Explosion in der zweiten Hälfte: RB Leipzig fertigt VfB Stuttgart 5:1 ab
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Lois Openda (r.) und seine Kollegen bejubeln den Treffer zum 3:1 für RB Leipzig.
© Quelle: Sven Sonntag
Leipzig. Zwei nicht gegebene Elfmeter für RB, ein nicht gegebenes (Abseits-)Tor von Lois Openda, eine Standleitung mit dem Kölner Videokeller, Gelb für den am Wahnsinn wandelnden Marco Rose. Und drei extrem wichtige und nach brutaler Leistungssteigerung im zweiten Durchgang extrem verdiente Punkte für RB Leipzig!
Die Roten Bullen biegen einen 0:1-Halbzeit-Rückstand gegen den VfB Stuttgart, liefern die beste zweite Halbzeit seit vielen Monden und gewinnen durch Tore von Benjamin Henrichs, Dani Olmo, Lois Openda, Kevin Kampl und Xavi Simons 5:1. Der Treffer für den Ex-Tabellenführer geht aufs Konto von Serhou Guirassy. RB springt mit diesem Dreier bis zum Samstag auf Platz zwei und freut sich sehr aufs Spiel bei den heißgeliebten Unionern in der kommenden Woche.
Yussuf Poulsen ersetzt Timo Werner
Reins ins Match, rauf auf den von ergiebigen Regenergüssen durchnässten Rasen. VfB-Ikone Fredi Bobic, zuletzt bei der Hertha in Amt und Würden, ist da. Timo Werner ist auch zugegen, erlebt den Anpfiff nicht auf dem Rasen. Der Mann, der vor zehn Jahren für den VfB Stuttgart sein erstes Bundesligaspiel bestritt, wird von Yussuf Poulsen ersetzt. Das hat weniger mit Werners ausbaufähigem Vortrag beim 2:3 in Leverkusen, sondern mit Stuttgarts Trainerfuchs Sebastian Hoeneß zu tun.
Der weiß, dass Leipzig die Tiefe liebt und diese gerne mit Sprintern wie Werner besprintet. VfB-Motto deshalb: Wir bieten Vieles, aber keinen Raum für tiefe Läufe an. Marco Roses Schlussfolgerung: Ich brauche keine zwei Turbos, bringe neben Lois Openda unseren Rekordspieler Yussuf. Der kann ein Bollwerk mit Körper, Sprungkraft und Kopfbällen knacken. Wenn die entsprechenden Flanken kommen. Zweite Veränderung gegenüber der Vorwoche: Der ewige Kevin Kampl läuft für Nicolas Seiwald im zentralen Mittelfeld auf.
RB Leipzigs Kombinationsfußball bringt nichts
Der VfB hat nach sieben Minuten die erste Chance. Janis Blaswich kann Chris Führichs Schuss nicht festhalten, Serhou Guirassy schießt im Nachgang und sehr unbedrängt drüber. Vorherrschendes Bild der ersten 20 Minuten: Man gönnt einander wenig, vor allem nicht Zeit und Raum. Die fröhliche Balljagd durchtrainierter Athleten fördert ungezählte Duelle, Ballgewinne und -verluste zutage, mündet zunächst eher weniger in bewegenden Strafraumszenen. Die RB-Profis übernehmen allmählich die Spielkontrolle, kombinieren sich einen Wolf und merken irgendwann: Wir kommen da nicht durch, müssen es aus der Distanz probieren. Openda, Xaver Schlager und Xavi ziehen ab – erfolglos.
Der VfB bleibt über Führichs linke Seite und Mittelstürmer Guirassy gefährlich. Letzterer köpfelt erst eine Führich-Flanke frei über die Latte und nutzt dann einen Bock von David Raum zum Stuttgarter 1:0. Atakan Karazo hatte Raums Fehlpass direkt zu Guirassy weitergeleitet, der mit dem linken Fuß aus Nahdistanz gegen Blaswich trifft. An einem Sahnetag fingert der Keeper den Ball um den Pfosten. Dann muss es fallen, das 1:1. Benny Henrichs passt in den Lauf von Openda, der scheitert Aug in Aug mit Torhüter Alexander Nübel.
Und immer wieder der VAR
Kurz später fällt Willi Orban nach einem Foul von Guirassy im Strafraum. Klarer Elfer? Eigentlich ja. Schiedrichter Frank Willenborg und der Kölner Videokeller (dort saß Johann Pfeifer am Bildschirm) stürzen sich aber auf Poulsens hauchzarten vorherigen Kontakt mit Herrn Guirassy und sagen seltsamerweise nein zu einem Elfmeter. Poulsen vs. Guirassy – das war ein handelsüblicher Zweikampf, das darf man nach 46 Zeitlupen sehen. Marco Rose ist auf 180, beschwert sich beim Referee, kassiert Gelb. Pause. Der selbstgewisse Tabellenführer führt 1:0. Weil er Serhou Guirassy und Glück beim Nichtelfer hat.
Wiederbeginn. RB ist mit null Punkten Vierzehnter, Stuttgart mit sechs Erster. Und gleich der nächste Aufreger. Raum flankt, Orban köpft, Nübel rettet sensationell. Der Videokeller kabelt durch, dass der Stuttgarter Waldemar Anton Orban am Kopf getroffen hat. Hat er. Willenborg guckt Video und sagt: kein Elfmeter. Das überfällige 1:1 kommt trotzdem über den VfB. Nübel will den Ball wegschlagen, der bärenstarke Henrichs hält seinen rechten Fuß rein, 1:1. Kurios (51.). Zwei Minuten später entgleitet Nübel eine Poulsen-Flanke, schiebt Openda zum vermeintlichen 2:1 ein. Köln kassiert das Tor – Abseits Openda. Die Stimmung auf dem Platz und den Rängen ist hochexplosiv, Zündschnuren schrumpfen auf Fingerhut-Länge.
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Die Tore fallen wie reife Früchte
RB bleibt am Drücker, stürmt mit Sinn, Verstand, Kraft. Und macht es, das 2:1. Simons spielt Dani Olmo an, der windet sich wie ein Aal und zieht in der 63. Minute flach mit links ab – Olmos schon fünftes Pflichtspieltor in dieser Saison. Bei den Stuttgartern hat jemand den Stecker gezogen, bei RB ein anderer auf Starkstrom geschaltet. Nächste Szene, nächstes Tor, nächster Videocheck: Raum flankt, Openda köpft das 3:1, Köln überprüft eine Olmosche Abseitsstellung. Der Treffer zählt, Openda verfehlt volley das 4:1, die Bude brodelt. Kevin Kampl schießt, der Ball wird abgefälscht, 4:1. Dann tankt sich Simons durch, trifft im Nachschuss zum 5:1.
Die RB-Fans flippen, Rose wechselt aus. Timo Werner, Benjamin Sesko, Lukas Klostermann, Christoph Baumgarten (Pflichtspieldebüt für RB) und Emil Forsberg kommen. Sesko hat das 6:1 auf dem Fuß, Blaswich wehrt den einzigen Stuttgarter Abschluss des zweiten Durchgangs ab. Dann ist es vorbei, dieses seltsame und mitreißende Fußballspiel.
Die Statistik zum Spiel:
RB: Blaswich – Henrichs, Simakan (85. Klostermann), Orban, Raum – Kampl, Schlager, Simons (79. Sesko), Olmo (85. Baumgartner) – Openda (79. Werner), Poulsen (79. Forsberg).
Stuttgart: Nübel – Stenzel (70. Massimo), Anton, Zagadou, Ito – Karazor, Egloff (70. Haraguchi), Silas (58. Sosa), Jeong (90.+1 Leweling), Führich (90.+1 Mittelstädt) – Guirassy.
Tore: 0:1 Guirassy (35.); 1:1 Henrichs (51.).; 2:1 Olmo (63.); 3:1 Openda (66.); 4:1 Kampl (74.); 5:1 Xavi (76.).
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LVZ