Handballer mit 57 Jahren: Jens Kunze ist der „Dino“ des VfB Torgau
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/ASDUN7URAVFYZKILXFXEZLDGBA.jpg)
Jens Kunze erinnert mit drei Mannschaftsbildern aus den frühen und späten 1990er Jahren an zurückliegende Zeiten.
© Quelle: Thomas Manthey
Torgau. Er ist ein klassisches Beispiel für „Je oller, um so doller“: Jens Kunze. Der Torgauer ist 57 Jahre und spielt noch aktiv Handball. Und das nicht etwa in der Alte-Säcke-Mannschaft des VfB Torgau, sondern im Herrenteam, das derzeit die Bezirksklasse rockt und sich vor wenigen Tagen auf Platz eins der Liga geballert hat. Jens Kunze ist der Dinosaurier des VfB-Handballs.
Klar hat „der Jenser“ nicht so viele Einsatzzeiten und lange Spielzeiten, wie seine um gut zwei, zweieinhalb Jahrzehnte jüngeren Mannschaftskollegen, doch er kommt zu seinen Einsätzen. So etwa, wenn die jungen VfB-Burschen mal die zweite Luft brauchen, verschnaufen müssen, oder wenn ein zu harter Körpereinsatz des Gegners im Spiel eins gegen eins den Mannschaftskameraden zu einer Auszeit zwingt. Dann kommt der 57-Jährige, übernimmt Position und Verantwortung und erzielt auch das ein und andere Tor. So etwa wie am vergangenen Samstag, als Kunze im Bezirksklasse-Spitzenspiel Torgau gegen Germania Zwenkau II in der 33. Minute das 18:15 markierte. „Jens ist für uns enorm wichtig. Er bringt viel Erfahrung mit. Hat immer ein Auge für die Situation, hat eine Idee. Jens wird von allen sehr gewertschätzt und hat unseren ganzen Respekt“, so Spielertrainer Philipp Ritz (38).
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/RNOE5PLLSBDO7E6ZVLP7VIMI3I.jpg)
Heimpunktspiel gegen den HC Leipziger City: Linksaußen Jens Kunze spielt Torgaus Mannschaftsführer Alessandro Becker an.
© Quelle: Thomas Manthey
Jens Kunze gehört zur goldenen Generation des Torgauer Handballsports. 1976 schloss sich der gebürtige Torgauer den Handballern an. Seine Brüder Burkhard (65 Jahre) und Andreas (60) waren dazumal schon aktive Handballer. Von ihnen wurde er mit dem Handball-Virus angesteckt. Geheilt ist Jens Kunze von diesem Virus bis heute nicht.
Trainerlegende Ludwig Enke
Mit Bruder Burkhard spielte der nunmehr 57-Jährige (2 Kinder von 19 und 16 Jahren) viele Jahre in der ersten Herrenmannschaft. Und die war in der 1990er Jahren bis Anfang der 2000er Jahre überaus erfolgreich. Die Torgauer, die damals von der Trainerlegende Ludwig Enke trainiert wurden, mischten erfolgreich in der Verbandsliga mit. Die damals höchste Spielklasse in Brandenburg. „Wir spielten in Senftenberg, in Plessa, Schwarzheide und mussten zu Punktspielen bis kurz vor Berlin fahren. Das war jedes Mal eine Kutscherei“, so Jens Kunze. Ihre Heimspiele trugen die Torgauer zur damaligen Zeit aus Ermangelung an einer geeigneten Sporthalle noch im brandenburgischen Züllsdorf aus. Jens Kunze weiter: „Das war eine geile Zeit. Wir standen kurz vor dem Aufstieg.“
Goldene Jahre
Der gelernte Dachdecker, der seit einigen Jahren als Security-Mitarbeiter bei einer Wachschutzfirma in Herzberg angestellt ist, gehört der Generation um Jürgen Ruff, Ralf Rieger, Gregor Petter, Stefan Ehm, Dietmar Stramm, Torsten Wiedermann (t), Thomas Lärm und Thomas Lärm an. Das Team hatte hunderte Fans, die nach dem Bau der Sporthalle am Wasserturm (SaW) bei jedem Heimspiel live dabei waren. Da brannte manchmal die Hütte, sprich SaW. Insbesondere wenn es zum Duell mit dem SV Grün-Weiß Plessa kam. Da flogen bisweilen schon einmal die Becher mit Harz und Baumwachs nach den – ja „so unfairen“ – Torgauer Fans, weil sich die Plessaer Reservespieler nicht im Griff hatten.
Sein Trainingspensum hat Kunze, der zudem noch ein aktiver Kegelsportler und ein leidenschaftlicher Aquarianer ist, etwas heruntergeschraubt. Doch in den gemeinsamen Trainingsstunden gibt er den jungen Dachsen des VfB so manchen Tipp und zeigt beispielsweise, wie man geschickt und wirkungsvoll seinen Körper in den Mann, sprich Gegenspieler stellt.
Trainingsumfang gedrosselt
Kunze spielte in seiner Hochzeit mit hohem körperlichen Einsatz, war sich für nichts zu schade und hatte selbst vor den Zwei-Meter-Hünen der Liga keine Angst. Torgaus Linksaußen musste seine Furchtlosigkeit mit zwei Kreuzbandrissen bezahlen. Doch „der Jenser“ rappelte sich immer wieder auf und stellte sich in den Dienst seiner Mannschaft. Inzwischen lässt der 57-Jährige den jungen Spielern der Vortritt: „Damit habe ich kein Problem. Die jungen Leute müssen was lernen. So lange wie mich Ritzi und die Mannschaft brauchen, so lange meine Knochen halten, werde ich Handball spielen.“
Und so wird Jens Kunze sicherlich auch am Sonntag wohl wieder auflaufen, wenn die Torgauer im Heimspiel ab 15 Uhr in der Sporthalle am Wasserturm den SV Turbine Leipzig zu Gast haben.