Die Woche mit RB Leipzig: Alle Augen gehen nach München
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© Quelle: RND
Ein herzliches Hallo aus der Sportredaktion,
die Witze über den Kleinbus der Marke T9, der sich im Frühsommer 2021 auf den Weg von Leipzig gen München machte, rissen monatelang nicht ab. Denn als Julian Nagelsmann sich vom Cottaweg aus auf den Weg zur Säbener Straße machte, ging er nicht allein. Ihm folgten (oder gingen kurz zuvor voraus) Dayot Upamecano, Kapitän Marcel Sabitzer, die Co-Trainer Xaver Zembrod und Dino Toppmöller, Analyst Benjamin Glück sowie Team-Psychologe Maximilian Pelka. Auch Konrad Laimer wollte sich nach Ende dieser Saison aufmachen gen Nagelsmann. Der wird nun nicht mehr da sein, wenn der Österreicher seinen Dienst beim Rekordmeister in München antritt. Denn der FC Bayern trennt sich vom Coach - und wohl auch von einigen, die er mitbrachte im sprichwörtlichen T9. Der aller Voraussicht nach neue Coach Thomas Tuchel hat eigene Vertraute im Schlepptau. Zsolt Löw gehört zu ihnen. Auch der war mal bei RB. Insofern herrscht immerhin eine gewisse Kontinuität.
Wichtige Frage in Leipzig nach dem Paukenschlag an der Isar: Wird da irgendwer den Weg die A9 zurück gen Leipzig nehmen? Das dürfte unwahrscheinlich sein. Zu viel Zeit ist vergangen. Neue Strukturen haben sich herausgebildet.
Wichtige Frage in Fußball-Deutschland: Warum? Darüber lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht hat es dann doch zwischenmenschlich geknirscht, war doch nicht alles so „Mia san Mia“ zwischen den zahlreichen Alphatieren. Vielleicht war das Brennglas, unter dem jede auch noch so kleine Bewegung bei den Münchnern betrachtet wird, dann doch zu stark eingestellt.
Sportlich ist die Argumentationsdecke dünn. Der FC Bayern hat in allen drei Wettbewerben das Heft des Handelns in der eigenen Hand. Ja, es ist ein knappes Rennen in diesem Jahr in der Bundesliga. Der Tabellenführer hieß nicht von Tag eins an FCB. Es gibt Fans, Expertinnen und Experten, die freut das. Ihre Zahl ist nicht klein. Weil der Wettbewerb nicht schon Wochen im Voraus entschieden ist. Weil sich so etwas wie Spannung entwickelt. Sollten die Verantwortlichen beim Rekordmeister tatsächlich erwarten, dass zehn oder 15 Punkte Vorsprung der Normalzustand sein müssen, sollten sie vielleicht doch überlegen, ob sie noch in diese Liga gehören.
Habt ein entspanntes Wochenende!
Eure Antje Henselin-Rudolph
Leiterin Sport Desk
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Podcast der Woche:
Liebe Fans der Rückfallzieher, versetzt Euch für einen Moment in diese Lage: Ihr seid Julian Nagelsmann, habt mit 29 einen im Keller dümpelnden Bundesliga-Verein übernommen, ihm neues Leben eingehaucht und zweimal in die Champions League geführt. Ihr habt aus namenlosen Hoffenheimern Bückware gemacht und - ohne Rücksicht auf eigene Verluste - den attraktivsten Fußball der Liga gespielt. Und dann habt Ihr 2019 JA! zu RB Leipzig gesagt. Und 2021 JA! zu den Bayern.
Wie, liebe Podcast-Jünger und Jüngerinnen, fühlt sich das an, so jung, so erfolgreich, so begehrt und so reich zu sein? Könnte man als Julian Nagelsmann zur Annahme gelangt sein, übers Wasser gehen zu können? Jaaa, könnte man. Jetzt wurde das German Wunderkind zu Wasser gelassen und der Heiligenschein weggegrätscht. Von Olli K. und Hasan S. Die waren mal glühende Nagelsmann-Verehrer, haben ihr (Ex)Herzblatt vor die Tür gesetzt. Das Nagelsmannsche Aus bei den Bayern und der Einstieg von Thomas Tuchel stehen, na klar, im Zentrum von Meigl & Guido in Ausgabe 139 (140?) der Rückfallzieher. Tenor der beiden listigen Lurche: JN war zu jung für die Münchner Ich-AG-Combo, kam nicht hinterher bei der Pflege der Egos und Fontanellen, verlor nach und nach Rückhalt und Fürsprecher. Meigl: „Julian hat ausgesorgt, fällt weich, wird ein paar Monate nix tun und früher oder später bei einem europäischen Topclub aufschlagen. Wie wär‘s mit der BSG im Duett mit Miro?“ Guido: „Tuchel ist der Richtige, er kennt das Geschäft in allen Aggregatzuständen. Bayern gewinnt die Champions League, der BVB wird Meister und RB Pokalsieger.“ Hört rein. Es lohnt sich!
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Und sonst so?
Im Testspiel gegen Estland knobelten Dominik Szoboszlai und Rolland Sallai den Elfmeterschützen mit einem Kinderspiel aus. Da sowohl der für RB spielende Kapitän von Ungarns Fußball-Nationalmannschaft als auch der Freiburger Sallai nach 70 Minuten den Elfmeter schießen wollten, wurde der Auserwählte per Schere, Stein, Papier ermittelt. Sallai gewann das Kinderspiel, verschoss aber den Elfmeter. Ungarn gewann das Spiel dennoch 1:0.
Am Freitag klärte Szoboszlai via Instagram über die Szene auf. „Im Spiel ging es nicht um das Ego“, schrieb der 22-Jährige. „Ich wollte die Situation nicht als Kapitän entscheiden, sondern als Teamspieler. Deshalb haben wir uns dazu entschieden.“ Zudem stellte Szoboszlai klar, was beim nächsten Elfmeter für Ungarn passieren wird: „Er hat verschossen, das nächste Mal schieße ich.“
LVZ