Trainer-Effekt bleibt aus: RN Löwen zerlegen SC DHfK Leipzig 27:36
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Interimstrainer Milos Putera war mit seinem Latein am Ende, konnte seiner Mannschaft des SC DHfK Leipzig bei einer deutlichen Niederlage nur zusehen.
© Quelle: Christian Modla
Leipzig. Alles sollte auf den Prüfstand, jede Kleinigkeit beim SC DHfK Leipzig hinterfragt werden. Viel Zeit war bis zum ersten Spiel nach der Freistellung von Trainer André Haber nicht – und es sollte direkt ein schweres werden. Die Rhein-Neckar Löwen waren am Mittwochabend für die zweite Runde des DHB-Pokals in der Messestadt und stellten das neue Trainer-Gespann und ihr Team auf die Probe. Und zerlegte die sächsische Sieben nach allen Regeln der Kunst. Mit 27:36 (15:16) müssen die Grün-Weißen für den Moment anerkennen: einen Trainer-Effekt gab es (noch) nicht.
Nicht einmal der gewohnte Hallensprecher war den 3853 Fans für dieses Spiel geblieben. Für den erkrankten Sascha Röser sprang Moderations-Meister Roman Knoblauch ein, der in der Leipziger Sport-Szene wahrlich kein Unbekannter ist. Eine weitere Neuerung: die rund 100 Gästefans der Löwen wurden in einem eigenen Fanblock untergebracht und machten hinter dem Kasten von Ex-Leipziger Joel Birlehm im ersten Durchgang mächtig Stimmung.
Putera statt Haber am Spielfeldrand
Am ungewöhnlichsten für die Fans und Journalisten vor Ort war jedoch der Blick an den Spielfeldrand. Hier war André Haber in den vergangenen Jahren auf- und abgetigert, hatte sich mit Schiedsrichtern und dem Kampfgericht angelegt, seine Mannschaft zu Siegen geschrien und bei jeder Niederlage sichtlich gelitten. Sein Nachfolger Milos Putera zeigte sich ähnlich diskussionsfreudig, doch kehrte immer wieder dahin zurück, wo er immer stand – ganz nah bei seinen Torhütern. Co-Trainer Matthias Albrecht, bewaffnet mit einem Klemmbrett und einem Kugelschreiber, führte fleißig Statistik und wirkte wie ein Ruhepol auf der Bank. Reichlich Kommunikation übernahm ein ganz anderer: Enrico Henoch. Der Videoanalyst war immer wieder im Gespräch mit den einzelnen Spielern und koordinierte die Wechsel.
Traum des SC DHfK ist aus
Auf der Platte hingegen waren die üblichen Gesichter zu sehen, mit den üblichen Leistungen. Im Innenblock war Marko Mamic zurück, neben ihm spielte Youngster Mika Sajenev mutig mit. Wie so oft machten die Grün-Weißen ihr Ding zunächst nicht schlecht, hielten lange mit dem Top-Team von Trainer Sebastian Hinze mit. So hielt Kristian Saeveras nach gut sechs Minuten einen Strafwurf von Uwe Gensheimer und damit die knappe 3:2-Führung fest. Zwar machte Rechtsaußen Patrick Groetzki den Leipzigern mit reichlich Treffern zu schaffen, doch bis zur 20. Minute waren die Sachsen immer wieder in Führung. Dann verfielen sie wieder in alte Muste. Die Fehlpässe, die sie bereits in Magdeburg reichlich gezeigt hatten, waren zurück. Gute Einzelaktionen von den Außen Lukas Binder und Lukas Krzikalla hielten die Leipziger zur Pause mit 15:16 in Schlagreichweite.
Doch zwei Minuten nach dem Pausenpfiff hatten sich die Mannheimer auf 15:19 entfernt und die Arena für einen Moment fast verstummen lassen. Bereits in der 35. Minute zog Putera seine nächste Auszeit (16:22), bekam sein Team aber gegen Juri Knorr und Co. nicht mehr auf die richtige Spur. Spätestens die Unterzahl ab der 40. Minute brach den DHfK-Profis das Genick, als auch der ehemalige Torhüter der Grün-Weißen den leeren Kasten auf der anderen Spielfeldseite traf (20:27).
„Einmal Leipzig, immer Leipzig“, kämpften die Fans beim Spielstand von 23:32 nach lediglich 48 absolvierten Minuten gegen die übermächtigen Löwen an. Es sollte nicht mehr helfen. Zu unsicher waren die Männer von Milos Putera, zu stark Keeper Joel Birlehm. Mit 27:36 ist der Traum von einem erneuten Final Four im Pokal aus – und der von einer schnellen Trendwende ebenfalls.
Stimmen zum SC DHfK Spiel:
Marko Mamic (SC DHfK Leipzig): "In der zweiten Halbzeit ist genau das passiert, was schon das ganze Jahr passiert. Erst spielen wir gut, kommen über unsere Emotionen, kämpfen. Dann kommt diese zweite Hälfte und wir spielen völlig hektisch, haben gar keine Ruhe, laufen ohne System hin und her. Es fällt mir schwer, dafür Worte zu finden. Wir haben uns heute selbst getötet. Diese ganzen Fehlpässe, die üben wir nicht im Training. Die kommen, weil wir keine Ruhe haben. Die müssen wir wieder finden."
Joel Birlehm (Rhein-Neckar Löwen): "Wir hatten uns für den Anfang eigentlich mehr vorgenommen. In der Abwehr hatten wir noch nicht die Höhe, wie in der zweiten Halbzeit und waren im Tempo manchmal zu fahrig. Das haben wir in der Halbzeit besprochen. Aus der Kabine kamen wir heraus, haben alles gut umgesetzt und bis zuletzt durchgezogen. Wir wollten Laufen, Laufen, Laufen und richtig hart verteidigen. Das haben wir gemacht."
Sebastian Hinze (Trainer Rhein-Neckar Löwen): "Durch unsere Leistung in der zweiten Halbzeit war es ein verdienter Sieg. In der ersten Hälfte war es ein sehr enges Spiel, in dem beide Mannschaften die Chance hatten, höher in Führung zu gehen. Beide Teams haben es verpasst, die Schwächephasen des Gegners auszunutzen. In die zweite Halbzeit sind wird defensiv wie offensiv stark gestartet. Wir haben uns einen Puffer von vier Toren erspielt und sind dann konsequent vorgegangen. Immer wenn Leipzig verkürzt hat, haben wir mit der Schnellen Mitte geantwortet."
Milos Putera (Trainer SC DHfK Leipzig): "Die Jungs haben gut gekämpft, vor allem in den ersten 30 Minuten. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir mit einer schwachen Phase angefangen und ich konnte den Jungs mit meinen Anweisungen leider nicht helfen. Mir hat es gefallen, dass sie sich zum 20:24 noch einmal rangekämpft haben – dann kamen leider ein paar mehr Paraden von Joel (Birlehm, Anm. d. Red.) als wir wollten. Der Vorsprung war zu groß und den Sieg haben sie dann locker eingefahren."