RB Leipzig wacht zu spät auf – 1:2-Niederlage bei Borussia Dortmund
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Da entscheidende Tor: Emre Can trifft zum 2:0 für den BVB.
© Quelle: IMAGO/Neundorf/Kirchner-Media
Dortmund. Dem Sonnenuntergang entgegen: Es mutete idyllisch an. Zu Fuß zum Top-Spiel. Kleiner Spaziergang, große Wirkung. Zweiter gegen Vierter – eine Partie, zu der man auch zu Fuß gehen würde, wenn kein Streik herrscht. Zug, Flugzeug, Taxi oder die S-Bahn (die nicht bestreikt wurde) – alles auch möglich an diesem Freitagabend. Irgendwie kamen die Massen zum ausverkauften Signal-Iduna-Park, die letzten Meter aus der Stadt, vom Bahnhof oder der Kneipe um die Ecke. Nachdem die Sonne längst untergegangen war, hatten alle 81.365 Menschen (darunter 2400 aus Leipzig) ihren zugewiesenen Platz eingenommen, die BVB-Fans der lautstarken Gelben Wand sowieso, der Block ist ihr zweites Zuhause.
Die Roten Bullen kamen herangeflogen, nahmen ihrerseits die letzten Meter mit dem Bus – und dann die Füße in die Hand. Ein intensives Spitzenspiel stand ins Haus. Ausnahmekulisse, Ausnahme-Tabellensituation und Ausnahmekicker auf dem Platz. Schwarz-Gelb gegen Rot-Weiß. Oder auch: RB Leipzig zu Gast bei Borussia Dortmund, Rückspiel in der Saison 2022/2023. Das ging dank seiner bemerkenswerten Effizienz mit einem 2:1 (2:0) an den BVB.
Nkunku zurück in der Startelf
Leipzigs Unterschiedsspieler Christopher Nkunku stand erstmals seit seiner Knieverletzung und drei Einwechslungen wieder in der Startelf. Beim BVB waren alle Augen auf Jude Bellingham gerichtet – zwei Männer, die bald in England spielen dürften.
RB-Trainer Marco Rose beorderte bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte neben Nkunku drei weitere neue (aber natürlich bekannte) Spieler in die Startelf im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Nkunku stürmte für Timo Werner (kurzfristig erkrankt), André Silva übernahm für Yussuf Poulsen und Xaver Schlager kehrte für Kevin Kampl als Sechser zurück. Für den gelbgesperrten Konrad Laimer startete Amadou Haidara im Zentrum.
Der Leipziger Ausnahmekönner setzte sich als erster RB-Mann vor dem Tor in Szene – allerdings verzog Nkunku ziemlich aussichtsreich (7.). Nach nicht einmal einer Viertelstunde hätten auch schon zwei Tore auf der Anzeigetafel aufleuchten können. Aber der Treffer von Julian Brandt hielt dem VAR-Check wegen Handspiels nicht stand (13.).
Präzision im RB-Angriff fehlt
Das Gesetz, dass der Gefoulte einen Elfmeter nicht selbst schießen sollte, gilt im Spitzenspiel nicht. BVB-Kapitän Marco Reus zog nach einem langen Ball von Marius Wolf davon, nur noch RB-Keeper Janis Blaswich vor sich, der foulte. Reus trat an und traf platziert zum 1:0 (21.).
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Ansonsten schenkten sich beide Mannschaften kaum Meter auf dem Rasen. Intensität ist für beide Mannschaften keine Fremdvokabel, sondern Profi-Alltag. Der BVB konnte nicht anders, als von seinen Tribünen gepusht loszustürmen – doch RB löste sich aus dem schwarz-gelben Gürtel mitunter geschickt, wollte Nkunku, Silva und Co. gut aussehen lassen vor der Gelben Wand. Der BVB als Spitzenreiter – das ließ sich aber nur mit präziserem Abschluss verhindern. Emil Forsberg flankte, Marcel Halstenberg rauschte heran, der Ball verschwand in der Gelben Wand (35.).
Ein Tor für den BVB lässt die Fans gerne von der Deutschen Meisterschaft singen – etwa als Emre Can vor der Halbzeitpause per Distanzschuss das 2:0 erzielte (39.). Ein möglicher Deutscher Meister müsste diese gelebte Effizienz mitbringen.
Leipziger Aufholjgad kommt (zu) spät
Das Leipziger 3:0 vom Hinspiel beim Rose-Debüt – zu diesem Zeitpunkt nur noch eine schöne Erinnerung. Aber die Vergangenheit hat auch gezeigt: RB kann Aufholjagd. Aber geht das auch gegen diesen BVB 2023, ungeschlagen? Silva lässig mit dem Außenrist – kann an guten Tagen klappen (48.). Was fast schon klappen muss: Sein Eins-gegen-Eins-Duell mit BVB-Keeper Alexander Meyer, der blitzschnell die Hände einsetzte (69.) – kurz zuvor lenkte Blaswich noch einen Reus-Schuss über die Latte. Da war doch noch was drin, in dieser Spitzenspielkiste.
RB lief der Gelben Wand davon, der BVB mittlerweile viel beschäftigt – und beim 1:2 in der Verteidigung ausgespielt. Schlager auf David Raum und dann schloss Forsberg die starke Kombination ab (74.). Für die letzten Minuten stürmte noch der kränkelnde Werner mit – der BVB, inzwischen mit Mats Hummels als Abwehrrecke, verteidigte den Sieg über die Zeit. Noch vor dem Spitzenspiel-Abpfiff musste Schlager angeschlagen vom Rasen gehen (89.) – da hatte RB schon fünf Mal gewechselt. Auch in Unterzahl gab’s noch zwei Chancen – doch die Schüsse von Werner und Forsberg in der Nachspielzeit wurden geblockt.
Die Statistik zum Spiel:
BVB: Meyer - Wolf, Süle, N. Schlotterbeck, Ryerson - Can, Reus (72. Bynoe-Gittens), Özcan (83. Dahoud), Brandt, Bellingham - Haller (72. Modeste).
RB: Blaswich – Henrichs, Orban (71. Simakan), Gvardiol, Halstenberg (61. Raum) – Haidara (84.), Schlager – Forsberg, Szoboszlai – Nkunku (83. Werner), Silva (72. Poulsen).
Tore: 1:0 Reus (21./FE); 2:0 Can (39.); 2:1 Forsberg (74.).
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft).