Meister SpVgg Leipzig 1899 im Aufwind, aber ohne Träumerei
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Peter Prautzsch (l.) gehört zu den Top-Schützen des Meisters.
© Quelle: Jonas Dengler
Leipzig. Zumindest bei älteren Fußballfreunden lässt der frisch errungene Meistertitel der Spielvereinigung 1899 in der Stadtklasse Erinnerungen an sportlich starke Zeiten wach werden. Das gilt für die Zeit vor 1945, aber auch danach wurde im Karl-Enders-Sportpark attraktiver Fußball geboten. Zu DDR-Zeiten gar von zwei Vereinen: Motor Lindenau und Fortschritt West. Beide mischten in der Bezirksliga, damals immerhin die dritthöchste Spielklasse, größtenteils sehr munter mit, wenngleich es auch Bezirksklasse-Phasen gab.
Doch selbst damit ist der nun gelungene Sprung in die Stadtliga nicht zu vergleichen. In der heutigen, weit dichteren Ligenstruktur ist erst die achthöchste Ebene erreicht. „Die Vereinsgeschichte ist uns bekannt, wird gewürdigt, aber Parallelen zu heute zu ziehen, wäre Träumerei“, sagt Matthias Hielscher, der die Lindenauer seit zwei Jahren trainiert und nun zum Stadtklasse-Primus gemacht hat. „Die Qualität der ganzen Mannschaft“, sieht der Coach als Grund für den Erfolg an, es sei eine gute Mischung von Jung und Alt, wobei Hielscher offenbar schon weiß, was er an seinen Routiniers Benjamin Harenburg (zugleich Kapitän), André Sperber oder Daniel Scheller hat. Mit Torwart Andreas Windisch hörte mit 38 Jahren schon vor dem abschließenden 0:0 in Thekla ein weiterer auf und fungierte parallel als Co-Trainer. „Wir werden uns verstärken und verjüngen“, kündigt Hielscher an. So beispielsweise mit Hans-Peter Eschrich vom SSV Stötteritz. Für Windisch rückte Jakob Mirau nach. Zudem wird Keeper Klaus Kiesewetter von Victoria an die Demmeringstraße kommen.
Für die Torausbeute von 113 Treffern des Meisters (4,04 pro Spiel!) sorgten maßgeblich Jude Nformi Awasom (mit 24 Toren Liga-Bester), Peter Prautzsch (14), Manuel Würzberger (13) und Jonas Werner (10).
Der vor zwei Jahren von der SG Olympia nach Lindenau gewechselte Hielscher weiß aber auch um das Problem, dass der Unterbau der Fußballer (noch) nicht optimal ist: „Die A-Junioren fehlen uns, ab der B sieht es im Nachwuchs aber besser aus.“ Ein Phänomen, dass – wohl altersbedingt – viele Vereine quält. Folglich ist er beim Formulieren neuer Ambitionen vorsichtig: „Unser Ziel war erst einmal die Stadtliga. Dort wollen wir uns nun wieder etablieren. Zudem soll die zweite Mannschaft aus der 2. Kreisklasse aufsteigen, damit der Unterschied zwischen Erster und Zweiter nicht zu groß wird.“
Auch fürs Vereinsgelände gibt es Ideen und Pläne. Das alte, abgerissene Vereinsheim soll möglichst durch ein neues ersetzt werden, wenn auch kleiner. Momentan findet das Vereinsleben „nach dem Sport“ weitestgehend im Kabinen-Flachbau statt, vom Bautyp ähnlich dem im Alfred-Kunze-Sportpark, der modernisiert werden soll. Angesichts des familiären Klimas im Verein gibt es sicherlich Chancen, dass sich auch dieses Problem lösen lässt und sich die Spielvereinigung weiter so gut entwickelt, wie zuletzt.