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Umbau ab 2018

RB Leipzig kauft sich für 70 Millionen Euro die Red-Bull-Arena

Handschlag zwischen RB-Präsident Oliver Mintzlaff und Stadion-(Noch-)Besitzer Michael Kölmel: RB Leipzig kauft die Red-Bull-Arena.

Handschlag zwischen RB-Präsident Oliver Mintzlaff und Stadion-(Noch-)Besitzer Michael Kölmel: RB Leipzig kauft die Red-Bull-Arena.

Leipzig. Bescherung zwei Tage vor Heiligabend: RB Leipzig hat sich mit Stadioneigentümer Michael Kölmel geeinigt und kauft die Red-Bull-Arena. Damit sind die Pläne für einen Neubau im Norden von Leipzig vom Tisch. LVZ.de hatte bereits am Donnerstagvormittag über den Deal exklusiv berichtet. RB will nun das ehemalige Zentralstadion in den kommenden Jahren um rund 14.000 auf 57.000 Plätze erweitern. Die Bauarbeiten sollen nach jetziger Planung im Jahr 2018 beginnen. „Wir brauchen keine Mitgliederversammlung, wir spüren was die Fans wollen. Es war klar und deutlich zu empfinden, dass sie im Stadion bleiben wollen“, sagte RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff.

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Das ehemalige Zentralstadion wurde für die WM 2006 neu gebaut. Seit 2010 ist es unter dem Namen Red-Bull-Arena die Heimstätte von RB Leipzig.

Das ehemalige Zentralstadion wurde für die WM 2006 neu gebaut. Seit 2010 ist es unter dem Namen Red-Bull-Arena die Heimstätte von RB Leipzig.

Verhandlungen unter vier Augen

Die Partner verhandelten im Verborgenen. Mintzlaff und Kölmel haben sich in den zurückliegenden Wochen regelmäßig zu Gesprächen im Gourmet-Restaurant Max Enk getroffen. „Immer am gleichen Tisch“, wie Kölmel verriet. Beide Seiten entschieden sich bewusst für die Vier-Augen-Unterredungen. „Wir wollten die Zahl an Juristen klein halten, um schnell voran zu kommen“, so Mintzlaff. Die Einigung sei am Mittwochabend erzielt worden, am Morgen danach folgten die Unterschriften unter eine Absichtserklärung. Es schloss sich eine eilig einberufene Pressekonferenz am Cottaweg an.

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RB Leipzig kauft Arena
RB Leipzig kauft Arena

Leipzig, 22.12.16: Nach monatelangem Ringen ist die Entscheidung nun gefallen. RB Leipzig wird kein neues Stadion bauen. Der Bundesligist kauft die Red-Bull-Arena und will sie auf 57.000 Plätze ausbauen.

Ganz ohne Berater ging es aber nicht. Zwei Bedingungen könnten den Eigentümerwechsel noch stoppen. Der Stadtrat muss dem Kaufvertrag zustimmen und die Verwaltung muss die von RB eingereichte Bauvoranfrage für die Erweiterung positiv bescheiden. Mintzlaff spielte den Ball in Richtung Rathaus: „Die Stadt ist jetzt gefragt.“ Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sei aber schon frühzeitig über die Gespräche informiert gewesen. „Wir erwarten, dass die Bauvoranfrage Ende Februar durch ist“, erklärte der Vorstandschef.

Loge auf Lebenszeit

Über den Kaufpreis machten beiden Seiten offiziell keine Angaben. Kölmel ließ sich über sein Gesamtengagement im Leipziger Zentralstadion zumindest entlocken: „Es wäre blöd, wenn man aus so einem Projekt ohne Gewinn herausgehen würde.“ Beide Seiten seien zufrieden, hieß es. Nach LVZ-Informationen liegt der Kaufpreis bei rund 70 Millionen Euro. Für die Weltmeisterschaft 2006 war das Stadion für 116 Millionen Euro neu gebaut worden. Neben dem Stadion gehen auch alle Haupt- und Nebengebäude sowie der Glockenturm mit über. Kölmel bleibt neben der Kaufsumme seine Loge im Stadion. Sie sei ihm auf Lebenszeit garantiert worden. Außerdem wird der studierte Mathematiker im Stadion und auf der Festwiese mit der Betreibergesellschaft ZSL weiter Konzerte ausrichten.

Beim Umbau der Red-Bull-Arena, der nach LVZ-Informationen noch einmal rund 40 Millionen Euro verschlingt, sollen als erster Schritt die Skyboxen und der VIP-Bereich vergrößert werden. „Das sind zentrale Ziffern auf der Einnahmenseite“, so Mintzlaff. Der Bundesligadurchschnitt für die Edelplätze liege bei 6,5 Prozent, RB komme nur auf drei Prozent. Kapazitäten beständen in den Abschnitten hinter den Toren. Für mehr Besucher ist laut einer Machbarkeitsstudie vorgesehen, die Plätze näher an den Spielfeldrand herunterzuziehen. Auch der Wunsch der Fanclubs nach Stehplätzen könnte in den kommenden Jahren erfüllt werden. Bisher war der Aufwand dafür wegen der bis dato nicht ausreichenden Statik zu groß.

Überlegungen zu mobilem Stadion

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In welchen Schritten der Umbau genau erfolgt, ist noch offen. Denkbar sind schrittweise Veränderungen oder auch ein Umzug für eine Saison in ein mobiles Stadion. So eine Arena auf Zeit nutzte vor fünf Jahren die Fortuna aus Düsseldorf. Allerdings fanden darin nur gut 20.000 Fans einen Platz. „Es gibt da tolle Lösungen“, so Mintzlaff, der offenbar über eine Behelfsarena für 25.000 Zuschauer nachdenkt.

Eine weitere Kernfrage bleibt zudem die Infrastruktur rund um die Red-Bull-Arena. Bei mehr Zuschauern werden auch mehr Parkplätze benötigt. „Wir haben da klare Bedingungen an den Oberbürgermeister formuliert“, berichtete der RB-Vorstandschef. Allein auf dem Kleinmesseplatz am Cottaweg existiere eine Stellplatzreserve, die jetzt noch nicht komplett genutzt werde.

Neubau wäre im Norden entstanden

Die Alternative zum bestehenden Stadion wäre ein Neubau für einen dreistelligen Millionenbetrag gewesen. Darüber haben sich die RB-Verantwortlichen in den vergangenen zehn Monaten ebenfalls intensive Gedanken gemacht und diese Variante, die 60.000 Zuschauern einen Platz geboten hätte, auch von einem Architekturbüro durchplanen lassen. Am Ende standen zwei Grundstücke zur Auswahl: laut Mintzlaff an der Neuen Messe und ein Stück weiter am Flughafen. Eine Arena mit 70.000 oder gar 80.000 Plätzen sei verworfen worden, weil sie dann bei einigen Heimspielen voraussichtlich nicht ausreichend gefüllt gewesen wäre.

Den Ausschlag gegeben habe letztlich vor allem die Kostenfrage, aber nicht nur. „Es ist etwas Besonderes, ein Innenstadtstadion zu haben. Das ist unser Aufstiegsstadion, wir haben da viele emotionale Fußballfeste gefeiert. Was die Emotionalität angeht, gab es keine andere Frage.“ Der RB-Präsident verriet zudem: „Es freut auch Herrn Mateschitz, dass das Pendel in Richtung der jetzigen Red-Bull-Arena ausgeschlagen ist.“ Bei den vier Stadionbesuchen von Firmengründer und Milliardär Dietrich Mateschitz in Leipzig, zuletzt am Samstag gegen Hertha BSC, ging RB jedes Mal als Sieger vom Platz.

Matthias Roth/Guido Schäfer

LVZ

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