„Ein 1:0 in der 95. wäre okay“: FC Grimma bereitet sich auf Pokalspiel gegen Lok Leipzig vor
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Robin Brand behält die Nerven und trifft vom Punkt. Gegen Großenhain löste der FC Grimma das Viertelfinalticket im Elfmeterschießen.
© Quelle: Karsten Hannover
Grimma. „Für die Spieler ist das natürlich ein Highlight. Als Fußballer freust du dich, wenn du vor vollem Stadion spielen kannst. Die Spieler werden rennen, um aufzufallen und ein positives Ergebnis rauszuholen,“ sagte Daniel Kurzbach, Vorstandspräsident des FC Grimma, unter der Woche vor dem Sachsenpokal-Viertelfinalspiel gegen den 1. FC Lok Leipzig.
Ein volles Stadion in Grimma – das ist bei FC-Punktspielen in der Oberliga ganz und gar nicht die Regel. Seitdem fest steht, dass es gegen Lok geht, also seit ungefähr vier Wochen, würden die Vorbereitungen schon laufen, sagt Kurzbach. Über den Kopf wachsen die organisatorischen Aufgaben aber niemandem im Muldental.
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Grimma-Präsident Daniel Kurzbach mit Trainer Steffen Ziffert und Co-Trainer Mirko Jentzsch (v.l.).
© Quelle: Karsten Hannover
Gut 900 Tickets gingen an die Anhänger des Pokalrivalen aus Leipzig, das Kontingent sei fast ausverkauft, hieß es Mitte der Woche, zwischen 200 und 300 Karten gingen nochmal an heimische Fans. Maximal 1500 würden aktuell ins Stadion passen. Zum Vergleich: Beim letzten Oberliga-Heimspiel Mitte Februar gegen den FC An der Fahner Höher besuchten gerade einmal 77 Zuschauer den Husaren-Sportpark. Jetzt also gut über 1000.
„Die Menge der Fans ist natürlich erheblich größer als bei normalen Ligaspielen. Aber es gibt wenige Sicherheitsbedenken, auch weil wir mit Lok in sehr gutem Austausch stehen. Und durch die vergangenen Jahre, in denen wir Erfahrungen in der Durchführung solcher Spiele sammeln konnten, ist es nicht so dramatisch“, sagt der FCG-Chef. So habe man sich etwa in den Spielen gegen RB Leipzig, in denen bis zu 3000 Zuschauer im alten Grimmaer Stadion waren, schon eine Routine erarbeiten können.
Sicherheitsberatungen mit der Polizei
Dennoch ist ein Spiel gegen den Regionalligisten aus Probstheida nicht Alltag in Grimma. Die Partie wurde als Sicherheitsspiel eingestuft. Um der größeren Anzahl an Zuschauern gerecht zu werden, wurden zusätzliche Security-Mitarbeiter angefordert. So werden zu den normalerweise fünf am Samstag 15 weitere Sicherheitsmitarbeiter im Stadion (wenn nötig) für Ordnung sorgen. „Wir haben dafür die Sicherheitsfirma engagiert, die auch bei Lok im Stadion für die Security zuständig ist, um auf Nummer sicher zu gehen. Das läuft alles sehr geräuschlos ab, weil das alles geübte Abläufe sind“, erklärt Kurzbach.
Zudem gab es zwei Sicherheitsberatungen mit der Polizei, die Abstimmung mit der Polizei vor Ort aber auch der Einsatzleitung in Leipzig sei sehr eng. „Die begleiten das wirklich sehr positiv. Es ist alles sehr konstruktiv“, bekräftigt der FC-Präsident. Eine strikte Fan-Trennung soll es vor Ort nicht geben. „Dafür müssten wir erst einmal Fans finden“, sagt Kurzbach und lacht „bei uns gibt es ja keine aktive Fanszene. Dennoch wurde neben dem Leipziger Gästeblock noch ein Familienblock für die Lok-Anhänger eingerichtet, gegenüber den Gästen eine eigene Heimtribüne ausgewiesen, „damit die Zuschauer in ihren entsprechenden Bereichen sind und sich nicht gegenseitig beeinflussen.“
Das Mehr an Fans und der damit einhergehende Mehraufwand bedeuten für den FC Grimma auch höhere Kosten in der Organisation der Partie, etwa 5000 bis 7000 Euro mehr als bei Ligaspielen. Und die Einnahmen kommen nicht nur der Heimmannschaft zu Gute sondern werden zwischen beiden Vereinen aufgeteilt. Die Gäste aus Leipzig sind im Muldental dennoch gern gesehen: „Zwischen Lok und uns ist der Umgang der Beste, wenn wir uns mal andere Gäste in den letzten ein, zwei Jahren angucken. Lok hat einen großen Anteil daran, dass alles so reibungslos und problemlos bisher läuft und ich denke auch Samstag wird das sehr vernünftig werden.“
Grimma wird sich nicht einfach geschlagen geben
Kurzbach meint damit zum einen das Landespokalfinale der A-Junioren Aue gegen Dynamo, das im vergangenen Jahr in Grimma stattfand („Da gab es ein paar Ausschreitungen, die Polizei war leicht überfordert und hatte das Spiel vorher gar nicht so wahrgenommen.“), die zurückliegenden Pokalspiele gegen Chemnitz und das Ligaspiel gegen Erfurt im vergangenen Jahr. Gerade die Erfurter hätten den Grimmaern einen erheblichen Schaden hinterlassen. „Die Erfurter hat das gar nicht interessiert. Erst durch Ermittlungen der Polizei ist hinterher etwas Schadensersatz geflossen. Da ist mit Lok die Zusammenarbeit echt gut, Chemnitz und Erfurt haben sich fast gar nicht dafür interessiert. Mit Lok ist das ein reger, fast täglicher Austausch, auch wie wir die Fans steuern, alles ordnen, wie wir zusammenarbeiten. Das funktioniert auf einer guten Ebene.“
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Auch die mitreisenden Lok-Fans sieht Kurzbach als Bereicherung, nicht zuletzt aus finanzieller Sicht: „Ich habe dem Thorsten Kracht (Sportvorstand FC Lok; Red.) im Spaß gesagt, ’Wenn ihr uns die Hütte voll macht, ist mir das Ergebnis relativ egal’, aber ein Weiterkommen wäre natürlich schon schön.“
Denn trotz der kleinen Späße des Vereins-Präsidenten, wird sich der FC Grimma nicht einfach geschlagen geben. „Das Spiel muss erst einmal gespielt werden. Lok geht als klarer Favorit in die Partie, aber wenn man dieser Rolle nicht relativ zügig gerecht wird, kann so ein Spiel auch eklig werden. Das Ding ist offen und wir schauen, was am Ende raus kommt“, sagt Kurzbach. Er macht aber auch deutlich, dass der Fokus klar auf den restlichen Oberligaspielen liegt: „Da müssen wir unsere Hausaufgaben machen, der Ligaverbleib ist existenziell, der Pokal ist Zugabe. Ein 1:0 in der 95. gegen Lok wäre aber okay.“
LVZ