Guido ist der Meinung, dass Thomas Tuchel zwingend ins Trainerteam des DFB gehört und nur Ralf Rangnick als Olli-Bierhoff-Nachfolger in Frage kommt. „Aber ist Ralle nicht schon beim ÖRF?“, grätscht Meigl dazwischen und meint ausdrücklich nicht das „Österreichische Religionspädagogische Forum“, sondern den „ÖFB“, den Fußball-Verband der Ösis. Einig sind sich die Podcastler, dass es mit der Nationalelf bergauf gehen wird. Meigls einfühlsame Erklärung: „Von der letzten Stufe der Kellertreppe geht es zwingend nach oben.“ Weitere Themen: Aki Watzke trägt neuerdings einen Superman-Anzug unterm Zweireiher, Herr Sammer ist Batman und Robin in Personalunion und Max Eberl der freundlichste Manager unter der nicht vorhandenen Sonne. Hört gern rein! Es lohnt sich.
Foto der Woche
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Dass er ein Herz für hilfsbedürftige Menschen hat, beweist Marco Rose alljährlich beim Benefizturnier zu Gunsten der Elternhilfe krebskranker Kinder. Dort schnürt der RB-Coach regelmäßig selbst die Töppen. In dieser Woche waren dann allerdings nicht die Fußballschuhe, sondern statt dessen der feine Zwirn gefragt. Rose saß am Mittwochabend bestens gelaunt an einem der Spendentelefone bei der José Carreras Gala. Und trug so seinen Teil zu den rund 3,8 Millionen Euro bei, die im Rahmen der Veranstaltung für die Krebs- und Leukämieforschung gesammelt wurden.
© Quelle: José Carreras Leukämie-Stiftung