Harte Woche für den FC Eilenburg: Nach dem Brocken ist vor dem Brocken
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Auf Augenhöhe: Zweikampf zwischen Tobias Dombrowa (links) und Arne Rühlemann vom FC Eilenburg.
© Quelle: Roger Petzsche
Eilenburg. Es war ein Erlebnis, aber kein Freudenfest für den FC Eilenburg: Vor mehr als 3000 Fans schlotterten der Elf von Sascha Prüfer am Mittwochabend in der ersten Halbzeit die Knie. Nach der Pause wurde es besser, für den ersten Punkt reichte der Auftritt aber nicht. Am Ende stand ein 1:2 auf der Anzeigetafel im altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion. Am Sonnabend (14 Uhr, Ilburg-Stadion) kommt mit dem BFC Dynamo das nächste Schwergewicht der Liga. Genau wie Lok wollen die Berliner nach einer verkorksten letzten Saison, die Chance direkter Aufstieg beim Schopfe packen, haben sich stark verstärkt und gegen Meuselwitz am Dienstag (1:1) einen richtigen Dämpfer kassiert. „Sie werden uns zeigen wollen, wo der Hammer hängt“, ist Prüfer überzeugt.
Die FCE-Kicker müssen schnell regenerieren, haben einen Tag weniger (sportliche) Pause gegen die ausgeruhten Vollprofis aus der Hauptstadt und gehen „zwischendurch“ auch noch arbeiten. „Wir hatten uns natürlich schon einen Punkt gewünscht, wichtig ist aber, dass wir mithalten können und positiv bleiben. Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt, wir werden nach den drei Startniederlagen nicht nervös und schon noch für Überraschungen sorgen“, sagte Eilenburgs Sportchef Stephan Hofmann am lauen Mittwochabend bei bester Fußballstimmung und ohne Pyros in Leipzig-Probstheida.
Rückkehr zu alter Wirkungsstätte
Der 16. August war auch für Sascha Prüfer ein besonderer. Mittwochabend. Fluchtlichtkick. Prüfer steuert sein Auto Richtung Connewitzer Straße 21. Er braucht kein Navi. Den Weg kennt der Ex-U19-Trainer der Blau-Gelben in- und auswendig. Auf dem Weg zum Spiel noch schnell die letzte Telefonkonferenz und dann liegt der Fokus nur noch auf seiner Rückkehr. „Es hat schon extrem gekribbelt, als wir uns am Völkerschlachtdenkmal getroffen haben und gemeinsam zum Spiel gefahren sind“, sagt der Coach. Einen Bus braucht es nicht. Spieler und Trainer kommen direkt von der Arbeit und werden überrumpelt von der heißen Atmosphäre. Nach vier Minuten schlenzte Riccardo Grym den Ball per Freistoß ins Eck, weil die Mauer schlecht stand. In der 20 Minute drückte Neuzugang Ryan-Segon Adigo eine Eingabe von Lukas Wilton mit voller Überzeugung ins Tor. Eilenburg liegt 0:2 hinten und Lok hat Chancen auf weitere Tore.
„Wir müssen zur Pause 4:0 führen und Eilenburg hätte nur noch zehn Spieler auf dem Platz haben dürfen“, wetterte Lok-Trainer Almedin Civa, der mit der Leistung von Schiedsrichter Marko Wartmann wenig begeistert war. Am Unparteiischen lag es aber wahrlich nicht, dass Lok nur 2:0 führte. Im Gegenteil. FCE-Keeper Andreas Naumann war der Fels in der Brandung und im Eins-Eins nicht zu bezwingen. Lehrer Naumann und viel Unvermögen waren schuld daran, dass das Spiel nicht schon in der ersten halben Halbzeit in klare Bahnen verlief. Eilenburg hatte Naumann, Glück und keinen Torjäger. Benjamin Luis donnerte die einzige echte Chance hoch über den Kasten. Ansonsten kam der FCE immer einen Schritt zu spät, stand schlecht gestaffelt und bekam wenig Zugriff. Trotzdem stand es zur Pause nur 0:2 – und Eilenburg blieb drin im Spiel. Auch Noah Baumann durfte zunächst weitermachen, wandelte aber an Gelb-Rot und hatte deshalb zeitig Feierabend. Vorsichtsmaßnahme. Baumann ist mit seinen kreativen Fähigkeiten aktuell nicht zu ersetzen. Zumal der zweite Dribbelkünstler, Philipp Sauer, noch im Urlaub weilt und bei dem wichtigen Duell fehlte.
Eilenburg vor dem Tor zu harmlos
Dribbeln kann auch Moritz Kretzer, seine große Stärke ist aber der Abschluss. Und das zeigte der Ex-Plauener in der 52. Minute. Als kein Lok-Spieler attackierte und Kretzer keine Anspielstation fand, drückte er aus 16 Metern einfach mal ab. Der Ball schlug Zentimeter neben dem Pfosten ein. Niclas Müller, gebürtiger Krostitzer streckte sich vergeblich. Eilenburg war nach dem 1:2-Anschluss zurück im Spiel und Lok bekam das Flattern. „Erinnerungen an Meuselwitz wurden wach“, sagte Civa. Im letzten Punktspiel hatte Lok das Spiel nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren. Doch Eilenburg war insgesamt vor dem Tor zu harmlos, hatte in der zweiten Halbzeit trotz phasenweise mehr Ballbesitz nur zwei Topchancen: Lennert Möbius scheiterte per Linksschuss an Müller, Wühler Luis setzte seiner geschickten Körpertäuschung nicht die Krone auf, sondern donnerte den Ball aus elf Metern drüber.
Was nach drei Spieltagen auffällt: Eilenburg fehlt ein kaltschnäuziger Stürmer. Verpflichtet wurde dafür auch Christopher Bibaku, der stand aber noch nicht eine Minute auf dem Platz und musste auch für Mittwoch passen, weil die Achillessehne streikte. Auch Dervis Erkan hat seine Offensivqualitäten bisher verletzt nicht zeigen können. Dass ausgerechnet zwei neuverpflichtete Stürmer offenbar schon nicht richtig fit zum FCE kamen, ist bitter für den Aufsteiger. Dafür sorgten gegen Lok andere für positive Lichtblicke: Youngster Arne Rühlemann und Patrick Aquilar kamen nach dem Wechsel als Außenverteidiger und dürfen gern wiederkommen: Mit Leidenschaft, Herz und Mut zogen die Talente den pfeilschnellen Lok-Außen den Zahn. Gegen den BFC nicht wiederkommen wird Torschütze Kretzer, der kurz vor Schluss eine unsinnige Gelb-Rote-Karte kassierte und fehlen wird.
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Die Eilenburger sind hart gelandet, aber das Gute an einer englischen Woche: Schon am Sonnabend gibt es in der Festung Ilburg die nächste Chance auf die ersten Regionalliga-Punkte.
FCE: Naumann, Jarosch, Möbius, Aldawoud (75. Borck), Seidel, Kretzer, Rücker (85. Jung), Vogel (46. Aquilar), Baumann (61. Schlicht), Luis, Zaruba (46. Rühlemann)
LVZ