FSV Krostitz bei Chemie Leipzig: Luck ohne Glück beim letzten Tanz
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Krostitz’ Max Langer (l.) im Zweikampf mit Leipzigs Marcel Hilßner.
© Quelle: Gabor Krieg
Krostitz/Leipzig. Die Sonne war im Alfred-Kunze-Sportpark schon lange untergegangen, als sich die Landesklasse-Kicker des FSV Krostitz zu ihrem gecharterten Linienbus schleppten. Sich ohne Wadenkrampf auf den Sitz zu hieven, die letzte Aufgabe an einem Abend, der im Bierdorf noch länger nachhallen wird. 90 Minuten beackerten die Nordsachsen den Regionalligisten BSG Chemie Leipzig im Sachsenpokal, kassierten erst in der Nachspielzeit den 0:2-Endstand – und hätten in der 35. Minute die Tür zur Sensation fast einen Spalt aufgemacht.
„Andi!“, rief Kevin Kittler in jener Minute quer über den Rasen als eine Flanke in den BSG-Strafraum segelte. Der gemeinte, Andreas Luck, wusste aber längst, was sein Coach von ihm wollte. Aus zwölf Metern köpfelte der 37. Jährige unbedrängt in Richtung Chemie-Torwart Benjamin Bellot, der den Ball an den Pfosten starrte. Ein paar Zentimeter weiter links und der Jubelschrei der über 100 mitgereisten Krostitzer wäre nicht verhallt. Wäre dann was drin gewesen für den FSV? „Die Frage habe ich mir schon in der Halbzeit gestellt. Schade, ärgerlich. Manchmal gehen sie rein, manchmal nicht“, sagte Luck.
„Ich bin stolz“
Es sollte die beste Chance des Siebtligisten bleiben, der schon nach 15 Minuten in Rückstand geriet, nachdem Chemie den ersten Vorstoß des Außenseiters eiskalt konterte. Manuel Wajer traf gegen die, an diesem Abend selten, unsortierte FSV-Defensive. Krostitz ließ sich nicht vom Matchplan abbringen. „Ich habe es der Mannschaft jetzt im Kreis gesagt: Ich bin stolz. Wir hatten ein paar Vorgaben, wollten es nicht als Trainingsspiel nutzen, sondern sind es schon als Pflichtspiel angegangen“, sagte Kittler. „Dann muss halt so ein Ding rein, um die Sensation zu schaffen. Wichtig ist für mich, dass die Jungs das Positive mitnehmen. So eine Kulisse wird der ein oder andere vielleicht auch nicht mehr erleben.“
Etwa Andreas Luck und Sebastian Albert. Für die beiden Regionalliga-Erfahrenen hatte der Abend schon etwas vom letzten Tanz. „Ich habe zum Albi vorm Spiel gesagt: Albi, es könnte sein, dass es da letzte Spiel für uns ist vor so einer Kulisse, lass uns das noch mal zusammen genießen“, erzählte Luck vom Kabinengespräch der Oldies.
Leistung mit in die Liga nehmen
Beide hatten an unterschiedlichen Enden des Spielfelds ihren Anteil daran, dass es für die BSG ein Gewaltmarsch und kein Spaziergang in Pokalrunde drei wurde. Chemie-Coach Miroslav Jagatic sah sich schon in der Halbzeit gezwungen, Leistungsträger wie Timo Mauer und Florian Brügmann ins Spiel zu werfen, die sich eigentlich auf Überstunden-Abbau an der Seitenlinie eingestellt hatten.
„Die Leistung müssen wir mitnehmen in die Liga. Da ist es ein bisschen anders, da sind wir immer der Favorit. Das kriegen wir aktuell nicht hin, deshalb waren auch unsere ersten Ergebnisse dementsprechend“, sagte Luck, der mit dem FSV in der Landesklasse aus drei Spielen erst einen Punkt holte und dabei schon zehn Gegentore kassierte. Umso wichtiger war für Kittler, den Fokus auf die Defensive zu legen. „Das war heute ein super Spiel dafür. Das muss jeder Einzelne mitnehmen, wie ich hier Zweikämpfe geführt habe, wie ich bereit war, dem anderen zu helfen.“
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LVZ