Julian Nagelsmann hat dazugelernt – und ist der Richtige für den DFB
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In München der Nachfolger von Hansi Flick (r.) – nun wohl auch beim DFB: Ex-RB-Trainer Julian Nagelsmann wird wohl der neue Bundestrainer.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
Leipzig. Warum in die Ferne schweifen, wenn .. na, Sie wissen schon. Der anno 1900 in Leipzig gegründete Deutsche Fußball-Bund bleibt auch 123 Jahre später dabei: Die deutsche Nationalmannschaft wird von einem Deutschen trainiert. Das hatte und hat wenig mit Deutschtümelei zu tun, sondern fußt(e) auf der festen Überzeugung der wechselnden DFB-Granden, dass hierzulande ausreichend Klasse, Strahlkraft und Vermittelbarkeit zu finden war/ist. Im vorliegenden Fall könnte es DFB-intern durchaus umstritten gewesen sein, ob der richtige Zeitpunkt für eine Internationalisierung auf der obersten und wichtigsten Trainerbank gekommen ist. Einziger ernsthafter diesbezüglicher Kandidat war der niederländische Star-Trainer Lous van Gaal. Bundesliga-affin? Ja. Mit allen Wassern gewaschen? Ja. Mutig im Kampf gegen verkrustete DFB-Strukturen und mediale Steilpässe? Ja. Eine Respektperson? Ja.
Der DFB sagte dennoch nein zum überdies gesundheitlich angeschlagenen 72-Jährigen und ja zum 36-jährigen Julian Nagelsmann. Zu jung, der Neue? Nein, Nagelsmann ist seit seinem 20. Lebensjahr Trainer. Zu verliebt in sich uns sein riesiges taktisches Können? Das könnte so gewesen sein. Mit RB Leipzig hat Nagelsmann ein Pokalfinale in den Sand gesetzt, weil er am Tag X dem BVB etwas Besonderes und Überraschendes vorsetzen wollte. In München hat Nagelsmann nach seiner ersten Saison aufgehört, sich vor den Superstars als Erfinder des flachen Passes aufzuspielen und Lewandowski und Co. die Schwere des Mondes zu erklären.
Nagelsmann weiß, dass er als Bundestrainer anders arbeiten muss
Wir lernen: Dieser junge Mann ist lernfähig und lernwillig, Ausnahmen wie die Entlassung von Neuer-Intimus Tapalovic bestätigen diese Regel. Julian Nagelsmann ist in der aktuellen Situation der Richtige, um die bundesdeutschen Graugänse auf dem Formationsflug zur Euro das Gräuliche zu nehmen, ohne zu dick und zu bunt aufzutragen. Er weiß, dass ein Nationaltrainer den Werkzeugkasten seiner Auswahlspieler nicht überfüllen darf. Er weiß, dass in Ermangelung an gemeinsamer Zeit vor allem am Wir-Gefühl und einer gemeinsamen und möglichst einfachen Stoßrichtung gearbeitet werden muss. Diese Nationalmannschaft braucht keine stundenlangen Teamsitzungen, keine ewigen Taktikeinheiten, keine 34 verschiedenen Systeme, keine diametral abkippenden Sechser und Achter, keine Abwehrspieler, die ihren Namen tanzen, aber keinen Zweikampf führen können.
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Und wenn alles für alle gut läuft, liegen sie sich beim DFB im Sommer 2024 in den Armen und sagen sich: „Das mit Julian war ein Volltreffer!“ Und Nagelsmann bleibt entweder an Bord des Dickschiffs DFB oder geht seiner Wege. In seiner eigentlichen Bestimmung. Als Vereinstrainer.
LVZ