Die Woche mit RB Leipzig: Ein Trip nach Manchester, der lange nachwirkt
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© Quelle: RND
Ein herzliches Hallo aus der Sportredaktion,
in den vergangenen Tagen bin ich, im beruflichen und auch privaten, Umfeld einem durchaus lustigen Phänomen begegnet. Gemeinsam mit meinem Kollegen Benjamin Post war ich in Manchester, habe das 0:7 von RB Leipzig bei den Citizens live vor Ort erlebt. Es waren intensive Tage auf der Insel. Wir haben versucht, zahlreiche inhaltliche Aspekte rund um die Partie aufzugreifen, auch auf Twitter und Instagram. Und kamen entsprechend müde wieder daheim. Was uns beide hier erwartete: Mitleid. Allerdings nicht wegen der intensiven Zeit (und damit verbunden des wenigen Schlafs), sondern wegen des 0:7. Sogar meine Mama schickte mir eine aufmunternde WhatsApp-Nachricht. Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob ich irgendwie selbst auf dem Platz gestanden (in diesem Fall wäre das 0:7 als überwältigender Erfolg zu werten gewesen) oder anders beigetragen hatte zum Ergebnis. Merkwürdig, irgendwie.
Für mich ganz persönlich gehören Reisen wie die nach Manchester zu den Höhepunkten unseres Jobs, und zwar völlig unabhängig von irgendwelchen Ergebnissen. Nicht nur, weil ich dadurch die Möglichkeit habe, einige der besten Mannschaften der Welt live zu erleben (und ja, die Wucht, die ManCity am Dienstag gegen RB entwickelt hat, war so nah am Spielfeldrand noch einmal wesentlich beeindruckender als am TV-Schirm). Sondern weil ich fühlen kann, wie Fußball anderswo gelebt wird. Welch unterschiedliche Energie Stadien entwickeln können, mit, vor allem aber auch ohne Fans.
In Manchester konnte ich sowohl in Citys Etihad Stadium als auch in Uniteds Old Trafford vorbeischauen (das am Spieltag übrigens fest in Leipziger Hand war). Ein Kollege fragte mich später wie es war, vor allem im „Theatre of Dreams“. „Ganz schön alt oder?“, meinte er. Ja, alt. Aber eben auch charmant, voller kleiner und großer Geheimnisse. Verwinkelt, mit kleinen versteckten Bars, engen Gängen, ohne Firlefanz, ohne Pomp. Dann hinauszutreten ins Rund, das in diesem Fall ein großes Rechteck ist, kann einem den Atem nehmen, auch wenn der Himmel die Schleusen öffnet und es heftigst hagelt so wie am Dienstagmittag. Allein der Alex-Ferguson-Stand, bestehend aus drei Rängen und quasi die Haupttribüne des Old Trafford, fasst 26.000 Fans - mehr als manches Stadium insgesamt. Wie in England üblich ist alles eng, die Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen direkt am Rasen, die Wechselspieler und Trainer im Prinzip mitten unter ihnen. Unvorstellbar wie es sich anfühlen muss, hier aufzulaufen wenn alle Plätze besetzt sind.
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Eine der vielen kleinen Bars im Old Trafford.
© Quelle: Antje Henselin-Rudolph
Wusstet Ihr? Erik ten Hag, aktueller Coach von ManUnited, teilte den Verantwortlichen des Clubs nach Amtsantritt mit, dass er die Mannschaftbank wechseln wolle. Die Stadiontechniker fluchten heimlich. Denn es war nicht damit getan, dass sich Trainer und Spieler einfach umsetzten. Die Sitze mussten links ausgebaut und rechts wieder aufgebaut werden (und umgekehrt). Denn im Old Trafford sind die Sitze beheizt - allerdings eben nur für das Heimteam. Dass die Bänke im Stadion nicht ebenerdig zum Rasen liegen, ist übrigens dem legendären United-Coach Alex Ferguson zu verdanken. Er wollte höher sitzen, um die Partien so besser sehen zu können.
Bauliche Veränderungen ließ auch Pep Guardiola vornehmen - in der Heimkabine im Etihad Stadium. Die ist rund, alle Spieler blicken sich so an, bilden quasi auch in der Kabine einen Mannschaftskreis. Über den Köpfen der Spieler findet sich in großen Lettern eine Zeile aus dem Gedicht „This is the place“ von Tony Walsh. Guardiola selbst wählte sie aus. „Some are born here, some drawn here. But we all call it home“, steht da. Übersetzt: „Manche sind hier geboren, manche hierher gezogen. Aber wir alle nennen es Heimat.“ Keiner Randaspekt: Natürlich verfügt die City-Kabine über eine große Leinwand auf der Videosequenzen gezeigt werden können. Seine taktischen Anweisungen bringt der Perfektionist Guardiola seinen Stars dennoch am liebsten auf der guten alten Tafel näher. Am Dienstag tat er das offensichtlich äußerst erfolgreich.
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An dieser Taktiktafel erklärt Pep Guardiola den Stars von ManCity, was er von ihnen erwartet.
© Quelle: Antje Henselin-Rudolph
Habt ein entspanntes Wochenende,
Eure Antje Henselin-Rudolph
Leiterin Sport Desk
Lese-Empfehlungen:
- „Lieber einmal null zu sieben als sieben mal null zu eins“, kommentierte Waldemar Hartmann das verheerende Ergebnis von RB Leipzig gegen Manchester City. Am Donnerstagabend empfing LVZ-Chefreporter Guido Schäfer den langjährigen ARD-Moderator und Sportexperten zum Talk in die LVZ-Kuppel. Bastian Raabe hat den Abend zusammengefasst. - Kleiner Tipp: Den Mitschnitt gibt es ab Samstag, 10 Uhr, auf LVZ.de zum Nachhören.
- Monatelang kannte die Entwicklung von RB Leipzig nur eine Richtung. Das 0:7 bei ManCity ist die erste richtige Zäsur, mit der Trainer Marco Rose und Geschäftsführer Max Eberl konfrontiert werden. Ihr Umgang damit kann entscheidend sein. Die Analyse zur aktuellen Situation.
- Zwei Hauptgründe sah RB Leipzig-Trainer Marco Rose für die Schmach in der Königsklasse bei Manchester City. Die Bullen haben kaum Zeit, sich mit dem 0:7 gegen Haaland und Co. zu beschäftigen. Am Samstag geht‘s nach Bochum. Benjamin Post blickt zurück und voraus.
- Es war eine herbe Niederlage, die RB Leipzig bei Manchester City einstecken musste. Ein 0:7 gibt‘s nicht so oft. Gescheitert sind die Roten Bullen aber trotz Aus in der Champions League nicht. Ein Kommentar.
- In Manchester ist der Fußball zu Hause, wahlweise im Etihad Stadium von ManCity oder im Old Trafford von ManUnited. Was verraten die Spielstätten über die Clubs? Eine Spurensuche in den Stunden vor RB Leipzigs Gastspiel bei den Citizens.
Podcast der Woche:
Meigl und Guido haben sie, leibhaftige Fans. Einer heißt Friedrich, ist 19 und teilte den Rückfallziehern unlängst dies mit: „Ich freue mich jede Woche auf den besten Podcast der Welt. Mein größter Wunsch ist es, eines Tages im Aufnahme-Studio dabei zu sein.“ Dieser Tag ist gekommen, Friedrich rundete sein LVZ-Schülerpraktikum wunschgemäß ab, war freudig erregt und live dabei bei der 137. Ausgabe der Podcast-Giganten. Themen: Die unerquicklichen Leipziger Konsultationen in Manchester (0:5, 3:6, 0:7), Max Eberls Staub aufwirbelnde Absage ans „Aktuelle Sportstudio“ und der dazugehörige Kampf um Deutungshoheiten, der Sensationsauftritt von Urviech Waldi Hartmann in der LVZ-Kuppel und die Aussichten der Roten Bullen bei den heimstarken Bochumern. Die Rubrik „Was macht eigentlich …?“ beschäftigt sich mit Ex-RB-Ass Diego Demme, der den SSC Neapel im Sommer als Pokalsieger und Meister verlassen wird. Ein Wiedersehen mit Doppel-D in der Bundesliga? Könnte so kommen! Hört gern rein! Es lohnt sich.
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Spruch der Woche:
Wir haben keinen Sitzkreis daraus gemacht.
Marco Rose zur Aufarbeitung des 0:7 bei ManCity mit dem Team
Foto der Woche:
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Etihad Stadium zu Manchester: Schiedsrichter Slavko Vincic entscheidet auf Elfmeter, nachdem Rodri dem Kopfball hochgestiegenen Benjamin Henrichs den Ball von hinten hauchzart an die Hand geköpft hatte. Der Verteidiger, der keine Chance hatte, das Leder in irgendeiner Form zu sehen oder bewusst zu berühren, war ebenso fassungslos wie sämtliche Experten. Später erklärte Henrichs, Vincic habe auch nach Inaugenscheinnahme der Szene am Bildschirm keine elfmeterwürdige Situation erkannt, sei jedoch vom VAR angewiesen worden, auf Strafstoß zu entscheiden. In der Folge traf Erling Haaland zum 1:0 für ManCity.
© Quelle: PICTURE POINT